Die Bankbranche stehe unter Druck, räumt Thomas Gottstein, Schweiz-Chef der Credit Suisse ein. Er benennt neue Konkurrenten und erklärt, wo und wie er der Schweizer Grossbank zu Wachstum verhelfen will.

Die Credit Suisse (CS) hat, stärker als ihre Erzrivalin UBS, ihre Kosten reduziert. Somit hat sie sich etwas Schonfrist verschafft in Zeiten erodierender Erträge. Letztere sind unter anderem eine Folge der tiefen Zinsen und der schärfer werdenden Konkurrenz.

«Im Hypothekargeschäft sind es vor allem die Versicherungen und Pensionskassen, die uns konkurrenzieren», erklärte Thomas Gottstein, Schweiz-Chef der Credit Suisse, im Interview mit der «Aargauer Zeitung».

Die Versicherer und Pensionskassen investieren naturgemäss vor allem in langfristige Anlagen. Da Obligationen als Hauptbestandteil in ihren Portefeuilles aufgrund der tiefen Zinsen aber kaum mehr etwas abwerfen, sehen sie sich gezwungen, in neue Geschäftsfelder vorzudringen – namentlich ins Hypothekargeschäft. Dort unterbieten sie oft die Angebote der Banken und graben ihnen folglich Marktanteile ab. Dies spürt auch die CS Schweiz: «Das ist aufs gesamte Geschäftsvolumen gesehen die grösste neue Konkurrenz», so Gottstein.

Postfinance und Fintechs

Ein potentieller ernstzunehmender Konkurrent ist auch die Postfinance, sollte das systemrelevante Institut eine Banklizenz erhalten – ein Vorhaben, dass in der hiesigen Bankszene zuweilen für Unmut sorgt. Für Gottstein stellt die Postfinance kein Problem dar, vorausgesetzt sie werde privatisiert und bekomme keine Staatsgarantie. «Ich habe weniger Mühe mit einem solchen Modell als mit einer Kantonalbank mit einer Staatsgarantie», so Gottstein.

Ein Auge hat der Manager auch auf die Vergleichsdienste geworfen, die sich mit ihrem Geschäftsmodell zwischen Kunde und Bank positionieren. «Wir bezahlen ihnen Kommissionen, wenn ein Kunde über sie zu uns kommt. Das drückt die Marge», erklärt Gottstein.

Auch andere Banken sehen sich diesem Druck ausgesetzt und suchen nach neuen Ertragsquellen. In diesem Kontext plant Valiant ein Vergleichsangebot im Hypothekargeschäft zu lancieren, wo Interessierte in der Hypothekarberatung verschiedene Offerten erhalten, wie auch finews.ch berichtete.

Ganze Branche unter Druck

Aber auch im Brot-und-Butter-Geschäft der Banken, dem Retailgeschäft, drängen neue Player ins Feld. So hat Vlad Yatsenko, Mitgründer des britischen Fintech Revolut, unlängst angekündigt, den Schweizer Markt in Angriff zu nehmen. Bis Ende des Jahres will das Fintech eine Schweizer IBAN anbieten.

Revolut bietet Überweisungen, Zahlungen, Kreditkarten, Versicherungen, Währungshandel und bald auch Trading und Kryptowährungen an. Dabei fallen praktisch keine Gebühren an.

Die hiesige Bankszene muss sich somit warm anziehen, ein Fakt den auch Gottstein einräumt. Ihm zufolge stehe die ganze Branche unter Druck.

Näher zu Kunden und Mitarbeiter rücken

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