Viele Credit-Suisse-Mitarbeiter gehen kaum mehr davon aus, dass es zum teilweisen Börsengang des Schweizer Geschäfts kommt. Das versetzt sie im Umgang mit den Kunden in eine enorme Erklärungsnot.

Der bis vor kurzem noch vielgepriesene Teil-Börsengang des Schweizer Geschäfts der Credit Suisse (CS) verkommt zunehmend zur Farce. Zwar arbeiten noch immer Hunderte von Angestellten an diesem Mammutprojekt, und die Bank behält sich nach offizieller Leseart auch weiterhin alle Optionen offen.

Doch eigentlich rechnet innerhalb der CS kaum jemand mehr ernsthaft mit diesem Schritt, wie Recherchen von finews.ch unter Angestellten hierzulande in den vergangenen Tagen ergeben haben. Dafür gibt es verschiedene Gründe.

Auf Tauchstation

Zum einen kursieren seit vergangener Woche genügend Indizien darüber, dass die CS derzeit andere Möglichkeiten am Kapitalmarkt prüft, um ihr Kapital zu erhöhen. Entsprechende Informationen verbreiteten Nachrichtenagentur wie «Bloomberg» und «Reuters». Ähnlich äusserte sich auch Konzernchef Tidjane Thiam schon vor einer Woche in einem Interview mit der «Finanz und Wirtschaft».

Zum andern ist von CS-Schweiz-Chef Thomas Gottstein seit Wochen gar nichts mehr zu hören. Er scheint auf Tauchstation gegangen zu sein, was nicht geht, sofern man annehmen möchte, dass es noch immer zu diesem Börsengang kommen sollte. Für die Mitarbeiter, die er zuvor auf die Vorteile dieser Transaktion eingeschworen hatte, wird es dadurch schwierig – vor allem für die Leute «an der Front», wie aus dem Innern der CS zu vernehmen ist.

In Erklärungsnot

Hatten Sie in den vergangenen Monaten vor ihren Kunden diesen Börsengang in den höchsten Tönen gelobt und versichert, dass so eine neue starke Schweizer Bank heranwachsen würde, befinden sie sich nun in einer peinlichen Erklärungsnot, die das Verhältnis zur Klientel nicht unbedingt stützt. Eine Erklärungsnot, die sich spätestens seit dem vergangenen Freitag auch auf die überrissenen Saläre bezieht, die sich der Verwaltungsrat und das Top-Management zugeschanzt haben, und für die es beim besten Willen keine Rechtfertigung gibt.

Natürlich kann es vorkommen, dass ein Unternehmen einen strategischen Entscheid wieder über Bord wirft. Doch dabei gilt es stets, den damit einhergehenden Glaubwürdigkeitsverlust zu berücksichtigen.

Was war die Motivation?

Im Fall der CS fragen sich tatsächlich immer mehr Leute, was denn die Motivation war, diese höchst komplexe Teil-Kotierung des Schweizer Geschäfts überhaupt in Erwägung zu ziehen. Denn von Anfang an liess das Vorhaben (zu) viele Fragen offen, bezüglich Doppelspurigkeiten, Governance, Zuständigkeiten, Unabhängigkeit der Tochtergesellschaft, Rechte der Minderheitsaktionäre. Die Liste liesse sich noch lange fortsetzen.

In der Branche wird derzeit darüber debattiert, ob es der CS möglicherweise darum ging, eine zweite, absehbare Kapitalerhöhung nicht von Anfang an zu kommunizieren. Denn hätte die CS schon vor der ersten Kapitalerhöhung bekannt gegeben, sie würde eine zweite benötigen, wäre der Erfolg (der ersten) ausgeblieben (Stichwort: Gewinnverwässerung).

Darüber lässt sich bestenfalls spekulieren. Für die Beschäftigten wie auch die Aktionäre wäre es durchaus wünschenswert, wenn die CS-Verantwortlichen in Bezug auf den Börsengang möglichst bald mehr Klarheit schaffen würden.

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