Die neue General Counsel der UBS Barbara Levi lässt beim Minenkonzern Rio Tinto prominente Rechtsstreitigkeiten zurück – und übernimmt bei der Grossbank nicht minder heikle Fälle.

Barbara Levi ist keine Freundin des Multi-Tasking. In einem Fachmagazin erklärte sie unlängst, wenn sie etwas in ihrer Karriere als Konzernjuristin gelernt habe, dann sei es, eine Sache nach der anderen in Angriff zu nehmen. «Sonst endet es damit, dass man viele Dinge aufs Mal tut, ohne wirklich etwas zu bewegen», warnte Levi.

Wie auch finews.ch berichtete, wird die gebürtige Italienerin ab kommenden November den Posten des General Counsel von Markus Diethelm übernehmen, der die Geschicke der Grossbank und des Schweizer Bankenplatzes in diversen Finanzaffären und im Steuerstreit mit dem Ausland entscheidend geprägt hat. Dabei zeichnet sich jetzt schon ab, dass Levi bei der grössten Schweizer Bank mehrere grosse Fälle aufs Mal jonglieren muss – insofern ist für sie keine Entspannung nach dem Job bei Rio Tinto in Sicht.

Auf Gold gestossen

Levi hatte dort im Januar letzten Jahres ebenfalls die Rolle der Chefjuristin von Philipp Richards übernommen, der beim australisch-britischen Minenkonzern in Rente ging. Die Ankunft der versierten Wirtschaftsanwältin, welche zuvor beim Basler Pharma-Multi Novartis das Antikorruptions-Team geführt hatte, war damals heftig beklatscht worden: Der Bergbau-Riese wurde beglückwünscht, mit der Compliance-Spezialistin auf Gold gestossen zu sein.

Vor diesem Hintergrund überrascht es doppelt, dass Levi nach so kurzer Zeit zur UBS weiter zieht. Für gewöhnlich sind Chefjuristen bei Konzernen für Dekaden im Amt. Dies ergibt sich schon nur aus der Tatsache, dass sich komplexe Wirtschaftsfälle ebenfalls über Jahre hinziehen.

Brisante Dossiers

Das zeigt sich bei der UBS, wo Diethelm nach 13 Jahren Dienst zwei brisante Dossiers an seine Nachfolgerin weiterreicht: Das Urteil im Berufungsprozess in Frankreich wird erst im September erwartet – die UBS hätte dann immer noch die Möglichkeit bei der nächst höheren Instanz in Berufung zu gehen. Hängig ist auch ein Verfahren in den USA rund um in der Finanzkrise toxisch gewordene Hypotheken-Verbriefungen (RMBS). 2018 hatte das US-Justizdepartement (DoJ) deswegen Klage gegen die Schweizer Grossbank eingereicht.

Im Auge behalten müssen die UBS-Juristen künftig auch die Strafklage, die niederländische Staatsanwälte gegen ihren CEO Ralph Hamers prüfen.

Bei Rio Tinto ist das nicht anders. Auch hier wird nach dem Abgang Levis der Befund zutreffen: Aktenzeichen ungelöst. Das gilt nicht zuletzt für die grösste Korruptions-Affäre im Rohstoffgeschäft der letzten Jahrzehnte – den Streit um die Eisenerz-Vorkommen in Simandou im afrikanischen Guinea. Der australisch-britische Konzern spielt im Fall eine zentrale Rolle, der seit 2008 anhält und Anfang 2021 mit der Verurteilung des französisch-israelischen Rohstoffhändlers Beny Steinmetz in Genf einen neuen Höhepunkt erreichte.

Strittige Millionenzahlung

Ein Strafgericht verdonnerte Steinmetz dort wegen Korruption und Urkundenfälschung zu fünf Jahren Gefängnis sowie zu hohen Kompensationszahlungen. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass Steinmetz seiner eigenen Firma BSGR mittels Bestechung Schürfrechte in Simandou zuschanzte, die zuvor Rio Tinto gehört hatten. Steinmetz hat schon angekündigt, das Urteil anzufechten.

2010 verkaufte BSGR einen Teil jener Rechte an die Rio-Tinto-Konurrentin Vale weiter; Rio Tinto versuchte ein Jahr später, den Streit mit einer Zahlung von 700 Millionen Dollar an die Regierung von Guinea zu entscheiden – und handelte sich damit selber Korruptionsvorwürfe ein.

Im Jahr 2017 eröffnete die britische Antikorruptions-Behörde SFO deswegen eine Untersuchung gegen den Minenkonzern. Vergangenen Sommer, also unter der Ägide von Levi, verhandelte Rio Tinto mit der Behörde über einen Deal, um der Strafverfolgung zu entgehen, wie die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete.

Klage der US-Börsenaufsicht

Für die Rolle von Rio Tinto in Guinea interessierte sich auch schon das bei Schweizer Banken gefürchtete DoJ; in den USA klagt derweil die Börsenaufsicht SEC ihrerseits gegen den Bergbaukonzern: Dieser habe gegenüber Anlegern betrügerische Angaben zum Kohleabbau im afrikanischen Mosambik gemacht.

Auch diesen Rechtshandels wird Levi bei Rio Tinto nicht mehr abschliessen. Schlecht schlafen dürfte sie deswegen trotzdem nicht: Wie die Top-Juristin über sich erzählte, sind es eher Personalentscheide im Team, die ihr Nachts den Schlaf rauben.

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