Stefan Mäder: «Blatten ist in unseren Köpfen – ob wir wollen oder nicht»
Der Schweizerische Versicherungsverband (SVV) hat an seinem Branchentreffen die grosse gesamtgesellschaftliche Bedeutung der Versicherungen für die Schweiz betont. Gleichzeitig sprach Präsident Stefan Mäder in seiner Rede eine Reihe von Themen und Tendenzen an, sie seiner Meinung nach die Bereitstellung leistungsfähiger privatwirtschaftlicher Lösungen behindern.
«In der Not für die versicherten Menschen und Unternehmen da zu sein, ist unser Versprechen und zugleich unsere Bestimmung seit 200 Jahren. Als Verband wissen wir seit 125 Jahren, wie wichtig es ist, gemeinsam für gute Rahmenbedingungen unserer volkswirtschaftlich wichtigen Branche einzustehen», sagte Mäder am Freitag vor den rund 300 Branchenvertretern an der Veranstaltung im «Circle» am Zürcher Flughafen.
(Bild: SVV/Stefan Baumgartner)
«Blatten ist in unseren Köpfen – ob wir wollen oder nicht», sagte Mäder mit Blick Auf den schweren Felssturz im Lötschental am 28. Mai.Zusammen mit den daraus folgenden Überschwemmungen habe das grosse Zerstörungen verursacht. «Das Dorf im Lötschental existiert nicht mehr.» Es habe nicht grosse Zerstörung an Sachwerten gegeben. Tragischerweise habe der Felssturz auch ein Menschenleben gefordert.
Rasche und unbürokratische Unterstützung
Der Schweizerische Versicherungsverband habe schnell mehrere hundert Millionen Franken allein für versicherte Häuser, Hausrat und Fahrhabe gesprochen. «Das ist viel Geld und noch viel mehr Leid.»
Die Privatversicherer haben der betroffenen Bevölkerung in Blatten rasche und unbürokratische Unterstützung zugesichert. «Wir versuchen unkompliziert und schnell zu helfen und sind auch vor Ort präsent.»
In der Not für die versicherten Menschen und Unternehmen da zu sein, ist «unser Versprechen und zugleich unsere Bestimmung», sagte der Verbands-Päsident.
Der Schweizerische Versicherungsverband sei vor 125 Jahren in einer Zeit gegründet worden, in der sich das Land von einem Agrar- zu einem Industrieland gewandelt habe. Damals sei das Bedürfnis gestiegen, Risiken abzusichern. «Schon damals war klar: Wirtschaftlicher Fortschritt braucht Sicherheit. Und diese Sicherheit muss mehr sein als nur ein Gefühl – sie braucht Vertrauen, Regeln und verlässliche Partner.»
«Nicht sicher, ob Neuorganisation der Finma Versicherungen helfen wird»
Das gleiche gelte auch heute noch. Mäder sprach in seiner Rede eine Reihe von Tendenzen an, die er kritisch bewertet. «Es ist wichtig, dass wir eine gute und starke Regulierung haben. Es darf aber keine Überregulierung geben.»
Es könne nicht sein, dass Versicherungen reguliert werden wie Banken. «Es gibt keinen Versicherungs-Run und die Schweizer Versicherer sind sehr stabil und haben hohe Solvenzquoten.
Es bedürfe einer Regulierung, «die Augenmass bewahrt und der Vielfalt der Finanzwirtschaft Rechnung trägt und einer Grundhaltung, die nicht auf staatliche Intervention setzt, sondern auf Eigenverantwortung. Ich bin mir nicht sicher, ob die Neuorganisation der Finma den Versicherungen helfen wird.»
Bei der Altersvorsorge braucht es Mut
Ein weiterer Bereich in dem es Mut und Verantwortung brauche sei die Altersvorsorge. Mit den Leistungen aus der zweiten Säule und den Geldern die in der dritten Säule angespart werden, werde der Staat entlastet. Der Bund hat ein Ausgaben- nicht ein Einnahmenproblem, sagte Mäder mit Blick auf das Entlastungspaket, mit dem eine Änderung der Besteuerung geplant ist.
Der SVV-Präsident sprach sich deutlich gegen eine höhere Besteuerung von Kapitalbezügen aus: «Wer über Jahrzehnte spart, muss sich auf stabile Spielregeln verlassen können. Die zweite und dritte Säule stärken die Eigenverantwortung, das darf nicht durch symbolpolitische Eingriffe geschwächt werden.»
«Es darf keine Änderung der Regeln während des Spiels geben. Wir hoffen dass dieser Punkt wieder aus dem Entlastungspaket herausgenommen wird.»
Bei der Altersvorsorge gehe es auch um Generationengerechtigkeit und es brauche Mut und Verantwortungsbewusstsein um hier Lösungen zu finden.
Für leistungsfähige Lösungen sei es nötig die Rolle des Marktes zu stärken. Mäder sieht Tendenzen zu einer schleichenden Verstaatlichung und verweist etwa auf die Rolle der kantonalen Gebäudeversicherer.
«Wir geben Sicherheit nicht nur für die Kunden, sondern die gesamte Gesellschaft.»