Mit fantastischen Kurssprüngen sind in den USA gelisteten Firmen aus Hongkong und China in die Schlagzeilen geraten. Die Turbulenzen lassen an die Vorgänge rund um Gamestop erinnern, sind aber doch fundamental anders.

Die wilden Kurssprünge der Gamestop-Aktie im Januar 2021 haben den Begriff der sogenannten Meme-Stocks etabliert. Dieser bezeichnet Aktien von Unternehmen, bei denen der Kurs durch eine hohe Aktivität auf sozialen Medien oder Investoren-Websites in den Fokus zunächst von Klein- und dann auch von Grossinvestoren geraten und oft starke Kursausschläge zeigen.

In der vergangenen Woche sorgte der unerklärlichen Kursanstieg von AMTD Digital für Schlagzeilen. Das Unternehmen aus der Finanzindustrie war am 15. Juli an die New Yorker Börse gegangen und hatte innerhalb von nur zwei Wochen in Kursplus von unglaublichen 32’000 Prozent erreicht. Von 12.05 Dollar ging der Kurs bis auf 2'555.30 Dollar hinauf. Der gestrige Schlusskurs lag nun wieder bei 405 Dollar.

Einst bei der UBS

Hinter AMTD Digital stand Medienberichten zufolge die chinesische CK Group des Hongkonger Tycoon Li Ka-shing. Ein Grossteil soll sich zudem im Besitz von Calvin Choi, einem ehemaligen Banker der UBS und Gruppen-CEO von AMTD. Choi wird in Hongkong vorgeworfen, gegen die Pflicht zur Offenlegung von Interessenskonflikten verstossen zu haben. Ihm wurde für zwei Jahre die Arbeit in der Wertpapierbranche untersagt.

Eine weitere auffällige Aktie ist die des in Hongkong ansässigen Unternehmens Magic Empire Global. Deren Aktienkurs legte bei ihrem Börsendebüt am vergangenen Freitag um 2’325 Prozent zu.

Von der Nachrichtenagentur «Bloomberg» gesammelten Marktaten zufolge verzeichneten sieben der zehn Börsengänge von Unternehmen mit Sitz in Hongkong und Festlandchina zuletzt aussergewöhnliche Kursbewegungen, einschließlich eines Anstiegs um das Vierfache oder mehr am ersten Handelstag.

Rückkehr des Meme-Aktienwahns?

Drei der sieben betrachteten Unternehmen haben ihren Sitz in Hongkong und sind alle in der Finanzdienstleistungsbranche tätig.

Magic Empire ist ein Finanzunternehmen, das Emissions- und Beratungsdienstleistungen anbietet. TOP Financial Group (ursprünglich Zhong Yang Financial Group) ist ein in Hongkong ansässiges Online-Brokerage-Unternehmen. Dessen Aktienkurs erreichte einen Höchststand bei 44.26 Dollar, was einer Verachtfachung gegenüber der Erstnotierung von 5 Dollar entspricht.

Die übrigen vier Unternehmen sind auf die Bereiche Bildung, Industrie, Konsumgüter und Technologie verteilt.

Schwache Fundamentaldaten

Der Mangel an unterstützenden Fundamentaldaten wird als Parallele zu der Meme-Aktienmanie von 2021 gesehen. So erreichte etwa die Marktkapitalisierung von Magic Empire 4,7 Milliarden Dollar. Dabei hatte das Unternehmen im Jahr 2021 nur einen Umsatz von 2,2 Millionen Dollar ausgewiesen.

Der Börsenwert von AMTD Digital erreichte im Hoch rund 400 Milliarden Dollar und übertraf damit amerikanische Unternehmensriesen wie Walmart oder Exxon Mobil. Dies, obwohl das Unternehmen im vergangenen Jahr einen Umsatz von nur 25 Millionen Dollar erzielte.

«Nach unserer Kenntnis gibt es keine wesentlichen Umstände, Ereignisse oder andere Angelegenheiten in Bezug auf das Geschäft und die operativen Aktivitäten unseres Unternehmens seit dem IPO-Datum», hatte AMTD Digital in einer Erklärung in der vergangenen Woche mitgeteilt. «Das Unternehmen beobachtet den Markt auch genau auf ungewöhnliche Handelsaktivitäten oder Anomalien.»

Keine Herde am Werk

Beobachter sehen jedoch deutliche Unterschiede zu den klassischen Meme-Stocks wie Gamestop, Bed Bath & Beyond oder AMC Entertainment. Die Masse der Kleinanleger zieht nicht mit, und die Handelsvolumen der gehandelten Aktien sind gering.

In der Spitze lag das Volumen bei AMTD Digital bei 2,4 Millionen Aktien – weniger als 12 Prozent der ausstehenden Aktien. Im Vergleich dazu wurden bei den Gamestop-Turbulenzen Volumen mehr als die dreifacher Höhe der Aktienzahl gehandelt.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.2%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.75%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.95%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.44%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.65%
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