Die Hinweise, dass der oder die nächste CEO bei Vontobel von intern kommt, mehren sich. Denn mittlerweile hat man den externen Kandidatinnen und Kandidaten eine Absage erteilt, wie Recherchen von finews.ch zeigen. Die Nomination dürfte im Oktober erfolgen.

Während Zeno Staub seine Wahlkampagne für einen Nationalratssitz intensiviert, spitzt sich die Frage um seine Nachfolge als CEO des Investmenthauses Vontobel immer mehr zu, wie von mehreren Kaderstellenvermittlern zu hören ist. Für Verwunderung sorgt dabei offenbar der Eindruck, dass der Verwaltungsrat, der für die Neubesetzung zuständig ist, überfordert wirkt.

«Zu den vordringlichsten Aufgaben eines Verwaltungsrats und insbesondere seines Präsidenten ist es, stets einen CEO-Ersatz in der Hinterhand zu haben», sagt ein Zürcher Headhunter. Denn je länger die Übergangsphase vom alten zum neuen Chef dauere, desto eher könne dies negative Auswirkungen auf das Geschäft haben.

Strategie bis 2030

Dem widerspricht Vontobel auf Anfrage von finews.ch vehement und lässt verlauten: «Wir führen derzeit keine Strategie-Diskussion über die weitere Zukunft. Unsere, von den Grundsätzen der Familie abgeleitete «Lighthouse»-Strategie bis 2030 steht bereits und soll lediglich – wo nötig – verbessert werden.»

Insofern sei man auch nicht in Zeitnot, sondern im Fahrplan, der besagt, dass die Nachfolge bis Ende 2023 geregelt sein soll – wobei im Hause die Devise gilt: «Verspreche wenig und liefere viel». Unter diesen Prämissen rechnet man in Fachkreisen mit einer Ankündigung im kommenden Oktober.

Vontobel als Restrukturierungsfall?

Executive-Search-Leute auf dem Platz Zürich sehen die Ausgangslage anders. «Vontobel ist mittlerweile zu einem Restrukturierungsfall geworden», sagt ein Kaderstellenvermittler und verweist dabei auf den schwachen Geschäftsgang in den vergangenen Quartalen.

Diese Feststellung ist insofern wichtig, als damit auch das Profil des künftigen Chefs etwas klarer wird: Er oder sie müsste den «Laden» regelrecht auf den Kopf stellen, sparen, wo nötig, und eine konsistente Strategie entwerfen, die möglichst bald zum Erfolg führt. Das zumindest finden die «Kopfjäger». Denn nur so könne sich der Aktienkurs erholen, der im Verlauf der vergangenen zwei Jahre von 86 Franken auf 52 Franken gefallen ist.

Absage an externe Kandidaten

Restrukturierungs-Manager in einem Unternehmen kommen häufig von aussen, weil sie die bestehenden Prozesse, Abläufe und Geschäftsmodelle unbelastet und kritisch hinterfragen können im Gegensatz zu bestehenden Kaderleuten in der Firma. Doch bei Vontobel scheint nun genau das Gegenteil der Fall zu sein, wie Recherchen von finews.ch zeigen.

Wie aus Finanzkreisen zu erfahren war, habe man den externen Kandidatinnen und Kandidaten in den vergangenen Tagen abgesagt, so dass jetzt die Wahrscheinlichkeit sehr gross ist, dass eine interne Lösung zum Zug kommt.

Schwacher Leistungsausweis

Über die Kandidatinnen und Kandidaten für die Nachfolge Staubs haben die Medien, darunter auch finews.ch, schon verschiedentlich berichtet. Neue Namen sind keine hinzugekommen. Vordergründig deutet einiges darauf hin, dass Christel Rendu de Lint zum Zug kommen könnte. Als Investmentchefin verantwortet sie genau jenes Segment (Asset Management), in dem sich die einstige Bank nun als Investmenthaus profiliert.

Allerdings hat diese Division zuletzt sehr enttäuscht, so dass Rendu de Lint recht eigentlich einen schwachen Leistungsausweis vorzuweisen hat und entsprechend unter Druck steht. Beobachter sprechen der Schweizerin auch das erforderliche Format ab, um nach der prägenden Ära unter CEO Staub aus dessen Windschatten zu treten.

Für eine starke Frauenbestimmung

Doch gleichzeitig ist intern die Erwartungshaltung, die auch vom Verwaltungsrat ausgeht, sehr gross, eine Frau an die operative Spitze des Unternehmens zu hieven. Maja Baumann, neben Björn Wettergren, die zweite direkte Vertreterin der Familie Vontobel, hat sich schon verschiedentlich für eine starke «Frauenbestimmung» ausgesprochen.

Vor diesem Hintergrund haben die übrigen, internen Kandidaten, wie Finanz- und Risikochef Thomas Heinzl, der Wealth-Management-Verantwortliche Georg Schubiger oder Marko Röder, Head of Asset Management Client Unit, einen schweren Stand; ganz chancenlos sind sie indessen nicht, wenn die Option «Christel Rendu de Lint» insbesondere in Investorenkreisen nicht überzeugt.

Dabei hätte es Vontobel bitter nötig, dass der Aktienkurs endlich wieder an Fahrt gewinnt.

 

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