Bei der UBS war sie weit oben in der Risikokontrolle tätig und auch mit der Aufklärung eines Vergewaltigungsfalles beauftragt. Nun hat sie zum Rückversicherer Swiss Re gewechselt – und arbeitet unter einem früheren Chef.

Head Internal Audit klingt nicht nach viel: Doch die Position, welche Ursula La Roche, seit dieser Woche gemäss ihrem Linkedin-Profil beim Rückversicherer Swiss Re bekleidet, hat in den letzten Jahren grosse Wichtigkeit erhalten.

Seit starke Risikokontrolle und Compliance in der Finanzindustrie zu den regulatorischen Anforderungen gehört und die Unternehmen selber bei der internen Überwachung und den Kontrollen über ihre Angestellten massiv aufgerüstet haben, sind die Auditors zu einer Art Sicherheitsnetz geworden. Sie greifen dort vorzeitig ein, wo möglicherweise die externen Auditoren ein Haar – oder auch mehr — in der Suppe finden könnten und dem Unternehmen Fehler oder Missstände in der Corporate Governance, bei den internen Kontrollen und bei den Buchhaltungsprozessen ankreiden könnten.

Zurück bei Patrick Raaflaub

Bei einem Rückversicherer wie Swiss Re, dessen Kerngeschäft das Risikomanagement ist, kommt der Rolle des Head Internal Audit entsprechend hohe Bedeutung zu. Es mag darum kein Zufall sein, dass der Chief Risk Officer bei der Swiss Re, Patrick Raaflaub, mit Ursula La Roche nun eine enge Mitarbeiterin hat.

Die Verbindung geht auf die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) zurück. Raaflaub war von 2008 bis 2014 dort der Direktor gewesen. La Roche kam Anfang 2011 von der Börsenbetreiberin SIX, wo sie Finanzchefin war, zur Finma und übernahm dort die Aufsicht über die UBS. Den Job machte die Baslerin offenbar so gut, dass sie per Anfang 2015 zur Grossbank wechselte. Raaflaub hatte kurz zuvor die Finma in Richtung Swiss Re verlassen.

Mitglied von Ermottis «Prätorianergarde»

La Roche begann zunächst im Audit des UBS Wealth Managements und erhielt zwei Jahre später eine neue Aufgabe: Head Group Investigations. Allgemeiner formuliert avancierte La Roche zur obersten Detektivin innerhalb der UBS. Der Aufstieg kam mit der Promotion zur Group Managing Director, der «Prätorianergarde» unter dem vormaligen CEO Sergio Ermotti, einer Elite-Truppe von gut 100 hochrangigen Managerinnen und Managern.

Als Head Investigations führte La Roche alle regional tätigen Detektiv-Teams in Zürich, Singapur, Hongkong, London und New York, bestimmte Richtlinien und Prozesse und war auch für die «Whistleblower» zuständig. Sie berichtete dabei direkt an Ermotti.

Vergewaltigungsfall kam an die Öffentlichkeit

In dieser Rolle beschäftigte sich La Roche im Jahr 2018 auch mit dem Vergewaltigungsfall in London, bei dem eine Praktikantin Opfer eines sexuellen Übergriffs eines Vorgesetzten bei der UBS geworden war.

Bei der Aufarbeitung des Falles machte die Grossbank offenbar einige gravierende Fehler, welche das Vergewaltigungsopfer an die Öffentlichkeit trug. Zwischenzeitlich beschäftigte sich auch die britische Finanzaufsicht FCA mit dem Fall.

La Roche war in direktem Kontakt mit dem Opfer und mit den mit der Aufarbeitung engagierten Anwälten, um die Wogen zu glätten und Lehren für die UBS aus dem Fall zu ziehen. Erst zwei Jahre später erzielte die UBS mit dem Opfer eine aussergerichtliche Einigung, nachdem dieses zunächst eine Klage gegen die Grossbank angestrengt hatte.

Wie der CEO auch zur Swiss Re

La Roche hatte inzwischen den Job als Head Investigations an Emma Molvidson weitergegeben und sich als Chief Operating Officer Compliance and Operational Risk mehr organisatorischen Themen zugewandt, bei denen es auch um die Automatisierung und Digitalisierung der Aufgaben und Bereiche ging. Ihr Chef war dabei Markus Ronner, den Ermotti 2018 in die UBS-Geschäftsleitung geholt hatte.

Ermotti verliess die UBS ein paar Monate vor La Roche – aber die Richtung ist dieselbe. Er wird Verwaltungsratspräsident von Swiss Re.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.48%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.55%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.25%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.13%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.59%
pixel