Der CEO der Zürcher Kantonalbank Martin Scholl ist kein Freund einer Postfinance, die Hypotheken anbieten würde. Überhaupt äussert sich Scholl in einem Interview ungewohnt pessimistisch.

Die Aussicht auf eine Ausweitung des Postfinance-Geschäftsmodells ist für Schweizer Banker jeder Couleur unerfreulich, wie auch finews.ch bereits berichtete. Die Aufholjagd im Kreditbereich könnte für die Staatsbank ausserdem grosse Risiken bergen, argumentiert Martin Scholl, CEO der Zürcher Kantonalbank (ZKB), in einem Interview mit der «Finanz und Wirtschaft» (Artikel bezahlpflichtig) vom Donnerstag.

«Das Hypothekargeschäft braucht viel Know-how», sagt der ZKB-Chef dort. «Es ist sehr riskant, auf dem Höhepunkt des Marktzyklus eine expansive Strategie zu verfolgen.»

Wenig Lob

Scholl vergleicht einen hypothetischen Zielbestand an Postfinance-Hypotheken von 25 Milliarden Franken mit dem jährlichen Wachstum der ZKB in diesem Bereich von etwa 2 Milliarden Franken. Mit einer konservativen Zinsstrategie wäre dieses Wachstum für den Berner Konkurrenten nur schwer innert nützlicher Frist zu erreichen.

Auch für den bisherigen Leistungsausweis der Postfinance hat er wenig Lob übrig. Das Institut habe «offensichtlich marktfremde Zinsen geboten, die Kundeneinlagen aufgebläht und damit das Anlageproblem verschärft.»

Indem die Politik es der Bank ermöglichen würde, ihren Wirkungsbereich auszudehnen, würde das Problem nicht gelöst, argumentiert er. Stattdessen würde möglicherweise ein Weiteres geschaffen.

Am Markt vorbeigebaut

Unabhängig vom Markteintritt einer weiteren Bank sieht Scholl Probleme im Schweizer Immobilienmarkt voraus. Vor allem bei den Renditeimmobilien werde am Markt vorbeigebaut.

«Das Risiko einer Korrektur steigt. Mit Verlusten ist zu rechnen», sagt er. Die Notleidenden wären dieses Mal – im Unterschied zur Schweizer Immobilienkrise der neunziger Jahre – allerdings nicht die Banken. «Semi-Professionelle Investoren wie Hypothekenplattformen und kleine Pensionskassen» kämen stattdessen unter die Räder.

Wachstumschance Private Equity

An ebendiese Hypothekenplattformen glaubt man bei der ZKB denn auch nicht, obwohl die Bank selbst in der Lage ist, Hypotheken online zu vertreiben.

«In einem scheinbar risikolosen Umfeld scheint es vielen Investoren und Kreditnehmern egal, wer die Gegenpartei und die Hypothekargeber sind», sagt Martin Scholl. «Der Tag wird aber kommen, an dem sich das ändert. Daher glauben wir ganz langfristig nicht an die Hypothekenplattformen.»

Stattdessen sieht Scholl für die ZKB in der Vermögensverwaltung und im Asset Management Wachstumschancen. Punktuell könnte sich der CEO hier noch vorstellen, zu investieren, zum Beispiel im Private-Equity-Bereich.

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