Die Genfer Privatbank Lombard Odier hat die Nachfolge von Patrick Odier an der Spitze geregelt, wie finews.ch erfahren hat. Der «Erbfolger» trägt den Namen der Bank allerdings nicht mehr. Odier nimmt sich mit dem Rücktritt noch Zeit.

Patrick Odier wird 2022 als Senior Managing Partner der Genfer Privatbank Lombard Odier zurücktreten. An seine Stelle tritt zu Beginn 2023 Hubert Keller. Dies geht aus einer am Mittwoch verschickten internen Mitteilung an die Mitarbeiter von Lombard Odier hervor, die finews.ch vorliegt. Die Bank bestätigte das Schreiben.

Damit hat die Genfer Privatbank eine ihrer drängendsten Aufgaben gelöst: Die langfristige Nachfolgeplanung im Zusammenhang mit dem altershalber ausscheidenden Patrick Odier. Dieser stand dem Institut als Senior Managing Partner seit 2008 vor; das heisst unter den derzeit sieben geschäftsführenden Teilhabern der 223 Jahre alten Privatbank war Odier der «Primus inter Pares».

Altersguillotine fällt nicht so rasch

Nun durfte Odier (Bild unten) kürzlich seinen 64. Geburtstag feiern, gemäss den informellen Regeln müsste er als Partner in seinem 65. Altersjahr zurücktreten. Doch ist diese Altersguillotine bei Lombard Odier «nicht in Stein gemeisselt».

Patrick Odier

Odier und seine Partner hätten sich gemeinsam darauf geeinigt, dass sein Rücktritt erst 2022 erfolgen solle, hiess es. In diesem Jahr ist der Umzug von Lombard Odier in den neuen, von Herzog & de Meuron gebauten Hauptsitz (Bild unten) geplant. Die derzeit über ganz Genf verstreuten Aktivitäten der Privatbank werden dannzumal unter einem Dach konsolidiert.

Private Banking neu ausgerichtet

Odier hat zuletzt vor allem das Wealth Management der Privatbank neu ausgerichtet und auf weniger Märkte fokussiert. Das Nordamerika-Geschäft ging dabei an die Zürcher Bank Vontobel, das Offshore-Geschäft in Gibraltar übernahm J. Safra Sarasin, und das lokale Vermögensverwaltungsgeschäft in den Niederlanden wurde ebenfalls verkauft.

LombardOdier2 500

Während das Wealth Management im vergangenen Jahr noch frisches Kundengeld anzog, blieb die Entwicklung im Geschäft mit institutionellen Kunden flach. Diesen Bereich, Lombard Odier Investment Managers (LOIM) genannt, leitet Hubert Keller.

Kein namensführender Partner mehr

Seine Berufung zum nächsten Senior Managing Partner ist im Prinzip eine logische Lösung: Keller, seit 2006 Teilhaber der Bank, ist nach Odier und Christophe Hentsch der dienstälteste Partner. Als 52-Jährigem wurde ihm im Zuge einer langfristigen Planung offenbar der Vorzug gegenüber Hentsch gegeben, der bereits 60 Jahre alt ist.

Mit dem Austritt von Odier, er dürfte nach 2022 noch repräsentative Aufgaben für die Privatbank übernehmen, verliert das Traditionsinstitut seinen letzten namensführenden Partner, nachdem 2014 Thierry Lombard ausgeschieden war und auch sein Sohn Alexis Lombard die Bank verlassen hatte.

Schon der Vater war Partner

Mit Keller folgt nun ein Mann, der dennoch in der Linie der Tradition der Bank steht, war doch bereits sein Vater Jean Keller, teilhabender Partner. Der Kapitalmarktexperte startete seine Karriere als Investmentbanker in London, zunächst bei SG Warburg, dann bei der Deutschen Bank, wo er im Zuge einer Reorganisation Ende 2005 ausschied.

Keller hatte auch bislang seinen Lebensmittelpunkt in London belassen. Die Asset-Management-Aktivitäten der Genfer Privatbank sind in der britischen Hauptstadt angesiedelt.

Mehr Ruhe im Gremium

Mit der nun rechtzeitig erfolgten Nachfolgeplanung wird Lombard Odier wohl auch die Absicht verfolgen, etwas mehr Ruhe ins Partnergremium zu bringen. Vergangenes Jahr war es zum Austritt von Hugo Bänziger gekommen, nachdem in der Partnerschaft offenbar Differenzen aufgekommen waren. Bänziger, vormals Risikochef bei der Deutschen Bank, war erst 2014 zu Lombard Odier gestossen. Auf ihn folgte diesen März Alexandre Zeller.

Einen Generationenwechsel hatte das Genfer Institut bereits 2017 angestossen und die schwedische Top-Bankerin Annika Falkengren als Teilhaberin gewonnen sowie den langjährigen, beschränkt haftenden Teilhaber Denis Pittet zum Managing Partner ernannt.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.51%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.88%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.04%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    8.96%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.62%
pixel