Private Banking hat seinen Glanz verloren? Nicht Julius Bär unter ihrem CEO Boris Collardi. Der pflegt inzwischen gute Beziehungen zu einem der grössten Stars in Hollywood, Leonardo DiCaprio.

Boris Collardi war bei Julius Bär als CEO angetreten, die Privatbank aus dem Dornröschenschlaf zu wecken. Das ist ihm zweifelsohne gelungen – auch auf dem Hochglanz-Parkett.

Vergangene Woche lud Hollywood-Star Leonardo DiCaprio zu einem Anlass, welchen das US-Magazin «Forbes» als «die grossartigste Celebrity-Auktion aller Zeiten» auszeichnete: Die Leonardo DiCaprio Foundation Gala in St. Tropez.

Dutzende von Supermodels

Grossartig war tatsächlich das «Star-Lineup» an der Gala. Unter den über 900 geladenen Gästen traten sich die sogenannten A-Listers aus Film- und Showbusiness auf den Füssen rum: Cate Blanchett, Bono von U2, George Clooney, Reese Witherspoon, Steven Spielberg, Robert DeNiro, Chris Rock und Bradley Cooper waren da. Und natürlich Dutzende von Supermodels, mit denen sich DiCaprio so gerne umgibt.

Mitten drin auch: Ein sich sichtlich wohl fühlender Bär-CEO Collardi. Seit drei Jahren tritt die Zürcher Traditionsbank als Sponsorin des Glamour-Events auf. Denn es geht um mehr als Glamour: DiCaprio organisiert diese Gala jährlich als Spendenanlass im Rahmen seiner Stiftung, der Leonardo DiCaprio Foundation (LDF), die sich dem Umweltschutz widmet.

45 Millionen Dollar an Spenden

Dieses Jahr konnten die Gäste unter anderem eine von DiCaprios Rolex-Uhren ersteigern, ein privates Abendessen auf dem Eiffelturm, einen einwöchigen Besuch auf dem Set von Martin Scorseses neuem Film, eine private Theatervorstellung von Kevin Spacey, einen Ausflug mit Prinz Albert von Monaco, einen Trainingstag mit der Mannschaft von Manchester United, aber auch Kunstwerke von Pablo Picasso, Jeff Koons und Damien Hirst.

Die Auktion führte Simon de Pury durch, den bekannten Schweizer Auktionator und Kunstsammler. Rund 45 Millionen Dollar kamen so als Spenden zusammen.

Die Popstars Mariah Carey und Lana del Rey sorgten für Stimmung auf der Bühne, auf deren blauem Hintergrund neben dem LDF-Logo auch jenes von Julius Bär prangte.

Keine Details

Die Bank gab sich auf Anfrage von finews.ch zugeknöpft, was das Sponsoring des Gala-Abends alles beinhaltet und wie viel die Bank dafür jeweils aufwendet. Aber allein aufgrund der hohen Sichtbarkeit der Präsenz der Bank, scheint das Engagement nicht unerheblich zu sein.

CEO Collardi ist denn auch einer der Chairmen in einer Art «Board« der Spendenauktion, welches durch den Abend führt. Darin sitzen unter anderem auch Marion Cottillard, Penelope Cruz, Scarlett Johansson, Arnold Schwarzenegger und Charlize Theron, neben Chopard-Co-Präsidentin Caroline Scheufele.

Mittel der Kundenbindung

Nun mag es zum Job eines Private Bankers gehören, sich im Umfeld von vermögenden, wenn möglich auch superreichen potenziellen Bankkunden zu bewegen und Beziehungen zu knüpfen. Auch das Sponsoring von Gesellschaftsanlässen ist wichtiges Element in der Dienstleistungspalette für wichtige Kunden.

Eine Einladung ist ein Mittel der Kundenbindung und eine Gelegenheit, Personen, die möglicherweise schon alles besitzen, eine neue Erfahrung zu bieten – im Namen der Bank.

Wenig öffentliche Zurschaustellung

Das Sponsoring-Engagement mit DiCaprio ist für Julius Bär aussergewöhnlich, die sonst die Zürcher Oper unterstützt und das British Museum oder – etwas mondäner – das Polo-Turnier auf der deutschen Insel Sylt.

Mit der eigenen Stiftung übt sich Julius Bär nicht in öffentlicher Zurschaustellung: Diese unterstützt beispielsweise Jugendprojekte um Themen wie Gewaltprävention, Gesundheit und Sport sowie Berufsbildung. Diese Engagements gehen noch auf die Ära zurück, als die Bank noch unter der Kontrolle der Familie Bär stand.

76 Projekte weltweit

Auch das Sponsoring von DiCaprios Spendengala ist mit sozialen und ökologischen Absichten verbunden: Im Jahr 1998 hatte der Schauspieler die Stiftung mit dem Zweck gegründet, die letzten unberührten Flecken auf der Erde zu schützen.

Finanzielle Details gibt LDF nicht bekannt, ausser dass in den vergangenen sechs Jahren über 30 Millionen Dollar in 76 Projekte weltweit geflossen sind, sei es zum Schutz indonesischer Korallenriffe oder freilebender Tiger in Nepal.

Steuerfreies Konstrukt

Die LDF benutzt dabei das in den USA übliche System von Gemeindestiftungen: Sie ist Teil der California Community Foundation und muss darum weder Steuern bezahlen noch Rechenschaft über ihr Wirken ablegen. Diese Struktur ist legal, in Stiftungskreisen wird sie wegen der Intransparenz aber kontrovers behandelt.

Collardi hat neben Europa-Chef Rémy Bersier auch rund 60 Bär-Kunden an die DiCaprio-Gala mitgenommen. «Es handelt sich um einen internationalen Kundenevent, weshalb die Anwesenheit des CEO Sinn macht und dem Rahmen entspricht», sagte eine Bank-Sprecherin.

Die Formula-E-Connection

Dass Collardi sich in diesem Rahmen wohl fühlt, vermitteln Bilder und das Festhalten am Sponsoring. Er und DiCaprio pflegen auch sonst eine Beziehung: Der Schauspieler bezahlt das Rennteam Venturi, welches an der Rennserie Formula E teilnimmt, deren Hauptsponsor wiederum Julius Bär ist.

Ausserdem ist DiCaprio Chairman des Nachhaltigkeitskomitees der Formula E. Im Kommitee sitzt unter anderen auch Bär-Chef Collardi.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.69%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.57%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.18%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.05%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.5%
pixel