Vor drei Jahren hat die Credit Suisse dem Private Banking in den USA Adieu gesagt. Doch die Art des Abschied passte nicht allen – ausgerechnet ein UBS-Banker strengt nun eine Sammelklage gegen die Grossbank an.

Für beide Banken sah es im Herbst 2015 nach dem idealen Deal aus. Die Credit Suisse (CS) konnte ihr US-Private-Banking-Geschäft (Brokerage) verkaufen, wo die Grossbank die kritische Grösse nicht erreichte. Die amerikanische Wells Fargo wiederum durfte auf 250 erfahrene CS-Berater hoffen. Die Transaktion versprach der erste grosse Wurf des damals neu angetretenen CS-Chefs Tidjane Thiam zu werden.

Doch die Hoffnung erwies sich als verfrüht. Die CS-Broker liefen in Scharen zu anderen Banken über, nicht zuletzt zur CS-Erzrivalin UBS. Letztere hiess so viele Kundenberater willkommen, dass die CS gar bei der US-Aufsicht Beschwerde gegen die grösste Schweizer Bank einlegte. 

Derweil ist die zweitgrösste Schweizer Bank selbst zum Ziel von Rechtshändeln geworden. So hat die CS mit Christopher Laver zu kämpfen, der 13 Jahre lang für die Bank als Kundenberater – in Amerika heissen diese Advisor – gearbeitet hatte. Nach dem Verkauf an Wells Fargo wechselte er jedoch zur Erzrivalin UBS.

300 Millionen Dollar eingefordert

Und strengte von dort aus eine Sammelklage über 300 Millionen Dollar gegen seine ehemalige Arbeitgeberin an. Wie das amerikanische Branchenportal «Financial Planning» berichtete, hat die Grossbank auf US-Bundesgerichts-Ebene gefordert, dass die Klage abzuweisen sei. Damit hat der Konflikt einen neuen Höhepunkt erreicht.

Im Streit geht es um die Art des Abschieds der CS von ihrem Private Banking in den USA, aber vor allem um viel Geld. Berater Laver fordert für sich und rund weitere 100 Ex-CS-Kollegen aufgeschobene Bonus-Zahlungen ein, die ihnen das Schweizer Geldhaus ihrer Meinung nach noch schuldet.

Berater vor die Wahl gestellt

Als nämlich der Deal mit Wells Fargo gesetzt war, stellte die CS ihre Private Banker vor die Wahl: Entweder akzeptiert ihr die Bedingungen des neuen Arbeitgebers. Oder ihr wechselt zur Konkurrenz, womit der Anspruch auf die augeschobenen Lohnbestandteile verloren geht.

Entsprechend wirft die Bank den Klägern nun vor, auf doppelte Bezahlung aus zu sein – schliesslich hätten sie deren neue Arbeitgeber ja schon für den entgangenen Bonus bei der CS entschädigt.

Laver argumentiert, dass er und andere weder gekündigt noch den Arbeitgeber gewechselt hätten. Sondern Opfer des Verkaufs an Wells Fargo geworden seien. Und er ist nicht der einzige, der so denkt: Parallel laufen diverse Schiedsverfahren mit einzelnen Ex-Beratern, wie berichtete wurde.

Fronten zuhauf

Für die CS ist die drohende 300-Millionen-Dollar-Klage kein Pappenstiel. Mit ihm öffnet sich eine weitere mögliche Front für die Bank – neben dem Steuerstreit mit den Niederlanden, den Forderungen rund um die Verluste auf XIV-Papieren, den Verwicklungen in Mocambique oder Venezuela sowie den latenten Klagen wegen in der Finanzkrise toxisch gewordenen Hypothekenpapieren.

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