Es kann senkrecht starten und fliegt vollkommen elektrisch. In das eigentümliche Fluggerät deutscher Tüftler hat nun auch die noble Liechtensteiner Fürstenbank LGT Millionen investiert.

In Science-Fiction-Filmen kurven Flugtaxis schon seit geraumer Zeit durch die Lüfte. Nun ist ein 2015 gegründetes Münchener Startup namens Lilium angetreten, diese Fiktion Wirklichkeit werden zu lassen.

Die vier Gründer haben letzten April das weltweit erste elektrisch angetriebene Flugzeug abheben lassen – ferngesteuert und unbemannt. Es kann senkrecht starten und landen und auch vorwärts fliegen (siehe Video).

Rund 100 Millionen Franken gesammelt

Mit dem Erstflug hat Lilium weitere Investoren von Gewicht überzeugen können. In einer zweiten Finanzierungsrunde sammelte das Tüftler-Quartett umgerechnet knapp 90 Millionen Franken, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Insgesamt ist das Startup nun rund 100 Millionen Franken schwer.

Zu den Risikokapitalgebern zählt niemand geringeres als der chinesische Internetriese Tencent. Mit an Bord ist – eher überraschend – auch die liechtensteinische Fürstenbank LGT. Der dritte im Bunde ist der Venture-Capital-Fonds Atomico, der schon Ende 2016 rund 10 Millionen Franken in das Münchener Startup investiert hatte.

Die Anschlussfinanzierung sollte nun für die Weiterentwicklung des Jets bis zum Markteintritt in einigen Jahren ausreichen, hiess es weiter.

Wie Uber in der Luft 

Lilium will das Flugzeug allerdings nicht an Privatpersonen verkaufen, erklärt Daniel Wiegand, Gründer und Geschäftsführer von Lilium, im Gespräch mit der deutschen «Faz».

Stattdessen sollen die Flugzeuge Personen wie ein Taxi an den Ort ihrer Wahl transportieren und dies zu einem vergleichbaren Preis wie eine herkömmliche Taxifahrt mit dem Auto. Nur so lasse sich die Vision der Gründer erfüllen, dass jedermann einen solchen Transport auch benützen könne. Geordert wird das Flugtaxi per App – so ähnlich funktioniert der Fahrdienstanbieter Uber. 

Zürich-Bern in 20 Minuten

Die eiförmigen Flugzeuge erreichen laut Hersteller eine Spitzengeschwindigkeit von 300 Kilometer pro Stunde und erzielen eine Reichweite von 300 Kilometer. Somit schafft man die chronische verstopfte Strecke zwischen Bern und Zürich stressfrei in rund 20 Minuten. Von Genf nach Zürich würde die Reise etwa 50 Minuten dauern.

Zu Beginn werden die Flugtaxis noch von einem Piloten gesteuert. In etwa zehn Jahren sollen die Flugzeuge aber vollständig autonom funktionieren, so der Plan der Lilium-Gründer.

Konkurrenz schläft nicht

In Anbetracht der stetig steigenden Weltbevölkerung und den wachsenden Mobilitätsbedürfnissen gibt es für Flugautos durchaus einen Markt. Der Vorteil: In der Luft können viel mehr Luftstrassen eingerichtet werden als Verkehrswege am Boden.

Neben Lilium tüfteln auch andere teils weit grössere Flugzeughersteller an Flugtaxis. Airbus beispielsweise zeigte am diesjährigen Genfer Autosalon eine Konzeptstudie namens «Pop.Up». Die holländische Firma Pal-V begann schon in den 1990er-Jahren am Flugauto zu experimentieren. Und im kommenden Jahr soll der dritte Prototyp des slowakischen Ingenieurs-Unternehmen Aeromobil in die Lüfte heben, wie auch finews.ch berichtete.