Der chinesische Immobilienkonzern Evergrande wird wohl eine erste Zahlung auf Dollar-Bonds verpassen. Bei einem grösseren Zahlungsausfall droht ein Domino-Effekt. Für die UBS, die Bonds hält, würde das allenfalls schmerzen.

Die Prognosen sind recht klar: Evergrande, der seit Monaten taumelnde zweitgrösste Immobilienentwickler Chinas wird seinen Zahlungsverspflichtungen diese Woche nicht nachkommen können. Dabei geht es zunächst um Zinszahlungen für zwei Dollar-Anleihen, die 2022 und 2024 ganz zurückbezahlt werden müssen. Fallen diese aus, ist es auch um weitere Zahlungen schlecht bestellt.

Denn die Zeichen stehen auf Default: Die Evergrande-Aktie fiel in Hongkong mit Blick auf den Wochenbeginn nochmals um 14 Prozent, die Rendite auf dem Evergrande-Bond stieg auf sagenhafte 500 Prozent. Ein Kauf dieser Anleihe ist gleichzeitig eine Wette darauf, ob Chinas Regierung und Notenbank weitere Massnahmen zur Rettung von Evergrande vornehmen.

«Nur» 19 Milliarden Dollar in Offshore-Bonds

Am vergangenen Freitag schoss Chinas Notenbank umgerechnet 14 Milliarden Dollar in das Bankensystem ein, um eine Liquiditäts-Krise zu verhindern. Von den von der UBS geschätzten 313 Milliarden Dollar Verbindlichkeiten von Evergrande entfallen gerade mal 19 Milliarden Dollar auf Offshore-Bonds. Der Rest liegt bei chinesischen Banken. Für diese wird ein Domino-Effekt befürchtet: Fällt Evergrande, stürzen andere Immobilienentwickler mit, und wohl auch Dutzende von Chinas Banken.

Dieser Domino-Effekt dürfte eine innerchinesische Angelegenheit bleiben, abgesehen von den globalen Marktverwerfungen und Folgen für ausländische China-Investoren. Die Nachrichtenagentur «Bloomberg» rechnete vor, dass die UBS zwar zu den grössten ausländischen Bond-Haltern gehört.

Andere Gefahren für Schweizer Banken

Die 275,5 Millionen Dollar, welche die grösste Schweizer Bank hält, stellen aber kein imminentes Risiko dar. Zur Erinnerung: Die UBS verlor im ersten Quartal mit ihrem Prime-Brokerage-Kunden Archegos Capital rund 800 Millionen Franken, was angesichts des Verlustes der Credit Suisse (CS) mit 5 Milliarden Franken, keine grosse Aufregung verursacht hatte. Die CS soll selber kein Evergrande-Exposure haben.

Für die UBS und andere Schweizer Banken mit Interessen und Exposure zu China bauen sich neben dem genannten Domino-Effekt weitere Gefahren auf. Erstens droht erneut ein massiver Verlust von Anlegervertrauen in den chinesischen Markt. Ausgehend vom Immobiliensektor und High-Yield-Bonds könnte sich der Vertrauensverlust auch auf den Aktienmarkt ausdehnen.

Zweitens dürften die Rating-Agenturen aktiv werden und ihre Bonitäts-Kriterien für den chinesischen Anleihenmarkt anpassen.

Intervention wahrscheinlich

Allerdings erwarten Beobachter, dass China dem Untergang des Immobilien- und Bankensektors nicht tatenlos zusehen wird. Schon zwei Mal hat China in jüngerer Zeit interveniert. 2019 verstaatlichte die Zentralbank die Baoshang Bank. Im Jahr 2015 wurden der chinesische Aktienmarkt und der Yuan massiv unterstützt. In einem Report von Capital Economics hiess es, Chinas Behörden würden zwar temporäre Krisen im Finanzsystem zulassen. Sollte die ganze Binnenwirtschaft aber in Mitleidenschaft gezogen werden, würden sie jeweils intervenieren.

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