In Asien und Afrika wächst die Zahl der Millionäre rasant – und dort gelten keine OECD-Regeln. Das könnte die Schweizer Privatbanken wieder zu gewagten Spielchen verleiten.

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Steuerstreit, schwarze Listen, Druck vom Gesetzgeber – das alles sorgte in den vergangenen Jahren dafür, dass sich das Schweizer Private Banking vom Geschäft mit unversteuertem ausländischem Geld verabschieden musste. Das Bankgeheimnis wurde durchlöchert. An seine Stelle traten Weissgeldstrategie und nun der Automatische Informationsaustausch (AIA) nach OECD-Standard.

Für die Privatbanker bedeutet das seither: tiefere Margen, Strukturkrise, drohende Arbeitslosigkeit. Und den Zwang, das Private Banking «Swiss Made» neu zu erfinden.

Grösstes Wachstum ausserhalb der OECD

Oder doch nicht? Wie sich zeigt, gibt es eine Zukunft, die nicht gar so düster scheint. In der Welt gibt es nämlich Regionen, wo die Vermögen rasant wachsen, und wo sinnigerweise die harten Standards der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) nicht gelten.

Dies jedenfalls lässt der Global Wealth Report 2014 vermuten, welche die Grossbank Credit Suisse (CS) am Dienstag veröffentlicht hat. Die Projektion der CS zur Zahl der Millionäre im Jahr 2019 ergibt ein interessantes Bild. Das stärkste Wachstum wird gerade für Länder erwartet, die nicht der OECD angehören, bei denen sich also die Steuerthematik (noch) gar nicht stellt.

Doppelt soviele afrikanische Millionäre

So soll Afrika gemäss der Credit Suisse in fünf Jahren 93 Prozent mehr Millionäre zählen – und nur Israel im Nahen Osten gehört der OECD an. Aus Sicht der Schweizer Privatbanken ist die Erschliessung des Markts schon in vollem Gange. So sind sowohl die UBS wie auch die CS bereits in Afrika tätig, während Julius Bär in der Golfregion sowie in Israel stark aufgestellt ist.

Chinas Millionärsschicht soll gemäss Projektion um 94 Prozent wachsen (siehe Grafik unten). Eine von Julius Bär und der Bank of China erstellte Studie kommt zum Schluss, dass die Kaste der Superreichen dort vermehrt Privatbank-Dienste in Anspruch nimmt. China ist dabei ebensowenig ein OECD-Land wie Malaysia, wo sich die Zahl der Millionäre der CS-Studie zufolge um 109 Prozent steigern könnte.

Run auf Schwellenländer

Das ist viel mehr als die immer noch beachtlichen Millionärs-Wachstums-Raten in OECD-Ländern wie Nordamerika (38 Prozent), Deutschland (65 Prozent) oder Frankreich (70 Prozent).

Das sehen auch die Schweizer Banken so. Dort hat der Run auf die Vermögen in den Schwellenländern bereits eingesetzt. Gemäss der Schweizerischen Nationalbank (SNB) sind die Guthaben von Kunden aus aufstrebenden Ländern bei Schweizer Banken seit Anfang 2010 von knapp 82 Milliarden Franken auf gut 109 Milliarden Franken gestiegen.

In der gleichen Zeit nahmen die Guthaben aus fortgeschrittenen Volkswirtschaften von gut 327 auf knapp 300 Milliarden Franken ab. Damit besteht für Schweizer Privatbanken zumindest die Verlockung, das «alte Modell» in aufstrebenden Ländern zu exportieren.

Gefährliches Unterfangen

Dies wäre allerdings ein gefährliches Unterfangen. Wie sich zeigt, kann in der Steuerthematik das Klima blitzschnell umschlagen. Viele hiesige Player haben das erkannt und konzentrieren sich nur noch auf ein Handvoll Länder, deren Recht- und Steuersystem sie begreifen.

Dort können sie einen Schweizer Trumpf ausspielen, der gerade in aufstrebenden Ländern immer noch sticht: Stabilität und Frieden.

Anzahl Millionäre 2014 weltweit und Schätzung für 2019

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