Also machte sie sich selbstständig und gründete ihren eigenen Hedgefonds Safkhet Capital – benannt nach der ägyptischen Gottheit des Schreibens und der Buchhaltung. Der Zeitpunkt war auch für Quadir selber überraschend: «Ich hätte es nicht so rasch erwartet. Ich hatte nur meinen liquidierten Pensionsfonds, in den ich zwei Jahre lang einbezahlt hatte, mit dem ich das tun konnte. Meine Eltern waren besorgt, als ich es ihnen sagte – sie schlugen mir vor, wieder bei ihnen einzuziehen!»

In ihrem Büro, das sich am Central Park in New York befindet, hat Quadir eine Dartscheibe mit Michael Pearsons Gesicht aufgehängt, dem ehemaligen CEO von Valeant. Zur Motivation. Und dort verrichtet Quadir mit einer einzigen Angestellten zusammen eine Arbeit, die sie gerne mit der des Investigativjournalisten vergleicht, nur mit dem Unterschied, dass sie «auch tatsächlich handeln und nicht nur einen Bericht schreiben muss». Sie stelle Fragen, die sonst niemand stelle und sammle und analysiere unendlich viele Daten.

Profitable Jagd auf Kriminelle

Dies zu dem Zweck, den sie auf ihrer Firmen-Homepage treffend zusammengefasst hat: Wirtschaftskriminalität bekämpfen. Natürlich mit einer netten Rendite: Im ersten operativen Quartal erzielte Safkhet 16 Prozent Nettorendite und bis Ende 2018 kletterte die Performance auf  24 Prozent, wie Quadir gegenüber dem Magazin «Business Insider» (Artikel bezahlpflichtig) erzählte.

Dabei ist das Geschäftsmodell eigentlich bestechend einfach: Sie spürt Unternehmen auf, bei denen sie Dreck am Stecken vermutet, wettet an der Börse auf den Kurszerfall  und wartet, bis die Unternehmen – meist sprichwörtliche Kartenhäuser – an die Öffentlichkeit gezerrt werden und ihre Aktienkurse in die Tiefe rauschen.

Wirecard im Visier

Seit 2018 hat Safkhet das deutsche Fintech Wirecard zwischen Kimme und Korn genommen. Wie finews.ch Januar 2019 berichtete, erliess die deutsche Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) aber ein komplettes Leerverkaufs-Verbot für die Wirecard-Aktie, nachdem die britische «Financial Times» über angebliche Bilanzmanipulationen bei einer Asien-Tochter von Wirecard berichtet hatte.

Daraufhin schrieb Quadir einen 15-seitigen Brief an die Bafin, um die Behörde umzustimmen und die Ehre der Shortseller zu verteidigen. Sie habe Wirecard monatelang untersucht, Beweise sichergestellt, dass die Verstösse von Wirecard möglicherweise andauern würden.  

Wirecard auf den Barrikaden

Laut dem britischen Finanzportal«Financial News» (FN, Artikel bezahlpflichtig) hat sich die Wette von Safkhet nun ausbezahlt, als die Aktie von Wirecard am 28. April einen  Einbruch von 37 Prozent verzeichnete. Der Wirtschaftsprüfer KPMG hatte erklärt, man habe Gewinne und Buchhaltung von Wirecard nicht auf ihre Richtigkeit überprüfen können.

Anfang dieser Woche hat Wirecard verkündet, die Veröffentlichung der Resultate von 2019 müsse zum dritten Mal verschoben werden. Wirecard wies die Anschuldigungen von Quadir gegenüber der FN als scharft zurück und schoss gleichzeitig auf die Hedgefonds-Managerin: «Mit solchen unbewiesenen Behauptungen optimieren Leerverkäufer ihre Gewinne – auf Kosten des Kapitalmarktes.» Die KPMG habe Wirecard entlastet, ausserdem habe keine Bilanzmanipulation nachgewiesen werden können.

Wer am Ende Recht behalten wird, wird sich zeigen – nicht zuletzt auf Fahmi Quadirs Bankkonto.

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