Der Rücktritt von Credit-Suisse-CEO Tidjane Thiam entsprach nicht dem Wunschszenario von Thomas Braun. Trotzdem würde sich der Schweizer Fondsmanager einer Aktionärsrevolte gegen Bankpräsident Urs Rohner nicht anschliessen, wie er zu finews.ch sagt. 

Herr Braun, wie haben Sie als Aktionäre die Ereignisse der letzten Monate bei der Credit Suisse miterlebt?

Das ist sicher für CS nicht gut gelaufen. Wobei die CS ja schon lange ein Problem mit der Schweizer Presse hatte. Das Gute an der Sache ist, dass jetzt nicht nur bei CS klar ist, dass man solche Methoden nicht anwenden soll und darf.

War für Sie der CEO-Wechsel die richtige Massnahme?

Anders hat man das nicht mehr flicken können. Für mich war der CEO-Wechsel ein notwendiger Befreiungsschlag.

«Thomas Gottstein muss jetzt Ruhe ins Unternehmen bringen»

Wenn jede Woche einer bis fünf negative Artikel über die Bank erscheinen, geht das irgendwann nicht mehr. So konnte die CS nicht weiterkutschieren.

Grosse Aktionäre im Ausland sahen das anders.

Es ist ein Schweizer Ereignis, ein Zürcher Ereignis sogar, aber die Schweiz ist eben wichtig. Von hier kommt immer noch der grösste Teil des Gewinns bei der CS. Der Verwaltungsrat konnte nichts anderes mehr machen, das war die richtige Lösung für die Bank.

Welche Aufgaben stellen sich dem neuen CEO?

Thomas Gottstein muss jetzt Ruhe ins Unternehmen bringen und wieder für ein vernünftiges Verhältnis zur Schweizer Presse sorgen.

Und strategisch?

Ich will jetzt nicht Ratschläge erteilen. Natürlich gibt es immer Dinge in der Organisation, die man verbessern muss, diese sind jedoch unter meinem Radar.

«Ich war einer der wenigen, die viel Gutes bei Thiam gesehen haben»

Was auffällt ist, dass Asien weniger vom Fleck kommt. Das ist sicher etwas, das man noch einmal anschauen muss. Aber grundsätzlich braucht es keine Kursänderung.

Ist Gottstein der Richtige?

Ich finde die Wahl richtig. Er hat einen Leistungsausweis und eine gute Reputation. Ich habe nie etwas Schlechtes über ihn gehört.

Wobei auch er aufgrund der Khan-Affäre einmal in der Kronenhalle laut wurde.

So etwas sollte nicht passieren. Aber man kann es emotional verstehen. Ich empfinde ihn als Gentleman. Ein guter Typ, fair. Er strahlt in dieser Situation das richtige aus.

Also bedauern Sie den Abgang von Tidjane Thiam nicht?

Persönlich hätte ich es lieber anders gehabt. Ich hätte es gut gefunden, wenn die Affäre so begraben worden wäre. Ich war einer der wenigen, die viel Gutes bei Thiam gesehen haben. Er ist intelligent, hat Tiefgang und Rückgrat und seine internationalen Beziehungen sind beeindruckend.

«Urs Rohner hat sicher ein paar Mal eine unglückliche Falle gemacht»

Ausserdem hat er bei der CS trotz viel Gegenwind das richtige getan. Die Kosten mussten runter. Stellen sie sich vor wenn nicht – dann würde die Bank um ihr Überleben kämpfen.

Der grösste CS-Aktionär, David Herro von Harris Associates, ist nach wie vor der Meinung, auch der Verwaltungsratspräsident sollte zurücktreten. Wie sehen Sie das?

Ich sehe seine Argumente. Urs Rohner hat sicher ein paar Mal eine unglückliche Falle gemacht. Er hat Brady Dougan viel zu spät ausgewechselt und die Boni waren angesichts der hohen Verluste zu hoch. Thiam zu holen war gut, aber er hätte in kulturellen Fragen früher eingreifen sollen. Ob er das gemacht hat, weiss ich nicht, aber bei der CS ist schon sehr lange Feuer im Dach.

Also würden Sie seine Abwahl unterstützen?

Jetzt geht es um die Bank, darum hat David Herro mit seiner Einschätzung nicht ganz recht. Die Strategie bleibt ohnehin dieselbe, diese hat Thiam richtig aufgegleist. Rohner hat jetzt ein Jahr Zeit um die Nachfolge geordnet und solide vorzubereiten.

«Mit etwa 13 Franken ist die Aktie extrem günstig»

Wenn man ihn rauswirft, muss wieder eine Schnelllösung her, was für die Bank nicht gut ist. Ich hätte es lieber geordnet. Aber ich denke schon, dass Herro probieren wird, Rohner abzusetzen.

Sie sagen, die Strategie sei die Richtige. Welche Hoffnungen haben sie für den Aktienpreis?

Das Ziel von einem Return on Tangible Equity von 10 Prozent noch dieses Jahr ist für mich nicht aus der Luft gegriffen. Mit etwa 13 Franken ist die Aktie extrem günstig. Der Buchwert pro Aktie ohne Goodwill liegt bei ungefähr 17,50 Franken. Über Kurz oder Lang muss sie da hin.


Thomas Braun ist einer der Gründer der Investment-Boutique BWM. Das 1997 gegründete Unternehmen betreibt drei Fonds mit einem Value-Investing-Ansatz. Braun ist als Portfoliomanager unter anderem für eine CS-Beteiligung von gegen 3 Millionen Aktien verantwortlich. Bereits seit 1982 ist er als Finanzanalyst und Portfoliomanager tätig. 

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