Das Emirat Katar wird von einem arabischen Quartett seit Monaten boykottiert. Dies hat nun direkte Folgen für die Credit Suisse, die enge Beziehungen mit Katar pflegt: Auch die Grossbank wird boykottiert.

Seit Anfang Juni steht das Emirat Katar unter Beschuss: Saudi-Arabien, Ägypten, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Bahrain haben einen Boykott über Katar verhängt, wegen angeblicher Terrorfinanzierung. Dieser Boykott hat sich nun ausgeweitet, wie die «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig)  berichtete. Und diese Ausweitung betrifft nun auch die Credit Suisse (CS).

Denn die VAE und ihre Hauptstadt Abu Dhabi schliessen westliche Banken, die Katar zu ihren Aktionären zählen, systematisch aus Geschäften aus. Der Boykott wurde sichtbar, als die Abu Dhabi National Oil Company Investmentbanken im Hinblick auf den Börsengang einer Tochtergesellschaft einlud.

Informeller Boykott

Die CS sei zwar eingeladen worden, jedoch sehr schnell aus dem Pitching-Verfahren ausgeschieden, sagten Banker zur «Financial Times». Ganz ähnlich sei die Ölgesellschaft verfahren, als sie Investmentbanken für eine bevorstehende Anleihenemission in der Höhe von 5 Milliarden Dollar angegangen sei.

Der Boykott gegen die Banken, das sind neben der CS namentlich auch die Deutsche Bank und die britische Barclays, sei zwar informell. Doch seien Banker von Behörden in Abu Dhabi informiert worden, dass die CS und die anderen Institute wohl keine bedeutende Mandate mehr an Land ziehen würden. Der Grund seien die relativ grossen Aktienbeteiligungen durch den Staatsfonds von Katar und die Herrscherfamilie.

Frühere Drohungen

Katar ist seit dem Jahr 2008 Grossaktionär bei der CS. Derzeit hält die Katar Holding 5,01 Prozent der CS-Aktien sowie 12,96 Prozent Erwerbsrechte, dies in Form von Wandelanleihen. Auf diesen bezahlt die CS hohe Zinsen von 9 und 9,5 Prozent, was Katar jährlich mehrere hundert Millionen Dollar einbringt. Katars Vertreter Jassim Bin Hamad J.J. Al Thani ist dieses Jahr aus dem CS-Verwaltungsrat ausgetreten.

Katar, das äusserst reich an Erdgasreserven ist, steht seit Anfang Juni unter einem Embargo und Boykott. Vertreter von Saudi-Arabien, Bahrain, Ägypten und den VAE hatten schon früher damit gedroht, auch Unternehmen zu sanktionieren, welche mit Katar noch Geschäfte machen.

Hinterlistiges Vorgehen

Offiziell ist dies bislang nicht geschehen, weil dies wohl eine diplomatische Krise mit westlichen Staaten verursachen würde. «Uns wurde gesagt, dies sei ein informeller Boykott. Wir können dagegen nichts tun», sagte ein Banker. Das Vorgehen Abu Dhabis sei hinterlistig. Weder die CS noch Deutsche Bank und Barclay kommentierten das Vorgehen Abu Dhabis.

Für die CS sind diese Entwicklungen alles andere als günstig. Sie ist mit Katar besonders eng verbandelt, unterhält sie in der Hauptstadt Doha doch auch ein Joint-Venture namens Aventicum Capital Management, mit dem Anlagemöglichkeiten und Fonds im Nahen Osten und in der Türkei angeboten werden.

Was geschieht in Saudi-Arabien?

Abu Dhabi ist ein Investmentbanking-Hub im Nahen Osten. Finanzinstitute verdienten im Jahr 2016 237 Millionen Dollar in den VAE.

Die Schweizer Grossbank hat im Nahen Osten noch viel vor: So investiert sie in Saudi-Arabien über 600 Millionen Dollar, um dort eine grössere Marktpräsenz aufzubauen. Seit geraumer Zeit wartet die CS dort auch auf eine Banklizenz.

Vielversprechender Markt für Investmentbanken und Wealth Manager

Der Nahe Osten und die Golfstaaten gelten derzeit als besonders heisser Markt: Die Länder wollen ihre Abhängigkeit von den fossilen Energieträgern Öl und Gas diversifizieren und reorganisieren ihre staatlichen Gesellschaften, teilweise auch durch Börsengänge. Dies wird enorme Summen Kapital anziehen und freisetzen, was für Investmentbanken wie Wealth Manager vielversprechend ist.

Die wohl grösste Transaktion dieser Art steht in Saudi-Arabien mit dem Teil-Börsengang der staatlichen Ölgesellschaft Saudi Aramco bevor. Als Beraterbanken stehen bereits J.P. Morgan, Morgan Stanley und HSBC fest. Bislang gebe es keine Anzeichen, dass auch Saudi-Arabien bestimmte Banken boykottieren wolle, hiess es.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.35%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.81%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.83%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.37%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.64%
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