Goldman Sachs verstärkt das Wealth Management in der Schweiz mit zwei Schwergewichten der UBS, wie Recherchen von finews.ch ergeben haben. Sie sollen das Geschäft mit superreichen Kunden vorantreiben.

Goldman Sachs hat Alain Krüger und Marc Mandosse von der UBS abgeworben. Krüger ist als Co-Chef von Goldman Sachs in Genf neben Marie-Ange Causse vorgesehen, wie Recherchen von finews.ch ergeben haben.

Die beiden UBS-Schwergewichte sollen das Vermögensverwaltungsgeschäft von Goldman Sachs mit superreichen Kunden in der Schweiz voranbringen, nachdem die amerikanische Bank vergangenes Jahr eine neue Strategie für ihr Wealth Management in Europa bekannt gegeben hatte.

UHNW- und Family-Office-Banker

Die Bank gab zu den Recherchen von finews.ch keinen Kommentar ab. Doch sollen Krüger (Bild unten) und Mandosse im Verlaufe dieses Jahres zu Goldman Sachs stossen. Krüger leitete bislang den Bereich UHNW und Family Offices der UBS in der Westschweiz, Mandosse ist sein Stellvertreter.

Alain Krueger

Beide waren im Jahr 2013 von der UBS nach Genf geschickt worden, um dort eine Einheit für superreichen Kunden und Family Offices aufzubauen, die mit ihren anspruchsvollen Bedürfnissen auch Dienstleistungen und Produkte aus der Investmentbank benötigen.

Unternehmer mit viel Cash

Damit passen Krüger, ein ehemaliger Investmentbanker, und Mandosse zur Strategie von Goldman Sachs. Stefan Bollinger, der Schweiz-Chef und Co-Chef für das Wealth Management in der Emea-Region (Europa, Naher Osten, Afrika) ist, hatte vergangenen Herbst folgenden Plan umrissen: Kunden mit Vermögen von über 30 Millionen Dollar sollen bei Goldman Sachs eine intensive Finanzberatung erhalten, wobei die Wealth Manager eng mit den Investmentbankern zusammenarbeiten.

Bollinger peilt insbesondere Unternehmer mit sogenannten «Liquidity Events» an, beispielsweise nach dem Einstieg von von Private-Equity-Investoren oder nach Börsengängen. Diese haben in Zeiten von Negativzinsen dringenden Bedarf, den so gewonnenen Cash sicher und gewinnbringend zu investieren.

Genf als Basis für Europa-Push

In Genf, wo Goldman Sachs erst seit letztem Jahr wieder eine Niederlassung hat, und in Zürich will Bollinger gut 30 Kundenberater anstellen. In Europa soll die Anzahl Front-Angestellter um rund 100 Personen ansteigen.

Genf nimmt in der Wealth-Management-Strategie von Goldman Sachs eine zentrale Rolle ein. Vergangenes Jahr engagierte die US-Bank Dominique Wohnlich als Wealth-Management-Chef für die Schweiz.

Credit Suisse und UBS angreifen

Goldman Sachs verfügt im UHNW-Geschäft in Europa über 1 Prozent Marktanteil und tritt mit dieser Strategie vor allem der Credit Suisse und der UBS auf die Füsse. Beide Schweizer Grossbanken streben seit längerem eine engere Verzahnung von Wealth Management und Investmentbank an.

Goldman Sachs kann dabei auf den ausgezeichneten Ruf ihrer Investmentbank zählen. Die Ironie dabei ist, dass die Wall-Street-Bank ihr Wealth Management deutlich verstärken will, um die Abhängigkeit von den Handelserträgen ihrer Investmentbank zu reduzieren.

Gezielte Technologie-Akquisitionen

Goldman Sachs zeigt sich dabei durchaus als innovatives Haus, das seine verschiedenen Geschäftsbereiche strategisch und technologisch miteinander verbindet. So startete die Investmentbank mit dem Brand Marcus eine Retail-Onlinebank, deren Einlagen helfen, die Kapitalkosten insgesamt zu senken.

Goldman Sachs kaufte vergangenes Jahr den amerikanischen Wealth Manager United Capital, eine Akquisition, die hierzulande kaum wahrgenommen worden ist. Der Kauf – Goldman Sachs gab mit 750 Millionen Dollar schon einige Jahre nicht mehr so viel Geld für eine Übernahme aus – erfolgte kaum wegen der rund 25 Milliarden Dollar verwalteten Vermögen von United Capital, sondern wegen deren ausgereiften Technologie-Plattform.

Kürzlich kaufte Goldman Sachs in den USA Folio Financial, eine Depotbank für unabhängige, aber regulierte Vermögensverwalter. Auch Financial Folio gilt in den USA als technologischer Vorreiter.

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