Im milliardenschweren Archegos-Skandal hat nicht nur die Credit Suisse Verluste erlitten, sondern auch die UBS, wie Recherchen von finews.ch zeigen.

Wegen ihres Milliarden-Verlusts beim Kollaps des privaten Hedgefonds Archegos Capital Management ist die Schweizer Grossbank enorm in die Kritik geraten. Demgegenüber kommt die UBS, die ebenfalls mit Archegos geschäftete, erstaunlich glimpflich davon.

Im Gegensatz zu ihrer Rivalin Credit Suisse (CS) musste die UBS keine Gewinnwarnung für das erste Quartal 2021 veröffentlichen. Doch das bedeutet nicht, dass sie auf ihren Krediten an Archegos nicht auch Verluste erlitten hat.

Moderater dreistelliger Millionenbetrag

Wie Recherchen von finews.ch ergeben haben, kam die UBS keineswegs ungeschoren davon. Eine mit den Vorgängen vertraute Person bei der UBS sagte gegenüber finews.ch, die UBS verlor im Zuge des «Ausverkaufs» der Archegos-Positionen einen «moderaten dreistelligen Millionenbetrag».

Der Schaden halte sich im Rahmen und werde das UBS-Quartalsresultat nicht «verhageln». Analysten erwarteten im Konsens bislang einen Quartalsgewinn von rund 1,44 Milliarden Dollar. Die UBS veröffentlicht das Resultat am 27. April 2021, also wenige Tage vor der Generalversammlung der CS am 30. April 2021.

Die grösste Schweizer Bank wollte gegenüber finews.ch keine Angaben machen und kommentierte den kolportierten Verlust in dreistelliger Millionenhöhe nicht.

Blaues Auge

Die UBS gehörte allerdings neben der CS, Nomura und einigen US-Grossbanken zu den Hauptkreditgebern an Archegos, dem ursprünglichen Family Office der ehemaligen Hedgefonds-Koryphäe Bill Hwang.

Laut dem Finanzdaten-Spezialisten Preqin ist die UBS mit 1'285 Grosskunden weltweit die Nummer sechs im Prime Brokerage. Die CS ist mit 1'421 Kunden die Nummer fünf. Angeführt wird dieses lukrative und zugleich risikoreiche Geschäft, in welchem Investmentbanken ihre Grosskunden mit Krediten versorgen und diese im Gegenzug ihre Finanzgeschäfte über sie abwickeln, von Morgan Stanley und Goldman Sachs.

Beide US-Grossbanken hatten Archegos ebenfalls als Kunde und beide kamen offenbar mit einem blauen Auge davon. Einige Investmentbanken hatten bereits vergangene Woche Archegos angemahnt, mehr Cash oder Sicherheiten nachzuschiessen, nachdem einige Positionen an der Börse erhebliche Verluste erlitten hatten.

Finma auch involviert

Gemäss Medienberichten war es im Vorfeld zu Koordinationsgesprächen zwischen Archegos und den Banken gekommen. Dabei ging es um die Frage, wie diese Kredite abgewickelt werden könnten. Offenbar gingen US-Banken wie Goldman Sachs und Morgan Stanley gemäss «Financial Times» ohne Rücksprache in die Offensive und veräusserten ihre Positionen, während die CS und der japanische Nomura-Konzern das Nachsehen hatten.  

Gemäss Schätzung von Branchenexperten könnte sich der Verlust bei der CS auf bis 5 Milliarden Dollar belaufen.

Abwicklung noch nicht abgeschlossen

Auch die UBS suchte vergangene Woche fieberhaft nach Lösungen, um einem Debakel zu entgehen. Gemäss weiteren Recherchen von finews.ch, waren Top-Manager wie Investmentbank-Chef Rob Karofsky, Risikochef Christian Bluhm und Finanzchef Kirt Gardner direkt involviert. Auch die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) schaltete sich in die Diskussionen ein.

Offenbar ist die UBS noch immer mit der Abwicklung von Archegos-Positionen beschäftigt. Dabei soll es sich um komplexe Derivate handeln; Hwang hat mit Archegos nicht direkt, sondern über Derivate und Swaps investiert.

UBS-Kurs wieder gestiegen

Offensichtlich hatte die UBS ihre Risiken besser im Griff als die CS oder Nomura, die am Montag einen Verlust von 2 Milliarden Dollar meldete. So ist auch die Wahrnehmung an der Börse: Während die CS-Aktie nach ihrem Taucher vom Montag auch am Dienstag weitere herbe Verluste erlitt, stieg der UBS-Kurs bereits wieder.

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