Im krisengeschüttelten Fondsgeschäft der Credit Suisse hat Ulrich Körner die Zügel in die Hand genommen. Der Banking-Veteran besetzt einen zentralen Posten neu, wie finews.ch erfahren hat. Das hat eine weitreichende Bedeutung.

Niklaus Boser (Bild unten) ist per sofort zum General Counsel im Asset Management der Credit Suisse (CS) ernannt worden. Dies teilte die Grossbank intern mit. Boser wird in seiner neuen Rolle als Chefjurist des Fondsgeschäfts dem Divsionschef Ulrich Körner zur Seite stehen.

Wie auch finews.ch berichtete, hat der erfahrene Grossbanker Körner Anfang April die Leitung des krisengeschüttelten Bereichs übernommen. Der bisherige Leiter Eric Varvel sowie Schweiz- und Europachef Michel Degen wurden vor dem Hintergrund des Greensill-Debakels ihrer Posten enthoben.

Boser 500

Zum Managing Director aufgestiegen

Der promovierte Jurist und Anwalt «Nik» Boser blickt auf eine lange Karriere im Schosse der CS zurück. Im Jahr 2007 hatte er als Legal Counsel für den Aufbau Strukturierter Produkte von der Kanzlei Meyerlustenberger zur damaligen CS-Privatbanken-Tochter Clariden Leu gewechselt.

Als Spezialist für Derivate, Kapitalmarkt-Transaktionen und strukturierte Kredite stieg er im Konzern weiter auf. Im Jahr 2018 erfolgte für ihn die prestigeträchtige Beförderung zum Managing Director.

Einsitz in der Geschäftsleitung

Mit der jetzigen Ernennung nimmt er Einsitz in die Geschäftsleitung der Fondssparte sowie in deren Risiko-Komitee.

Der Ernennung Bosers kommt eine überragende Bedeutung zu: In den nächsten Monaten wird im CS Asset Management viel juristisches Können gefragt sein. So ist einerseits vorgesehen, das Geschäft aus der Division Internationale Vermögensverwaltung (IWM) unter Philipp Wehle herauszulösen und auf eigene Beine zu stellen. Eine mögliche Sollbruchstelle existiert bereits: 2017 wurde das Schweizer Asset Management in eine eigene Rechtseinheit überführt.

Neue Planspiele – Futter für Juristen

Einmal vom IWM getrennt, ergeben sich diverse Szenarien für die Sparte. Bisher hat sich die Grossbank stets zu ihrem Fondsgeschäft bekannt; doch nach dem Doppelschlag Archegos-Greensill gehen die Strategen der Bank unter Führung des neuen Präsidenten António Horta Osório möglicherweise von neuen Prämissen aus.

Im europäischen Fonds-Business ist eine Konsolidierungswelle angerollt, und gerüchteweise ist von diversen Paarungen für das CS Asset Management die Rede. Auch das wäre Futter für Juristen.

Diverse Klagedrohungen

Ebenfalls sieht sich die Bank aufgrund der blockierten Greensill-Fonds mit diversen Klagedrohungen von Investoren konfrontiert. In den USA sind diesbezüglich bereits erste Sammelklagen angerollt – es dürften weitere folgen.

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