Angesichts tiefer Zinsen und hoch bewerteter Aktienmärkte werden Private-Equity-Anlagen zunehmend interessant. Für Anleger zählt aber auch, wie nachhaltig die Branche ist.

Bisher wurde das Thema Nachhaltigkeit nicht unbedingt mit Private-Equity-Managern in Verbindung gebracht. Diese Sichtweise sei inzwischen überholt, erklärt Franziska Raff, Kommunikations-Verantwortliche bei LGT Capital Partners (LGT CP).

Sie stützt sich dabei auf den jährlichen Nachhaltigkeits-/ESG-Report des im schwyzerischen Pfäffikon beheimateten Asset Managers für alternative Anlagen.

Gemäss Raff verfügen gerade Private-Equity-Manager über erhebliches Potenzial, um Nachhaltigkeitsthemen voranzutreiben und die meisten von ihnen haben inzwischen klare Nachhaltigkeits-Grundsätze: «Sie integrieren beim Anlegen systematisch auch ESG-Kriterien, sie nehmen Aktionärs- und Eigentümerrechte aktiv wahr und sie informieren ihre Investoren immer häufiger über diese Aktivitäten.»

Bilanz könnte noch besser sein

LGT CP attestiert mittlerweile 75 Prozent der im Rahmen des Berichts befragten Manager in Europa ein Rating von eins oder zwei. Dies bedeutet, dass sie sehr gute oder herausragende ESG-Prozesse implementiert haben. Trotzdem sieht Raff noch Nachholbedarf: «Die positive Bilanz von Private-Equity-Managern beim Thema Nachhaltigkeit könnte noch besser sein, wenn hier mehr Daten verfügbar wären, wie es etwa bei Aktien oder Anleihen der Fall ist.»

Das Problem dabei: Privatunternehmen müssen weniger und seltener Daten publizieren als börsennotierte Unternehmen. Zudem werden die Daten aufgrund der illiquiden Struktur der Investitionen nur zeitverzögert gemeldet. Oft kommt hinzu, dass Private-Equity-Investoren in junge Unternehmen investieren, die sich in der Aufbauphase befinden und keine ausgereiften Prozesse für die Berichterstattung haben.

Unabhängige Quellen

«Für uns ist deshalb klar, dass als nächster Schritt einheitliche Key Performance Indikators – also Erfolgskennzahlen – entwickelt werden müssen», erklärt Raff. Hierfür fehlt es aber noch an den entsprechenden Daten in ausreichender Qualität und Quantität.

Eine Lösung könnten unabhängige Quellen sein. So arbeitet LGT CP beispielsweise mit der Datenbank RepRisk. Diese durchforstet systematisch 80'000 Internetquellen (Nachrichtenportale, Berichte von NGOs, Studien) in 16 Sprachen nach ESG-Themen. Aufgrund dieser Informationen erstellt sie dann 28 ESG-Erfolgskennzahlen und 45 sogenannte «Hot Topics», also Risiken, die im Zusammenhang mit ESG stehen.

Gute Anknüpfungspunkte

Wird ein Unternehmen mit einem dieser Faktoren in Zusammenhang gebracht, werden die Private-Equity-Manager von RepRisk umgehend informiert. So können sie das Thema mit dem entsprechenden Unternehmen aufnehmen, weitere Informationen anfordern und gegebenenfalls Massnahmen zur Verbesserung der Situation definieren.

Die Integration von RepRisk in das ESG-Monitoring hat für Raff auch den Vorteil, dass sie gute Anknüpfungspunkte für einen konkreten Dialog mit den Unternehmen bietet: «Aufgrund unserer langjährigen Erfahrungen wissen wir, dass dieser Dialog und das Engagement der Investoren entscheidend sind, um die Integration von ESG-Kriterien voranbringen.»

Prädestiniert für positive Veränderungen

Sie ist deshalb davon überzeugt, dass sich Nachhaltigkeit auch im Bereich Private Equity durchsetzen wird: «Gerade Private-Equity-Manager sind durch ihre langfristige und direkte Verbindung mit Unternehmen prädestiniert, um positive Veränderungen voranzubringen. Die Branche kann damit einen wichtigen Beitrag leisten, um nachhaltiges Anlegen weiter voranzubringen.»


Franziska Raff studierte Geschichte und Psychologie an der Ludwig-Maximilian-Universität in München und an der NUI Maynooth in Irland. Nach Tätigkeiten in PR-Agenturen, beim Radio und als Journalistin in China kam sie vor neun Jahren zur LGT. Nach Kommunikationsaufgaben bei LGT Group wechselte sie 2012 zu LGT Capital Partners, wo sie heute Head Communication ist. Neben zahlreichen Investmentthemen kommuniziert die begeisterte Basketballerin seit einigen Jahren auch vermehrt zu nachhaltigem Anlegen.