Das in der Europabank in Frankfurt zusammengefasste europäische Geschäft der UBS hat letztes Jahr erneut weniger verdient. Chefin Christine Novakovic hat mit einem schwierigen Erbe und einer unberechenbaren Zukunft zu kämpfen.

Der Gewinntrend der Europabank der UBS, der UBS Europe, zeigt nach unten. Hatte die erst vor vier Jahren gegründete Europa-Einheit 2017 noch einen (allerdings von Sondereffekten getriebenen) Bilanzgewinn von 138,2 Millionen Euro ausgewiesen, waren es ein Jahr später noch 68,1 Millionen und 2019 zuletzt 46,7 Millionen Euro. Der Vorsteuergewinn belief sich letztes Jahr auf gut 81 Millionen Euro, wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht.

Zudem stagnierte das Wachstum im Vermögensverwaltungs-Geschäft mit reichen Privatkunden, auf dem der Fokus der Schweizer Grossbank in Europa liegt. Laut dem Geschäftsbericht hatte die Europabank mit 5,5 Milliarden Euro an Neugeld gerechnet, musste dann aber Abflüsse von 2,1 Milliarden Euro hinnehmen. Ausser in Deutschland war die Entwicklung überall negativ. Das verwaltete Kundenvolumen stieg 2019 um 8 Prozent auf über 144 Milliarden Euro an, wobei die Ertragsmarge auf den Vermögen leicht rückläufig war.

Zuflüsse in Deutschland

Vor allem in Deutschland und Grossbritannien betreibt die UBS ein namhaftes Investmentbanking. Vor dem Hintergrund des Austritts Grossbritanniens aus der EU wurden im März 2019 die Londoner Tochter der UBS mit der Europabank verschmolzen. Diese Sparte übertraf ihre Ziele letztes Jahr um 3 Prozent.

Wie die UBS gegenüber der «NZZ» (Artikel bezahlpflichtig) ausführte, die zuerst über das Resultat der Europabank berichtete, war auch die Entwicklung im bisherigen Jahr 2020 verhalten. Aufgrund der durch die Coronakrise belasteten Börsen stagnierten die verwalteten Vermögen bei den 144 Milliarden Euro vom letzten Dezember. Immerhin, in Deutschland erhöhten sich die Kundengelder um knapp 11 Prozent auf 51 Milliarden Euro.

Ein kleiner Lichtblick für Christine «Christl» Novakovic, die seit dem Frühling 2019 die Europabank zusätzlich zu ihrer Rolle als Vermögensverwaltungs-Chefin für Europa bei der UBS leitet. Doch die Zahlen zeigen am besten, mit welch schwierigem Erbe die Südtirolerin in ihrem Aufgabenbereich zu kämpfen hat – und dies bei höchst unsicheren Zukunftsaussichten.

Buntscheckiges Ländergeschäft

UBS Europe SE gleicht, und daran scheint sich nicht viel zu ändern, einem Supertanker mit wenig Passagieren. Die Europabank betreut mit 1'980 Mitarbeitenden und einer milliardenteuren, hochmodernen Schweizer Buchungsplattform Vermögen, die sich Rahmen einer mittelgrossen Schweizer Privatbank wie EFG bewegen. Damit ist es schwierig, auf einen grünen Zweig zu kommen, zumal sich das Ländergeschäft als höchst heterogen erweist.

Von zwölf europäischen Ländern, in denen die Banker der UBS unterwegs sind, lieferten weniger als die Hälfte einen Vorsteuergewinn ab – Grossbritannien, die Niederlande, Luxemburg, Österreich und Spanien. Deutschland wurden die Treasury-Aktivitäten der anderen Länder belastet, was zu einem Vorsteuerverlust von über 53 Millionen Euro führte. Am meisten zum Gesamtergebnis trugen die Briten mit gut 32 Millionen Euro bei.

Kosten sinken nicht schnell genug

Schon Novakovics Vorgänger bei der UBS Europe, Thomas Rodermann, hatte den Fokus auf die Kosten gelegt. Doch diese sinken nicht schnell genug, was zu einem Kosten-Ertrags-Verhältnis (CIR) beiträgt, das zumindest 2019 meilenweit von der Zielmarke entfernt lag: Geplant waren 77 Prozent, erreicht wurden deutlich schlechtere 91 Prozent.

Hartnäckig halten sich auch die juristischen Risiken für die UBS in Europa. Seit dem Umschwenken auf die Weissgeld-Strategie hat die Grossbank zwar alle «Legacy»-Schwarzgelder in der Region entweder regularisiert oder abgestossen. Behörden in diversen europäischen Staaten – ganz abgesehen vom Steuerstreit mit Frankreich, bei dem es um Milliarden geht – befassen sich aber weiterhin mit der grössten Schweizer Bank.

Spanische «Hochrisiko-Einheit»

In einem Prozess im deutschen Mannheim wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung konnte sich die UBS Europe im vergangenen Juni aussergerichtlich einigen; in Italien haben Strafverfahrensbehörde ein Verfahren gegen ehemalige und derzeitige Mitarbeiter in Zusammenhang mit Schwachstellen im Geldwäschebereich eingeleitet.

Ebenfalls mit Blick auf Geldwäscherei führten diverse Länderbehörden Prüfungen bei den UBS-Gesellschaften vor Ort durch. In Deutschland etwa eröffnete die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) in diesem Zusammenhang ein Verwaltungsverfahren gegen Unbekannt und gegen die UBS Europe in Deutschland.

In Italien bezeichnete ein Bericht die Ergebnisse der Prüfungen als «schwerwiegend» ein. In Spanien wurde die dortige Niederlassung der UBS Europe gar als «Hochrisiko-Einheit» eingestuft. Und nach einer 2018 erfolgten Vorort-Prüfung der Niederlassung der UBS Europe in Österreich leitete die dortige Bankenaufsicht dieses Jahr ein Verwaltungsverfahren zu geldwäscherechtlichen Themen ein.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.64%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.54%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.2%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.11%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.52%
pixel