«Die Zusammenarbeit mit Hirslanden war ein Augenöffner. Nicht nur wir befinden uns in einem Wandel oder haben mehr administrative Last zu bewältigen», erklärt Feller. «Auch andere, die wir als Götter in Weiss sehen.» Wohlhabende Privatpatienten werden im Spital von vorn bis hinten verwöhnt. Dabei sind die Vorlieben der Klientel genau dokumentiert – selbst die Vorlieben beim Kaffee sind eingeloggt.

Dass das Luxussegment im Gesundheitssektor den Banken voraus ist, beruht auf Zwang: Der Strukturwandel kam früher als bei den Finanzdienstleistern. «Bei den Banken beschleunigt sich das jetzt und zeigt sich in der Schweiz nicht zuletzt in einer Konsolidierung», sagt Feller.

«Aha-Erlebnis»

Dieser Strukturwandel macht sich nicht nur bei den Margen der Banken bemerkbar. Auch die Stimmung auf dem Finanzplatz war schon besser.

Die Fortbildung im Krankenhaus hatte hier allerdings einen erfreulichen Nebeneffekt: «Wir bemerkten im Austausch mit den Ärzten und dem Pflegepersonal, dass diese uns wiederum anschauen wie die Götter vom Paradeplatz», freut sich Feller. «Das war ein Aha-Erlebnis, dass diese Leute uns grossen Respekt für unsere Beratungstätigkeit entgegenbringen.»

Keine alltägliche Idee

Ob und wie der Pilotversuch mit Hirslanden weitergehen wird, ist allerdings trotz des Erfolges noch unklar. Die Belastung für den durchgetakteten Spitalbetrieb ist beträchtlich. Die Idee für das «Cross-Industry-Learning» war auch keine alltägliche. Eine ehemalige Mitarbeiterin von Julius Bär schlug Andreas Feller die Zusammenarbeit vor, nachdem sie als Patientin bei Hirslanden gewesen war.

Feller, ein begeisterungsfähiger Mann mit einer Affinität zu medizinischen Themen, war sofort Feuer und Flamme. Aus seiner Sicht waren die Parallelen offensichtlich. Als Beispiel nannte er auch die Beziehung zwischen den Ärzten und dem Spital.

Kunden sind keine Versuchskaninchen

Auch die Bank muss für ihre Kundenberater ein Umfeld schaffen, in dem diese ihrem Auftrag bestmöglich nachkommen können. Auch die Finanzbranche müsse auf dem neusten Stand der Technik sein. Allerdings: «Man darf den Kunden nicht zum Versuchskaninchen machen.»

Neue Angebote, innovative Technologien müssen gründlich getestet werden, bevor man sie den Kunden – oder Patienten – zumutet. In diesem Zusammenhang bricht Feller auch eine Lanze für die Standardisierung.

«Manche Leute mögen über Standartprodukte die Nase rümpfen, dabei investieren die Banken in diese Produkte am meisten Geld», sagt er. «Die Kunst ist, das Angebot der Bank auf die persönliche Lebenssituation der Kunden zu applizieren. Technologie hilft dabei, dem Kundenberater mehr Zeit zu verschaffen, damit er diese mit dem Kunden verbringen und Vertrauen bilden kann.»

Die wichtigste Maxime

Eben dieses Vertrauen – das den Bankern in den vergangenen Jahren teilweise abhanden kam – will die Bank mit Kollaborationen wie derjenigen mit Hirslanden wieder aufbauen lernen.

Die wichtigste Maxime dabei, vorbei an allen Fortbildungen und Management-Beratungs-Schlagwörtern, fasst Feller kurz zusammen: «Man muss wirklich gern mit Menschen zu tun haben. Wenn nicht, ist man im falschen Job.»

 

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.48%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.86%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.14%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    8.99%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.54%
pixel