Mit einem «Bilanztrick» soll Credit Suisse Investoren getäuscht haben, so der Vorwurf der US-Börsenaufsicht SEC. Im Zentrum steht dabei eine Mail eines ehemaligen Kadermanns der Schweizer Grossbank.

Die US-Börsenaufsicht SEC steht laut einem Bericht der «Financial Times» (Artikel kostenpflichtig) kurz davor, eine Klage gegen die Credit Suisse (CS) einzureichen, wie das Finanzblatt am Montagabend berichtete.

Die CS wollte dazu gegenüber dem Finanzblatt nicht Stellung nehmen. Doch bereits in ihrem Jahresbericht 2014 erwähnt sie die Untersuchung der SEC als potenzielles Risiko. Auch im US-Senat war die Untersuchung bereits Thema.

Kundengelder künstlich aufgebläht

Die Geschehnisse gehen auf das Jahr 2012 zurück. Damals hatte die Schweizer Grossbank gemäss dem Bericht die Zahl der verwalteten Vermögen (Assets under Management AuM) künstlich aufgebläht, indem sie Kundenvermögen als Nettoneugeld im Private Banking umbuchte. Dadurch seien Investoren getäuscht worden, hiess es weiter.

Grund dafür war der starke Abfluss von Kundengeldern – insbesondere in der Schweizer Bank – in der Zeit, als die CS ihr Offshore-Banking ausmistete. Diese Rückgänge soll die CS unter anderem dadurch vertuscht haben, indem sie Kundengelder auf regionaler Basis verschob: das zumindest behauptet der Bericht des Senats-Ausschusses in Washington. 

Aussergewöhnlicher Fall

Die mutmasslichen «Tricksereien» sind problematisch, weil das Nettoneugeld eine zentrale Messgrösse im Private Banking darstellt und bei Investoren und Finanzanalysten entsprechend stark beachtete wird.

Wie gross eine mögliche Busse für die Credit Suisse ausfallen könnte, lässt sich laut dem Bericht sich nur schwer abschätzen, weil es sich dabei auch für die US-Börsenaufsicht um einen ungewöhnlichen Fall handelt.

Alle Hebel in Bewegung setzten

Allerdings wird die Credit Suisse durch eine E-Mail des ehemaligen Kadermanns Rolf Bögli schwer belastet. Dieser leitete bis November 2013 das Geschäft mit den sehr vermögenden Privatkunden – den so genannten Ultra High Net Worth Individuals (UHNWI). Er nahm sich damals aus gesundheitlichen Gründen eine Auszeit, wie auch finews.ch berichtete.

In der besagten Nachricht vom Februar 2012 beurteilte Bögli die Entwicklung der Neugelder als «sehr enttäuschend». Weiter hiess es: «Die Fähigkeit, Neugelder anzuziehen, ist von zentraler Bedeutung. Wir müssen innerhalb der kommenden Wochen alle Massnahmen ergreifen, um die Entwicklung in ein positives Licht zu rücken.»

Standards verschärft

Laut Verantwortlichen der CS handelte es sich hierbei zwar um eine normale Vorgehensweise, allerdings sei Böglis Wortwahl nicht konsistent mit dem offiziellen Sprachcode der Bank.

Als Reaktion auf die Untersuchungen der SEC hat die Bank ihre internen Standards in der Berechnung der verwalteten Vermögen verschärft, wie die CS bereits im Oktober mitteilte.

An der Schweizer Börse sorgte der Bericht für heftige Kursabschläge. Die Aktie ging am Montag 1,9 Prozent tiefer aus dem Handel.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.62%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.58%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.23%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.06%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.51%
pixel