Tatsächlich blieb diese Entwicklung bislang aus. Hauptgrund dafür war die sogenannte Bankenunion, deren Umsetzung schon vor rund fünf Jahren beschlossen worden war. Sie sieht einheitliche Finanzmarktrichtlinien, Regelungen zur Bankenabwicklung sowie eine gemeinsame Einlagensicherung vor. All dies würde dazu gereichen, dass europäische Institute fortan einfacher miteinander fusionieren könnten, um so auch der US-Konkurrenz die Stirn zu bieten.

«Rein wirtschaftlich gesehen könnten Konsolidierungen sinnvoll sein», sagt auch Majoros Gergely, Bankenexperte beim französischen Asset Manager Carmignac Gestion. «Allerdings haben wir in Europa noch zu viele Finanzinstitute, die zu national geprägt sind. Um international mit grossen US- und chinesischen Häusern konkurrieren zu können, bräuchte Europa tatsächlich grössere Banken.»

Dass die Bankenunion bis jetzt nicht vom Fleck kam, liegt unter anderem daran, dass in Deutschland Sparkassen und Genossenschaftsbanken befürchten, für Finanzinstitute im Süden haften zu müssen. Darum haben sie sich gegen eine paneuropäische Einlagensicherung gewehrt. Doch das könnte sich nun 2020 ändern, wenn Deutschland im zweiten Halbjahr die EU-Ratspräsidentschaft übernimmt und Berlin den Weg für eine Bankenunion ebnet – indem der Widerstand gegen ebendiese Einlagensicherung gebrochen wird.

«Wir brauchen einen echten europäischen Binnenmarkt, um auf Dauer mit den Grossmächten USA und China mithalten zu können», betonte denn auch Stefan Simon, designiertes Vorstandsmitglied der Deutschen Bank, am Neujahrsempfang von vergangener Woche in Freiburg im Breisgau. 

«Too small to survive»

Eine Bankenunion würde das Fusionskarussell endlich anstossen. Und diese Entwicklung wäre auch für die Schweizer Grossbank relevant. Denn vorbei sind die Zeiten, als UBS und Credit Suisse eine globale Sonderrolle für sich in Anspruch nehmen konnten. Zu sehr sind beide Häuser heute auch ein Teil Europas, so dass ein Schulterschluss mit einem anderen Institut zu einer Conditio-sine-qua-non wird.

«Kritische Masse ist im Banksektor zentral, um glaubwürdig und wettbewerbsfähig zu werden – oder zu bleiben», räumte auch UBS-Chef Ermotti im vergangenen November am Jahrestreffen des Swiss Finance Institute (SFI) in Zürich ein. Wie er schon oft gesagt habe, gehe es nicht mehr um «too big to fail», sondern um «too small to survive».

Zuviel Besitzstandswahrung

Gewisse Annäherungen hat es bereits auch gegeben, etwa mit den Gesprächen zwischen der UBS und der Deutschen Banken im Asset Management. Doch zu einem Abschluss kam es nicht. Auch andere grosse Institute haben in jüngster Zeit ihr Interesse an Fusionen bekundet wie die Société Générale, ING, die Commerzbank oder Unicredit – ebenfalls ohne Erfolg.

Allerdings sind es nicht nur die Rahmenbedingungen, die solche Zusammenschlüsse erschweren, sondern, gerade im Fall der UBS und der CS, steht sich auch das Management selber im Weg.

Denn bei beiden Banken ist eine Konzernleitung im Amt, die die Finanzkrise noch selber erlebt hat und entsprechend eine überdurchschnittlich grosse Risikoaversion an den Tag legt. Das erschwert die Ambition, mit sich einem anderen Institut zusammenzuschliessen. Das Verhalten dieser Top-Manager läuft auf Besitzstandswahrung hinaus, sowohl für die Bank als auch für sich persönlich, da sie in den nächsten zwei Jahren aus ihrem Amt ausscheiden werden.

Mutige Transaktionen

Erst neue Manager, die heute Anfang 40 sind und die Finanzkrise rein altersmässig nicht als Chefs erlebt haben, werden in der Lage sein, in die Offensive zu gehen und mit mutigen, aber durchdachten Transaktionen dazu beitragen, dass Europas Banken wieder an Dynamik gewinnen und deren Aktienkurs steigt. Denn auf lange Sicht ist ein Wirtschaftsraum mit einer eigenen Währung, aber ohne eigene Grossbank nur schlecht vorstellbar.

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