Der langjährige Präsident der Nationalbank, Thomas Jordan, hat bei der Credit Suisse laut einem Medienbericht schon viel früher einschreiten wollen. Er ist damit aber nicht gehört worden.

Schon Monate vor der Notübernahme durch die UBS im vergangenen März wollte Thomas Jordan, der Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), bei der Credit Suisse (CS) durchgreifen.

Wie die Agentur «Reuters» im Rahmen einer grösseren Recherche berichtete, habe der Notenbanker damals 50 Milliarden Franken an Liquidität in das zweitgrösste Institut des Landes einschiessen und dieses verstaatlichen wollen.

«Einach in Ruhe lassen»

Laut der Agentur hätten aber der Bund, die Eidgenössisch Finanzmarktaufsicht (Finma) und nicht zuletzt die Führung der CS dieses Ansinnen abgelehnt. Der damalige Finanzminister Ueli Maurer erklärte noch im Dezember 2022 in einem Interview, man müsse die CS «jetzt einfach ein Jahr oder zwei in Ruhe lassen».

So viel Zeit sollte der Grossbank allerdings nicht mehr bleiben. Nachdem das Institut sich selbst überlassen worden war, musste es im Frühjahr als erste systemrelevante Grossbank seit der Finanzkrise 2008 in einer spektakulären Aktion gerettet werden.

In der Corona-Krise in Bedrängnis

SNB-Präsident Jordan, so der Bericht, hätte sich bereits im Februar 2020 Sorgen um die CS gemacht. Damals musste Bankchef Tidjane Thiam wegen der «Spygate»-Affäre um die Bespitzelung von Mitarbeitenden den Hut nehmen. Kurz darauf geriet das Institut wegen der Corona-Pandemie in Bedrängnis. Dies, weil in der Krise Grosskunden Kreditlinien beanspruchten – die CS habe Mühe gehabt, diese Gelder zur Verfügung zu stellen.

Die Ereignisse veranlassten die Aufsichtsbehörden offenbar, von dem Geldhaus höhere Liquiditätspuffer zu verlangen. Diese gelangten im Oktober 2022 dann zum Einsatz, als die CS einen ersten «Bank run» erlebte und nach Aussagen der Finma knapp am Untergang vorbeischrammte.

Zögerlich und uneins?

Auch der neue «Reuters»-Bericht zeichnet kein positives Bild der Schweizer Aufsichtsbehörden im CS-Debakel. Diese hätten uneins und zögerlich reagiert, so das Fazit. Und als es 2023 zum Showdown kam, seien sie eigentlich immer noch mangelhaft auf den Niedergang vorbereitet gewesen.

Sinnigerweise stellt die Finma als federführende Behörde bei der CS-Rettung am (heutigen) Dienstag nochmals ihre Version der Ereignisse dar: Sie wird am Vormittag einen Bericht zu den «Lessons learned aus der CS-Krise» veröffentlichen.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.51%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.89%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.03%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    8.99%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.58%
pixel