Für mehrere hundert Millionen Franken verkauft die Raiffeisen ihre Tochter Notenstein La Roche an Vontobel. Wie begründet die Genossenschaftsbank den einschneidenden Entscheid?

Dass sich die Raiffeisen-Tochter Notenstein La Roche früher oder später in neue Hände übergeht, kommt nicht wirklich überraschend. Denn mit Kundenvermögen von 16,5 Milliarden Franken ist es schwierig, im hart umkämpften Schweizer Private-Banking-Markt längerfristig zu überleben.

Raiffeisen selbst räumt in der Mitteilung zum Verkauf denn auch ein, dass Notenstein La Roche in einem klassischen Private-Banking-Umfeld die grösseren Chancen hat, ihr Potenzial auszuschöpfen und den individuellen Kundenansprüchen besser gerecht zu werden.

Erwartungen nicht erfüllt

Die vor rund sechs Jahren von der Raiffeisen übernommene Notenstein konnte bis heute die hohen Erwartungen nicht einlösen. Notenstein war 2012 aus den Trümmern der Bank Wegelin entstanden, die im Zuge des US-Steuerstreits unterging.

Notenstein kam auch beim organischen Wachstum nur harzig voran. Auch erfüllten sich die erhofften Vorteile aus der Zusammenarbeit mit Raiffeisen nicht wirklich. Auf dem Papier sollte Notenstein durch die Raiffeisen-Banken einen stetigen Fluss an Neukunden erhalten.

Ursprünglich wollte der damalige Raiffeisen-CEO Pierin Vincenz mit dem Kauf der Notenstein la Roche den Einstieg ins Private Banking wagen und so die Abhängigkeit vom Zinsengeschäft schmälern.

Festhalten an Ertragstöpfen

An der Diversifikationsstrategie hält Raiffeisen aber dennoch fest, betonte CEO Patrick Gisel in der Mitteilung vom (heutigen) Donnerstag. «Wir wollen uns auf unsere angestammte Kundschaft, zu der auch vermögende Privatkunden gehören, fokussieren und diese zusammen mit unseren Raiffeisenbanken mit einem noch umfassenderen und leistungsfähigeren Angebot ausbauen.»

Vor diesem Hintergrund hat Raiffeisen eine neue Wachstumsstrategie aufgegleist, die vorsieht über die nächsten fünf Jahre substantiell ins Geschäftssegement mit Anlagekunden zu investieren.

Finanziert wird die Wachstumsstrategie unter anderem durch den Verkauf der Notenstein la Roche, was der Genossenschaftsbank rund 700 Millionen Franken in die Kasse spült. Zudem wird regulatorisches Kapital freigesetzt.

Vontobel als Partner

Ein wichtiger Schritt sei der Aufbau eines eigenen Investment Office mit Spezialisten von Notenstein La Roche, die künftig die Raiffeisenbanken mit einem kundenorientierten Investmentprozess und Research-Leistungen bedienen werden, hiess es weiter.

Zudem plant die Genossenschaftsbank, das bereits bestehende Kompetenzzentrum für Vermögens- und Steuerplanung zu forcieren, die digitalen Kundenschnittstellen auszubauen und die Produktepalette mit einem Beratungsmandat und neuen Anlagelösungen anzureichern.

Diese Schritte sollen unter anderem mit Vontobel als Partner vorangetrieben werden. «Mit diesem umfassenden Dienstleistungsangebot sind die 255 unternehmerisch selbstständigen Raiffeisenbanken in der Lage, die Nähe zum Kunden optimal zu nutzen und die Beratung sehr persönlich und individuell zu gestalten», ergänzte Michael Auer, Leiter Departement Privat- und Anlagekunden von Raiffeisen Schweiz.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.37%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.79%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.86%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.33%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.65%
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