Der neue Asset Management-Verband sei ein Zeichen der Stärke, sagt der frisch gewählte Präsident Iwan Deplazes im Interview mit finews.ch. Asset Management sei gesellschaftlich enorm wichtig, doch zu wenig anerkannt.


Herr Deplazes, der Schweizer Fondsverband Sfama und die Asset Management Plattform fusionieren zu einem neuen Verband, der Asset Management Association Switzerland. Sie sind der gewählte Präsident. Zunächst einmal herzliche Gratulation...

Vielen Dank!

Hand aufs Herz: Neben all den bereits bestehenden Verbänden und Organisationen auf dem Schweizer Finanzplatz – braucht es da tatsächlich einen weiteren Verband?

Es braucht mit Sicherheit einen Asset Management-Verband. Und zwar aufgrund der Tatsache, dass die Asset Management-Branche im Rahmen der gesamten Schweizer Finanzindustrie eine immer grössere Bedeutung erlangt hat, neben den Banken und den Versicherungen. Insbesondere auch darum, weil gesellschaftliche Themen wie die Anlagebewirtschaftung der Vorsorgegelder und die Nachhaltigkeit sehr wichtig sind und der Beitrag des Asset Managements da sehr bedeutend sein kann.

Es hat in den letzten Jahren verschiedene Bemühungen geben, das Schweizer Asset Management nach vorne zu bringen. Neben der Sfama gab es die Asset Management Initiative, daraus entstand die Asset Management Platform – und jetzt die Asset Management Association. Haben die vorangegangenen Initiativen zu wenig gebracht?

Im Gegenteil, wir können nun nach dem erfolgreichen Aufbau der Asset Management Plattform aus einer Position der Stärke agieren und die Kräfte bündeln. Erinnern wir uns daran, wie die Asset Management Platform entstanden ist: Sie war eine gemeinsame Initiative der Bankiervereinigung, des Versicherungsverbandes und der Sfama.

«Das ist doch ein beträchtlicher Anteil am Gesamtkuchen»

Nun werden die AMP und die Sfama zusammengeführt, sodass wir einen neuen Verband haben, der die Interessen der Asset Management-Industrie unabhängig von der Art des Finanzinstituts auf konsolidierte Weise vertritt.

Es wird immer wieder moniert, Schweizer Asset Management stehe vor allem für den Vertrieb von ausländischen Produkten, weniger aber für die einheimische Produktion. Wollen Sie nun gezielt die Schweizer Produktion voranbringen?

Ich werde mit diesem Vorurteil immer wieder konfrontiert. Aber die Fakten sprechen eine andere Sprache: Wir bewirtschaften hier in der Schweiz 2'500 Milliarden Franken, das hat jüngst das Institut für Finanzdienstleistungen in einer Studie festgestellt. Das ist doch ein beträchtlicher Anteil am Gesamtkuchen, der auch für die Schweizer Volkswirtschaft eine Bedeutung hat.

Es wird immer wieder betont, wie wichtig das Schweizer Asset Management für die hiesigen Vorsorgewerke ist. Müssen die Pensionskassen nun davon überzeugt werden, auch vermehrt Schweizer Produkte zu berücksichtigen?

Nein, das müssen sie definitiv nicht. Sie sollen die besten Asset Manager selektionieren. Ich bin der Überzeugung, dass wir hier in der Schweiz über sehr viele gute Asset Manager verfügen und auch hervorragende Asset Management-Disziplinen anbieten.

«Das bedingt, dass wir Marktzugänge erhalten»

Man muss sich klar sein: Die Schweizer Vorsorgewerke verfügen über 1'000 Milliarden Franken Vermögen und diese sollen in der professionellsten Art und Weise bewirtschaftet werden. Dafür bietet die Schweizer Asset Management-Industrie hervorragende Voraussetzungen.

Was werden Ihre ersten konkreten Schritte als Präsident des Verbandes sein?

Zuoberst auf der Agenda steht, dass wir in der Schweiz das Bewusstsein für die hohe Relevanz des Asset Managements schärfen. Jede Person in der Schweiz ist in irgendeiner Form Nutzer von Dienstleistungen aus dem Asset Management, sei es über die Unfallversicherung oder über die berufliche Vorsorge und die AHV. Diese Bewusstseinsschärfung ist das eine. Zweitens möchten wir die Rahmenbedingungen so gestalten, dass viele Produktionsaktivitäten in der Schweiz vollzogen werden können. Das bedingt auch, dass wir Markzugänge aus der Schweiz erhalten können.

Eines der formulierten Ziele ist auch, für das Asset Management eine branchen- und innovationsfreundliche Schweizer Regulierung zu gewährleisten. Ist das bislang nicht der Fall gewesen?

Wir haben einige wichtige Schritte in die richtige Richtung getan, beispielsweise im Bereich der Startup-Investments oder auch bei Infrastrukturanlagen. Das sind zwei Beispiele, die zeigen, dass eigentlich ideale Voraussetzungen herrschen, aus der Schweiz heraus Asset Management-Lösungen bereitzustellen. Der Regulator ist nun dabei nachzuziehen, um die Rahmenbedingungen zu optimieren.

 

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