Die beiden Schweizer Grossbanken haben der Chefin ihres Brüsseler Vorpostens gekündigt, wie Recherchen von finews.ch ergeben haben. Nun wollen UBS und Credit Suisse die Lobby neu aufsetzen.

Judith Hardt hat den Swiss Finance Council verlassen. Dies ist einer Meldung der Organisation zu entnehmen, die 2013 mit dem spezifischen Zweck gegründet wurde, die Interessen der Schweizer Grossbanken im Herzen der EU zu vertreten. Zuvor hatte die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) diese Rolle alleine wahrgenommen.

Hardt, die als eine der einflussreichsten Strippenzieher in der europäischen Finanzpolitik gilt, verliess den Brüsseler Vorposten offenbar Knall auf Fall, wie Recherchen von finews.ch ergaben. Jenen Quellen zufolge ist sie entlassen worden. Offiziell dankte der Swiss Finance Council Hardt für «vier effektive Jahre des Lobbying». Interimistisch werden für Hardt die jeweiligen Leiter für aussenpolitische Belange bei den beiden Grossbanken einspringen: Thomas Pohl bei der UBS und Lucia Waldner für die Credit Suisse (CS).

Auf den Spuren von F4

Für Pohl und Waldner wird es einiges zu tun geben. Der Abgang Hardts markiert laut Quellen den Entscheid von UBS und CS, ihre Lobby in Brüssel neu aufzustellen. Diese insbesondere mit Blick auf den im März 2019 anstehenden Brexit, bei dem die Beziehung der «blockfreien» Schweiz zur EU in Grossbritannien zunehmend als Vorbild gilt. Umgekehrt betrachtet das Swiss Banking den britischen Finanzplatz als interessanten Verbündeten im weltweiten Wettkampf der Finanzplätze. So hatte der frühere Bankiervereinigung-Präsident Patrick Odier die Initiative «F4» lanciert, den Schulterschluss zwischen der Branche in der Schweiz, Grossbritannien, Singapur und Hongkong.

Laut der offiziellen Mitteilung will sich der Swiss Finance Council an die neuen Perspektiven anpassen, die sich für Drittstaaten wie die Schweiz und künftig Grossbritannien in Europa ergeben.

Weiterer Posten für Alexandre Zeller

Ebenfalls abgelöst auf seinem Posten als Präsident des Council wird der bekannte frühere Schweizer Diplomat Alexis Lautenberg. Künftig wird dieses Amt alternierend von den beiden Grossbanken bestritten: Derzeit hat Alexandre Zeller, Präsident der CS Schweiz, den Posten inne. Anschliessend wird das Amt vermutlich an UBS-Schweiz-Präsident Lukas Gähwiler übergehen, der wie Zeller Anfang 2018 in den Verwaltungsrat der Lobbygruppe einzog. Lautenberg bleibt der Organisation als Berater erhalten.

Dass die exklusive Grossbanken-Mission ihre Türen schliesst, gilt hingegen als wenig wahrscheinlich. Dies, obwohl UBS und CS in internationalen Lobbying-Gremien bestens vertreten sind: Einerseits im Institute of International Finance (IIF), das gegenwärtig von UBS-Präsident Axel Weber präsidiert wird, anderseits via die Bankiervereinigung in der European Banking Federation (EBF).

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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