Donald Trump sorgt für Vollbremsung im M&A-Geschäft
Die grossen europäischen und amerikanischen Banken hatten im ersten Quartal von den hohen Handelsaktivitäten ihrer Kunden profitiert. Doch die gestiegene Unsicherheit belasten einen anderen Bereich schwer. Das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen hat nach den Zoll-Plänen des US-Präsidenten Donald Trump am 2. April eine Vollbremsung hingelegt.
Selbst der Einbruch während der Covid-19-Pandemie war dagegen vergleichsweise harmlos. Mit den Erschütterungen für das globale Handelsgefüge durch die US-Zölle und die damit verbundene Unsicherheit sind viele Transaktionspläne von Unternehmen erst einmal auf Eis gelegt worden.
Die Zahl der weltweit angekündigten Fusionen und Übernahmen fiel im April auf den niedrigsten Stand seit mehr als 20 Jahren, berichtet die Nachrichtenagentur «Reuters» unter Berufung auf Daten der Analysefirma «Dealogic». In den USA, dem weltweit grössten M&A-Markt, wurden im vergangenen Monat nur 555 Verträge unterzeichnet, so wenige wie seit Mai 2009 nicht mehr.
Weltweit wurden demnach im April 2’330 Geschäfte abgeschlossen. Das liegt rund 34 Prozent unter dem historischen Monatsdurchschnitt und ist der niedrigste Stand seit Februar 2005, wie es weiter heisst.
Zölle haben die Rahmenbedingungen grundlegend verändert
Die von Donald Trump an dem von ihm «Tag der Befreiung» getauften 2. April verhängten Zölle hatten nicht nur die Aktienmärkte einbrechen lassen. Eine Reihe von IPOs wurden gestoppt und geplante Deals aufgrund der veränderten und weiter unsicheren Rahmenbedingungen auf Eis gelegt.
Auch die Investmentbanken raten ihren Kunden mit Fusionen und Übernahmen abzuwarten, bis es mehr Klarheit und Konsistenz in der US-Politik gibt. «CEOs und CFOs haben noch nicht ganz verstanden, wie sich die Zölle auf sie auswirken werden, daher ist es besser, Bargeld bereitzuhalten, bis mehr Klarheit herrscht», wird Lorenzo Paoletti von Truist Securities zitiert.
Hoffnungen enttäuscht
Dabei hatten gerade die Investmentbanken in ihren Jahresausblicken noch auf einen regelrechen Boom im M&A-Geschäft in 2025 gesetzt. Der erwartete wirtschaftsfreundliche Kurs des im November zum zweiten Mal gewählten Trump hatte die Hoffnungen beflügelt.
Bei den Transaktionsvolumen hätten einige grosse Deals die Zahlen noch gestützt. Der Wert der weltweiten M&A-Aktivitäten rutschte auf 243 Milliarden Dollar ab. Das ist ein Minus zum Vormonat März um 54 Prozent und liegt 20 Prozent unter dem Monats-Durchschnitt der vergangenen 20 Jahre, wie es weiter heisst.
«Wir sehen eine Kettenreaktion bei allen Due-Dilligence-Prüfungen, die wir durchführen», sagte Kristin Pothier vom Wirtschaftsprüfer KPMG.
In geringerem Masse seien Branchen wie etwa IT und Software betroffen, die wenig bis gar nicht von der Zollpolitik betroffen sind. Die Technologiebranche war für fast 40 Prozent der in diesem Jahr in den USA abgeschlossenen Geschäfte im Wert von fast 600 Milliarden Dollar verantwortlich.
Veränderungen der Geschäftsmodelle
Andere Bereiche, die von den Zöllen weniger betroffen sind, sind etwa Telekommunikation, Medien, Dienstleistungen, Öl und Gas sowie Versorgungsunternehmen. Stärker sind die Auswirkungen bei Pharma oder Industriegütern. Sie sehen sich einschneidenden Veränderungen ihrer Geschäftsmodelle gegenüber.
«Jeder Hersteller, der entweder Vorleistungen aus dem Ausland bezieht oder Fertigprodukte ins Ausland schickt, wird davon betroffen sein», sagte Kevin Cox, der Leiter des globalen M&A-Geschäfts bei Citi. «Die Volatilität wirkt sich auf die Transaktionen aus. Käufer müssen dieses zusätzliche Risiko einpreisen oder sich zurückhalten und abwarten, bis die Situation bekannt ist.»