Nach den Milliardenverlusten der Credit Suisse kochen die Spekulationen um eine Zerlegung oder einen Verkauf hoch. Auf dem Papier machen viele Optionen Sinn. In der Realität werden sie für die Bank und ihr Personal sehr schmerzhaft sein.

Selbst das sonst eher besonnene Branchenmagazin «Euromoney» (Artikel bezahlpflichtig) schrieb jüngst: Nach ihren zahlreich gewordenen Fehltritten hat sich die Credit Suisse (CS) selber zum Verkauf ausgeschrieben. Die Schweizer Grossbank würde bei ihrer aktuellen Bewertung von 24 Milliarden Franken und einem Buchwert von 0,6 ein günstiges Übernahmeziel abgeben.

Auch finews.ch schrieb, dass sich das Geschäftsmodell der CS nach dem Greensill-Fiasko und dem Archegos-Verlust überholt hat.

Zu leichtgewichtig, zu viele Interessenkonflikte

Aus dem engeren Umfeld des ausscheidenden Verwaltungsratspräsidenten Urs Rohner ist zu hören, er selber zweifle inzwischen daran, ob die CS so weiter bestehen könne. Doch es ist nicht mehr an ihm, dies zu entscheiden.

Eine ganze Anzahl von Gründen spricht dafür, warum das Ende der CS in ihrer bestehenden Form gekommen ist. Erstens hat sich gezeigt, dass die CS als global tätige Universalbank zu leichtgewichtig ist und ihre «One Bank»-Strategie zu viele Interessenkonflikte birgt.

Antonio Horta-Osorio stellt Diversifikation in Frage

Zweitens generiert die CS zu wenig Kapital, um zu wachsen. Dieser Umstand hat sich durch den Archegos-Verlust, der die Kapitalpuffer angreift, noch akzentuiert. Drittens kommt mit Antonio Horta-Osorio ein neuer Präsident ins Amt, der kein Freund von einem diversifizierten Geschäftsmodell einer Grossbank ist.

Für ein in Europa ansässiges Finanzinstitut sei das Modell einer Universalbank zu teuer und zu komplex, sagte der Portugiese kürzlich gegenüber «Euromoney».

Das Asset Management, das mit dem Engagement von UIrich Körner bereits wieder als eigenständiges Geschäft aufgeführt wurde, könnte somit in einen europäischen Merger geführt werden: mit der DWS, mit der UBS, gleich mit beiden zusammen oder als Ergänzung beim führenden europäischen Asset Manager Amundi.

Investmentbanking: Schwer verkäuflich

Auch die US-Banken sollte man nicht vergessen: Sowohl J.P. Morgan als auch Goldman Sachs wollen im Asset Management zukaufen. Das Private Banking der CS stünde J.P. Morgan oder Goldman Sachs gut an; auch ein Zusammenschluss mit Julius Bär ist verschiedentlich diskutiert worden.

Schwer verkäuflich ist hingegen das Investmentbanking der CS: Sein Wert tendierte schon früher gegen Null. Denn Synergien sind bei einem Zusammenschluss von zwei Investmentbanken in der Regel kaum zu finden.

Ein politischer Wunsch

Die Idee einer grossen europäischen Investmentbank als Gegengewicht zur US-Konkurrenz kommt ebenfalls regelmässig wieder aufs Tapet. Da könnte die CS neben der Deutschen Bank und der UBS durchaus eine Rolle spielen.

Doch solche Szenarien entsprechen eher dem Wunschdenken von Politikern. Die simple Realität ist, dass die US-Banken dank ihrer strukturellen Vorteile (grösserer Heimmarkt, weniger regulatorische Komplexität, finanzielle Schlagkraft) den Wettbewerb längst für sich entschieden haben.

Massiver Personalabbau

Fakt ist: Ein Ausverkauf der CS würde bei den meisten Optionen in einem personellen Aderlass enden. Beispiel Asset Management: Ein europäischer Zusammenschluss CS-DWS-UBS nach dem Amundi-Modell würde Produktepalette und Volumen auf ein international wettbewerbsfähiges Niveau bringen. Doch die Kosten wären erheblich und mündeten, wie bei anderen Fusionen, in einen massiven Personalabbau.

Dasselbe gilt für das Wealth Management: Hier wären Skalierungsziele noch stärker der Antrieb als bei einem Asset-Management-Deal, was erhebliche Konsequenzen beim Personal nach sich ziehen würde.

Fusionieren heisst: Kosten schiessen in die Höhe

Ein europäischer Banken-Zusammenschluss mit der CS ist ebenfalls ein Szenario. Doch steigt bei einem europäischen Merger, auch bei einem solchen mit der UBS, in erster Linie die Cost-Income-Ratio massiv an. Um die Ertragskraft einer US-Universalbank zu erreichen, wären enorme Kostensenkungen notwendig, was wiederum Tausende von Jobs kosten würde.

Unter diesen Prämissen sind die Kandidaten für den Kauf einer CS-Einheit (oder der ganzen Bank) am ehesten unter den grossen US-Banken zu suchen, die ihre internationale Vermögensverwaltung stärken möchten: in erster Linie J. P. Morgan und Goldman Sachs.

Perfekte Ergänzung

Nicht zu vergessen ist Wells Fargo. Das Institut ist zwar die drittgrösste US-Bank, gehört aber im Kapitalmarktgeschäft und in der internationalen Vermögensverwaltung nicht zu den führenden Häusern.

finews.ch schrieb im vergangenen Januar, dass unter Beratern und Investmentbankern der Konsens herrsche, eine CS und eine Wells Fargo würden sich perfekt ergänzen. In der neuen Ausgangslage müsste es nun heissen. Für Wells Fargo wäre die CS eine perfekte Ergänzung.

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