Der Vermögensverwalter Swisspartners geht mit einer neuen Organisation die Zukunft an. CEO Markus Wintsch spricht mit finews.ch über die Vorteile des Geschäftsmodells und mögliche Kooperationen.


Herr Wintsch, Swisspartners hat sich vom klassischen Vermögensverwalter zum Finanzdienstleister mit Treuhand- und Versicherungsgeschäft gewandelt. Was war der Treiber dieser Entwicklung?

Wir stellen vermehrt fest, dass unsere Kunden nicht nur die Vermögensverwaltung als Dienstleistung erwarten, sondern eine umfassendere Beratung wünschen. Insbesondere in der Schweiz ist dieser Trend eindeutig. Dies hat uns dazu veranlasst, den Geschäftsbereichen Treuhand und Versicherung sowohl in der Führung als auch in der Organisation einen höheren Stellenwert zu geben, als dies vor Jahren noch der Fall war.

Wir können so auch die Ertragsströme innerhalb der Gruppe stärker diversifizieren und sind weniger abhängig von einzelnen Einflussfaktoren wie zum Beispiel der Entwicklung der Finanzmärkte oder der wachsenden Regulierung im Vermögensverwaltungsgeschäft.

Die Anforderungen einer jüngeren Generation und die starke Digitalisierung unseres Geschäfts zwingen uns zudem, wendig zu bleiben, was wir mit zahlenmässig mehr, dafür kleineren Geschäftseinheiten sind. Um möglichst flexibel und kostentransparent zu sein, haben wir per 2017 auch die Infrastruktur konsequent von den Business Units getrennt und in eine eigene Firma ausgelagert.

Welchen Stellenwert hat das Vermögensverwaltungsgeschäft angesichts anhaltend sinkender Margen noch in der Gruppe? 

Gemessen am Umsatz ist das Vermögensverwaltungsgeschäft immer noch unser Kerngeschäft. Unsere anderen Dienstleistungen aus den Bereichen Treuhand und Versicherung helfen uns jedoch, zu unseren Kunden noch engere Beziehungen aufzubauen.

«Das US-Geschäft hat sich positiv entwickelt»

Die unter Druck kommenden Margen versuchen wir auch durch Kooperationen mit Mitbewerbern bei nicht wertschöpfenden Tätigkeiten zu begegnen. Im Vordergrund stehen hier insbesondere die technologische Infrastruktur und die Supportprozesse, über die sich keine Firma am Markt differenzieren kann. Wir müssen hier als Industrie auch vermehrt zusammenarbeiten.

 Swisspartners hat einen Fokus auf US-Kunden. Wie entwickeln sich dort die verwalteten Vermögen?

Die Swisspartners Advisors ist seit 8 Jahren die SEC-regulierte Einheit, welche US-Kunden betreut. Nach anfänglich schwierigem Start hat sich das Geschäft in den letzten zwei Jahren positiv entwickelt, sowohl was die verwalteten Assets als auch was den erwirtschafteten Ertrag betrifft. Es ist jedoch nicht von der Hand zu weisen, dass kaum ein Schweizer SEC-Vermögensverwalter wirklich substantzelle Gewinne erzielt. Eine Konsolidierung wird möglicherweise auch in dieser Nische der Branche feststellbar sein.

Geniesst das Geschäft mit Offshore-Kunden insgesamt einen deutlich höheren Stellenwert bei swisspartners als mit Schweizer Kunden?

Wir bieten mit drei Gesellschaften die Vermögensverwaltung an. Neben der erwähnten SEC-Gesellschaft sind dies eine Schweizerische SRO-Gesellschaft und die Einheit in Vaduz, unser EU-Passport. Der Anteil der Schweizer Kundschaft ist in den letzten zwei Jahren deutlich gestiegen und beträgt heute um die 25 Prozent.

«Bezüglich unserer Versicherungsdienstleistungen sind wir opportunistischer unterwegs»

Dazu trägt insbesondere auch die Tatsache bei, dass wir Schweizer Kunden neben der Vermögensverwaltung umfangreiche Treuhanddienstleistungen anbieten und so den Kunden umfassend bedienen können.

Welche Märkte sind für Sie wichtig?

Der Fokus liegt in der Vermögensverwaltung auf der Schweiz und auf dem deutschsprachigen Europa sowie weiteren ausgewählten Ländern in Europa: Holland, Belgien, Frankreich, England und Spanien. Die USA habe ich bereits erwähnt. Bezüglich unseren Versicherungs- und Treuhanddienstleistungen sind wir opportunistischer unterwegs und bedienen auch Kunden in Lateinamerika und Osteuropa.

In der Schweiz hat die Konsolidierung unter den unabhängigen Vermögensverwaltern begonnen. Nimmt Swisspartners daran aktiv teil, sind Akquisitionen geplant?

Ja, wir sind daran interessiert, an den Veränderungen im Markt aktiv teilzunehmen. Wir sollten uns jedoch nicht immer auf die Frage Kaufen oder Verkaufen konzentrieren. Seitens Swisspartners schauen wir jeden Fall genau an und gehen dann in vertiefte Gespräche, wenn ein Zusammengehen mit einem Mitbewerber für beide Seiten Sinn macht.

«Wir können einen erfreulich starken Anstieg der Nachfrage feststellen»

Mit unserer breiten Dienstleistungspalette, mit dem EU-Pass für die Vermögensverwaltung, mit einer starken Infrastruktur und nicht zuletzt mit unserer Marke haben wir verschiedene Elemente, die für Mitbewerber interessant sein können. Wir sind offen für jede Kontaktaufnahme.

Auf welchem der drei Geschäftsbereiche liegt der Hauptfokus für Wachstum?

In der Schweiz liegt der Fokus auf dem Angebot von Vermögensverwaltungs- und Treuhanddienstleistungen. Die internationalen Treuhand- und die Versicherungslösungen bieten wir dort an, wo der Kunde dies nachfragt. Dabei stellen wir fest, dass insbesondere unsere Versicherungslösungen auch für andere Vermögensverwalter und für Banken ein attraktives Angebot für deren Kunden darstellen. Hier können wir einen erfreulich starken Anstieg der Nachfrage feststellen.

Im Bereich Treuhand hat Swisspartners vergangenes Jahr mit Marcuard Heritage fusioniert. Ziehen Sie weitere Schritte in diese Richtung in Betracht?

Das ist richtig, wir haben die Treuhandaktivitäten der beiden Firmen per Anfang 2017 zusammengelegt, um so im Markt noch stärker positioniert zu sein. Das Zusammengehen hat für beide Seiten Sinn gemacht. Wir sehen verschiedene Möglichkeiten für Kooperationen und sind offen, diese mit jedem interessierten Mitbewerber auch im Vermögensverwaltungsbereich zu diskutieren.

Wie beurteilen Sie die Regulierung und die Auswirkungen auf die Branche der unabhängigen Vermögensverwalter?

Natürlich sind wir nicht nur glücklich über die immer zahlreicheren und engeren regulatorischen Regeln und Rahmenbedingungen, insbesondere im Europäischen Raum. Wir vermeiden es jedoch, darauf polemisch zu reagieren – das ist vergebene Liebesmühe.

«Für die Entwicklungsphase ist die Beteiligungsstruktur ideal»

Vielmehr versuchen wir, die Anforderungen pragmatisch umzusetzen, wenn immer möglich in Zusammenarbeit mit unseren Geschäftspartnern und Mitbewerbern. Gewisse Anforderungen können durchaus auch Chancen beinhalten und fordern uns als Firma, dynamisch und flexibel zu bleiben.

 Swisspartners pflegt das Partnermodell als Besitzerstruktur. Würde ihnen eine andere Struktur, beispielsweise mit einem offeneren Aktionariat, nicht mehr Flexibilität für weitere Wachstumsschritte erlauben?

Die Swisspartners Gruppe ist heute zu zwei Drittel im Besitz von im Geschäft aktiven Partnern. Ein Drittel ist im Besitz von vier unabhängigen Investoren. Für die Entwicklungsphase, in der wir uns heute befinden, ist diese Beteiligungsstruktur ideal. Zu einem späteren Zeitpunkt mag ein offeneres Aktionariat für die Gruppe oder für einzelne Gruppengesellschaften ein gangbarer Weg sein. Grundsätzlich soll auch das Aktienprogramm für Partner, welches per 2018 eingeführt wird, ein wichtiger Bestandteil des Aktionariats sein.


Markus Wintsch ist seit 1995 CEO und Partner bei der Vermögensverwaltungsgruppe Swisspartners, die in Zürich, Vaduz, Genf und Feldkirch präsent ist. Sie verwaltet rund 4,5 Milliarden Franken und beschäftigt über 95 Mitarbeiter. Im vergangenen Juli hat sich die Gruppe eine neue Organisationsstruktur gegeben die Aktivitäten den Einheiten Vermögensverwaltung, Treuhand und Versicherung zugeteilt. Swisspartners hat eine wechselvolle Geschichte. Im Jahr 2005 hatte die Liechtensteinische Landesbank (LLB) die Mehrheit der Gruppe übernommen. Im Jahr 2012 zeigte sich Swisspartners selbst bei den US-Behörden an und lieferte zwei Jahre später als erster Schweizer Vermögensverwalter Kundendaten an die USA. Die LLB verkaufte Beteiligung ein Jahr später.

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