Mit der Pflicht zur Finma-Lizenz kommt Bewegung ins Feld der unabhängigen Vermögensverwalter. Eine Finanzinvestorin tätigt nun die erste Übernahme – und will dies bald wieder tun. Vorgemacht haben die Käufer das bereits im Ausland.

Quaestor Coach, eine in Zug neugegründete Privatmarkt-Investorin, hat die bekannte Zürcher Vermögensverwaltungs-Boutique Diem Client Partner (DCP) übernommen. Die Transaktion wurde bereits Ende vergangenen Dezember abgeschlossen, wie die Käuferin am Mittwoch weiter mitteilte. Der Kaufpreis bleibt geheim.

Der Zukauf von DCP markiert gleichzeitig den hiesigen Markteintritt der Finanzinvestorin; wie der für Akquisitionen zuständige Mathias Vandermeeren zu finews.ch sagt, sondiert er schon seit 2020 den Zürcher und Genfer Finanzplatz nach verkaufswilligen unabhängigen Vermögensverwaltern. Der ersten Transaktion sollen bald weitere folgen, wobei DCP als Plattform dient. «Die Schweiz wird nun der neue Fokusmarkt für Übernahmen im Bereich unabhängige Vermögensverwalter», so Vandermeeren.

Millionen von Institutionellen

Quaestor Coach verfolgt nach eigenen Angaben eine langfristige Strategie, die darauf abzielt, Unternehmen durch Zukäufe als eigenständige Plattformen aufzubauen. Der Exit steht nicht im Vordergrund. Vorgemacht hat dies die Finanzinvestorin bereits in den Niederlanden. Dort haben Vandermeeren zufolge Schlüsselpersonen von Quaestor Coach mit sieben Übernahmen zwischen 2018 und 2021 die Auréus Gruppe geschaffen, ein Vermögensverwalter mit aktuell mehr als 2 Milliarden Euro an verwalteten Vermögen.

Institutionelle Investoren aus Europa – die Namen nennt der Akquisitions-Leiter nicht – haben Quaestor Coach nun rund 260 Millionen Euro zugesagt, die hauptsächlich für Investitionen in der Schweiz bereitliegen.

Volle Integration unter DCP

«Es besteht bereits eine Pipeline mit weiteren potenziellen Deals», kündigt er hingegen an. Quaestor Coach visiert in der Schweiz diskretionäre Vermögensverwalter mit Kundengeldern von mehr als 250 Millionen Franken an. Angestrebt ist jeweils die volle Integration unter die Marke DCP. Gesucht sind Firmen, die von der Ausrichtung her zur Investment-Strategie der Zürcher Vermögensverwalterin passen.

Dort ist DCP-Chef Sascha Peier voller Enthusiasmus. «Ich hätte mir keinen besseren und stärkeren unternehmerischen Nachfolger für unsere Kunden vorstellen können», erklärt er. Peier und sein Team arbeiten nach der Übernahme unverändert weiter.

Prohibitiv teuer

Ob das weitere unabhängige Schweizer Vermögensverwalter anlockt, muss sich weisen. Erstmals seit Jahren kommt aber nun Bewegung ins Feld der über 2’000 Akteure hierzulande. Dies hat viel mit der Zäsur zu tun, die sich Ende 2022 abzeichnet: Bis dahin müssen die Finanz-KMU ein Lizenz-Gesuch bei der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) einreichen und sich einer bewilligten Aufsichtsorganisationen (AO) unterstellen.

Allmählich geht ein Ruck durch die Branche, und die Nervosität steigt. Denn die Unterstellung an sich ist kostspielig genug. Der künftige Betrieb unter den neuen Vorschriften droht besonders für kleinere  Vermögensverwalter prohibitiv teuer zu werden.

Lizenz vorhanden

Wie diverse andere Interessenten mit tiefen Taschen möchten auch Quaestor Coach und DCP die Bewegung, die mit der Finma-Lizenz in den Markt kommt, für den Ausbau nutzen. «Erfahrungen in den Niederlanden mit der Richtlinie Mifid II haben gezeigt, dass zahlreichen kleinere Vermögensverwalter angesichts der Regulierungshürden aufgeben mussten», gibt Vandermeeren zu bedenken. «Quaestor Coach und DCP möchten hier einen Ausweg bieten.»

Sinnigerweise verfügt DCP bereits seit 2013 über eine Finma-Lizenzierung und hat diese 2021 um die Fidleg-Anforderungen erweitert – als einer der ersten unabhängigen Vermögensverwalter überhaupt.