Die Börsianer rätseln, wie stark die UBS vom Fallout aus dem Evergrande-Debakel in China betroffen sein könnte. Ihre reiche Kundschaft hat die Grossbank aus der Schusslinie genommen, wie finews.ch erfahren hat. Doch geschah das früh genug?

Am vergangenen 20. Juli nahm Mark Haefele, der Investmentchef UBS Wealth Management, Evergrande auf die «Watchlist». In einem Report sah er die Bewertung der chinesischen Immobilienfirma, die damals schon taumelte, als nicht mehr ideal an. Ebenfalls wurde auf die erhöhte Volatilität verwiesen.

Damit setzte Haefele eine interne Kaskade in Gang. Wertschriften von Evergrande wurden aus den Mandaten der reichen Kundschaft entfernt. Wo die Kundinnen und Kunden selber über ihre Investments bestimmen, wurden Bankberater angehalten, entsprechend zu warnen.

Drohender Default

Morgen Donnerstag wird sich weisen, ob die Immobilien-Entwicklerin die Zinsen auf zwei ausstehenden Anleihen-Emissionen bedienen kann. Wenn nicht, wäre das Unternehmen faktisch zahlungsunfähig – und der «Default» hätte fatale Folgen für die über 300 Milliarden Dollar an Schulden, welche Evergrande bei Gläubigern noch ausstehend hat.

Wie es im Umfeld der Bank heisst, ist Evergrande in den Portefeuilles von Vermögensverwaltung-Kunden der UBS nun praktisch kein Thema mehr. Dies, während die Agentur «Bloomberg» in einem Bereich das «Exposure» der Schweizer Grossbank gegenüber auf 275,5 Millionen Dollar schätzte. Eine Zahl, welche die Bank nicht bestätigen will.

Warnungen im Januar

Auch wenn das drohende Evergrande-Debakel die reiche UBS-Klientel nicht mit voller Wucht treffen sollte: Die Warnungen dazu standen schon vor vergangenem Sommer im Raum. So entwarfen findige Analysten der UBS schon im Januar 2020 ein mögliches Szenario, wonach sich der Börsenwert der China-Firma halbieren könnte. Seit Anfang 2021 ist breit bekannt, dass Evergrande überschuldet ist.

Die Angst vor einem Domino-Effekt in der Volksrepublik hat in den letzten Tagen die weltweiten Börsen in Aufruhr versetzt. Insbesondere global tätige Banken sind unter die Räder geraten. Die Aktionäre der UBS haben innert Wochenfrist einen Buchverlust von mehr als 6 Prozent erlitten. Für sie kamen jegliche Warnungen zu spät.

Noch Evergrande zugekauft?

Wenn sich die Evergrande-Papiere nicht mehr in den Portefeuilles der Private-Banking-Kunden befinden, müssen sie bei der UBS-Investmentbank oder im Fondsgeschäft (Asset Management) liegen. Das Fondsanalyse-Haus Morningstar berichtete zuletzt, dass auch Fonds der UBS sich dieses Jahr noch mit Evergrande-Anleihen eingedeckt hätten. Genaueres ist nicht bekannt.

Allerdings ist das Risiko offensichtlich nicht gross genug, dass die Grossbank dies melden müsste – wie dies etwa bei der Pleite der New Yorker Finanzfirma Archegos im vergangenen März geschehen ist.

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