Wenn die Credit Suisse ein neues Produkt lanciert, steckt Francesco de Ferrari sein eigenes Geld hinein. Der Asien-Chef im Private Banking der Credit Suisse tut dies aus einem ganz bestimmten Grund.

Bevor Francesco de Ferrari 2002 zur Credit Suisse (CS) stiess, arbeitete er unter anderem für den Schweizer Nahrungsmittel-Konzern Nestlé, wo er für die Markenentwicklung in verschiedenen Ländern tätig war. Und dort lernte er: «Du kannst keine Nahrungsmittel produzieren, die Du selber nicht essen würdest.»

Das sagte er in einem Interview mit der Singapurer Tageszeitung «Straits Times». Diesen Grundsatz wendet er offenbar auch im Private Banking der CS in Asien an, für das er inzwischen zuständig ist. «Jedes Mal, wenn wir ein neues Produkt lancieren, kaufe ich es mit meinem eigenen Geld», sagt der 48-jährige schweizerisch-italienische Doppelbürger.

Essen, was du selber kochst

Sein Team belächelt sein Vorgehen, doch de Ferrari verfolgt damit eine ganz bestimmte Absicht: Floppt das Produkt, sind nicht nur die Kunden verärgert, sondern auch er und dies schärfe den Fokus jedes einzelnen Mitarbeiters auf das Wesentliche, sagt der Banker. In eigene Produkte zu investieren, sei für ihn ein ethisches Prinzip, und er kenne nicht viele, die danach lebten.

Mit seinem Vorgehen sendet er nicht nur ein starkes Zeichen an die Kundschaft aus, er vertraut auch den Fähigkeiten seines Teams. Private Banking sei denn auch ein Vertrauensgeschäft und da hätten Kompromisse keinen Platz, sagt de Ferrari.

Private Banking ist ein Marathon

Deshalb schwört er auch auf Transparenz. In diesem Kontext veröffentlicht die CS in Asien ihre Geschäftszahlen detailliert. Nur drei weitere Banken würden dies ebenso tun, erklärt der fünffache Familienvater.

De Ferrari vergleicht das Private Banking auch mit einem Marathon und räumt ein, dass das Geschäft in Asien viel komplizierter geworden sei. Allein in den sechs Jahren, die er für die CS in Asien sei, hätten neun international tätige Banken sich aus dem Private-Banking-Markt verabschiedet.

Japan statt nur China

Um zu überleben, brauche es heute eine alternative Herangehensweise, erklärt der Topmanager. Anstatt alle Karten auf China zu setzen, hat die CS auch auf Japan gesetzt und dort 2012 das Private-Banking-Geschäft von HSBC gekauft. Heute zählt Japan innerhalb der CS zu den Top-Wachstumsregionen, so de Ferrari.

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