S&P stuft Saudi-Arabien herauf, doch Euphorie flaut ab
Von Gérard Al-Fil, Dubai
Die Analysten von S&P begründen ihre Heraufstufung, versehen mit dem Ausblick «stabil» damit, dass der Umbau des Ölstaats in eine auf Dienstleistungen und Zukunftstechnologien aufgestellte Ökonomie mit seinen 34 Millionen Einwohnern voranschreite. Ausserdem lobt der Bericht die Regierung für die Kürzung einiger Megaprojekte, was sich positiv auf den Haushalt auswirke.
Fabriken und Jobs für Saudis
Insbesondere die für angeblich 500 Milliarden Dollar geplante Zukunftsstadt Neom (ein Akronym aus Neo und Mustaqbal; arab. für Zukunft) im Nordwesten des Landes verzögert sich. Zudem wurde das Vorhaben verkleinert, um, wie Finanzminister Mohamed Al-Dschadan sagte, «Fabriken und Jobs für Saudis» den Vorrang zu geben. «Vision 2030» ist der Masterplan des De-facto-Herrschers Kronprinz Bin Salman.
«Wir prognostizieren ein starkes Kreditwachstum von rund 10 Prozent, das vor allem durch Unternehmenskredite für Vision-2030-Projekte getrieben wird,» sagt Kreditanalystin Zahabia Gupta bei S&P Global in Dubai. Eines dieser Vorhaben ist der in Bau befindliche internationale Flughafen, benannt nach dem jetzigen Monarchen König Salman, in Riad. Dieser soll bis 2050 mit 185 Millionen Passagieren pro Jahr der grösste Airport der Welt werden, so der Plan.
Bessere Zahlungsmoral angemahnt
Der OPEC-Staat Saudi-Arabien ist mit 11,12 Millionen Fass pro Tag der zweitgrösste Rohölproduzent der Welt, gleich hinter den USA (21,91 Millionen). Ein Fass entspricht 159 Litern Öl.
Dennoch drängen Firmen aus dem Ausland hinter vorgehaltener Hand auf transparentere Zahlungsmodalitäten für Geldempfänger und mahnen eine bessere Zahlungsmoral in dem Golfstaat an. Die im Januar eröffnete Riad Metro wurde unter anderem vom amerikanischen Bechtel-Konzern und Salini Impregilo aus Italien mitgebaut. Das Konsortium kämpfte in den vergangenen Jahren laut «Gulf News, Dubai» immer wieder um ausstehende Zahlungen in Milliardenhöhe.
So stellt der Kreditversicherer Allianz Trade in einer Studie fest: «Zahlungsverzug in Saudi-Arabien weit verbreitet. In der Praxis gibt es keine gesetzlichen Regelungen für Zahlungsverzug, und Verzugszinsen sind verboten.» Das Insolvenzrecht sei zudem nur schwach kodifiziert, so Allianz Trade.