«US-Inflation keine Gefahr für die Weltwirtschaft» – Standard Chartered-Ökonomin
Auf dem Annual Investment Summit in Dubai machte Carla Slim, Chefökonomin Mittlerer Osten und Pakistan bei Standard Chartered Bank in Dubai, aus ihrem Herzen keine Mördergrube. «Unsere Kunden wollen vor allem wissen, wie es mit der Inflation im kommenden Jahr weitergeht und ob es Übertragungseffekte aus Amerika gibt», sagte sie vor einem Fachpublikum aus der Dubaier Finanzwelt. «Ja, das Gespenst namens Inflation ist noch nicht verschwunden», warnte sie.
Eines der Wahlversprechen von Trump 2.0 war es, die Konsumentenpreise zu senken. «Doch das wird 2026 kaum realisierbar sein», glaubt Slim. Preisanstiege in mehreren kommenden Perioden würden vor allem die USA treffen und dort verhaften– infolge höherer Zölle auf ausländische Produkte. Diese Kosten würden von Importeuren an die US-Verbraucher weitergegeben.
«Kein zweites Ukraine-Szenario»
«Das aktuelle Umfeld unterscheidet sich deutlich von der weltweiten Inflationswelle, die im Februar 2022 durch die Eskalation des Ukraine-Kriegs ausgelöst wurde. Heute verläuft die Inflation in den verschiedenen Teilen der Welt sehr unterschiedlich.»
Laut Slim sind Regionen, die im Zentrum globaler Handelsströme stehen – etwa der Mittlere Osten – kaum von der US-Inflation betroffen. Zwar könnte die anhaltende Schwäche des US-Dollars die Inflation in den Golfstaaten leicht erhöhen, da deren Währungen an den Greenback gekoppelt sind. Doch in Ostasien zeigt sich ein anderes Bild: «Die US-Zölle dürften das Wachstum in Asien dämpfen, was wiederum zu einer global importierten Disinflation führt», erklärt Slim.
Disinflation bedeutet einen Rückgang der Inflationsrate – das heisst: Die Preise steigen weiterhin, aber langsamer. Das unterscheidet sich klar von Deflation, bei der die Preise tatsächlich sinken.
Auswirkungen auf die Investitionsflüsse
Trotz der rückläufigen Entwicklung liegt die US-Inflationsrate aktuell weiterhin über dem Zielwert der Federal Reserve von rund 2 Prozent. Im April 2025 sank die Jahresrate auf etwa 2,31 Prozent, stieg jedoch im Juli wieder auf 2,70 Prozent an.
«Es ist also ein sehr differenziertes Bild, das sich hier ergibt», resümiert Slim. «Diese Entwicklung wird auch Auswirkungen auf die internationalen Direktinvestitionen im Jahr 2026 haben.» Denn Investoren bevorzugen in der Regel Länder mit niedriger Inflation – hier lassen sich Kosten, Einnahmen und Gewinne besser kalkulieren, und die Zinssätze bleiben niedrig, was günstigere Finanzierungsmöglichkeiten schafft.
















