Unter Chef Sergio Ermotti hat sich bei der UBS eine Kaste von rund 100 Schlüsselpersonen formiert, die noch eine Stufe über den Managing Directors stehen. Sind die Tage jener Elite mit der Ankunft Ralph Hamers gezählt?

Sie kommen aus allen Ecken der UBS: Superreichen-Banker Josef «Joe» Stadler gehört ebenso dazu wie die Schweizer Troubleshooterin Karin Oertli. Barry Hurewitz, Leiter des Evidence Lab, die Verantwortliche für interne Untersuchungen Emma Molvidson und der japanische Private Banker Victor Chang sind ebenfalls Teil des exklusiven Kreises, der sich zwei Mal jährlich unter der Leitung von CEO Sergio Ermotti ein Stelldichein gibt. 

Zu dieser Gelegenheit üben sich die Spitzenkräfte neben geschäftlichen Meetings auch im «Team Building». So ging es vor drei Jahren darum, das Rad eines Formel-1-Wagens (die UBS ist Sponsor) schnellstmöglich zu wechseln. Es gewann das Team von Caroline Stewart, die heute Finanzchefin der UBS-Investmentbank ist.

Bei den Teilnehmern am Wettkampf um den schnellsten Reifenwechsel handelt es sich um die etwa 100 UBS-Mitarbeiter im Rang eines Group Managing Director, kurz GMD. Sie bilden die Spitze der UBS-Pyramide bestehend aus Managing Director, Executive Director, Director, Associate Director und den vielen Fusssoldaten ohne Rang.

Sprungbrett ins Management

Dieser Elite unter den ungefähr 70'000 Mitarbeitern der Schweizer Grossbank wird bald mehr Aufmerksamkeit zuteil. Im November übernimmt ING-Chef Ralph Hamers den CEO-Posten von Sergio Ermotti. Unter dessen Führung hat die Zahl der GMD deutlich zugenommen – den Titel gibt es erst seit 2010 – und aus verschiedenen Quellen ist zu vernehmen, dass die zusätzliche Hierarchiestufe manchmal schnellen Entscheidungen im Weg steht.

Ein Beobachter bezeichnete die GMD als eine Art Prätorianergarde der UBS-Exekutive. Wer dort angekommen ist, kann auf den Sprung in die Geschäftsleitung hoffen. So zum Beispiel Markus Ronner, der im Herbst 2018 befördert wurde. 

Im Schnitt 2 Millionen Franken pro Kopf

Es wäre nicht überraschend, wenn Hamers, dem ein Ruf als Kostenoptimierer vorauseilt, auch bei den Group Managing Directors ansetzen würde. Diese lässt sich die Bank einiges kosten: Viele von ihnen gehören zum Kreis der 675 sogenannten Material Risk Takers, die 2019 insgesamt mit 1,25 Milliarden Dollar entlöhnt wurden – im Durchschnitt fast 2 Millionen Dollar pro Kopf.

Die UBS bezeichnete auf Anfrage die GMD als die erfahrensten Leader im Unternehmnen, die mit ihren Teams eine Schlüsselverantwortung für den Erfolg des Konzerns tragen. Zu Anzahl, Namen und Kriterien für den Aufstieg in den GMD-Rang mochte sich die Grossank nicht äussern.

Weil sie in der Hierarchie über allen stehen und in der Regel gut vernetzt sind, können die GMD Projekte vorwärtsbringen, selbst wenn Zeit und Ressourcen knapp sind. Bei der UBS herrscht eine relativ hierarchische Kultur; umso wichtiger kann deshalb der richtige Titel sein – und die Unterstützung derer, die ihn ebenfalls auf der Visitenkarte tragen. 

Aus dem gleichen Topf wie die Chefs

Als weitere Vorteile, die nicht überall gut ankommen, gilt etwa ein exklusiver Trainingsraum im Hauptsitz an der Zürcher Bahnhofstrasse. Dem Vernehmen nach wird der Ritterschlag zum GMD auch gern dafür eingesetzt, wechselwillige Kader enger an die Bank zu binden. 

Diese Bindung ist auch finanzieller Natur. Die oberste Kaste der UBS-Kader wird aus dem gleichen Bonustopf entschädigt wie das Top-Management. Damit sind sie für Aktienprogramme qualifiziert, die es der Bank allerdings erlauben, den Bonus wieder zu streichen, wenn das Geschäft schlechter läuft als erwartet.

Anders als bei Goldman Sachs

Ein möglicher Grund, dass der Rang – und nicht die Kader selber – bald unter die Lupe genommen werden könnten, ist, dass der Prozess für die Beförderungen relativ undurchsichtig ist. Politische Aspekte spielen zumindest eine Rolle. 

Damit unterscheidet sich diese Elite bei der UBS zum Beispiel von den Goldman-Sachs-Bankern im Rang eines Partner. Diese werden von einem Komitee ernannt und müssen mit Partnern auf der ganzen Welt eine Runde von Interviews bestehen. 

Einfach da

«Der GMD-Status war eines Tages einfach da und die UBS hat nie eine befriedigende Erklärung dafür abgeliefert, was die Kriterien sind», sagte ein ehemaliger UBS-Banker. Die Bank macht auch nicht öffentlich, wer alles diesen Titel trägt. 

Laut mehreren Quellen sind es derzeit gut 100 Banker. Etwa 60 von diesen arbeiten in der Schweiz, mehrheitlich in Zürich. Innerhalb der UBS haben sie durchaus einen Sonderstatus, wobei sie nicht völlig vor einem möglichen Abstieg geschützt sind, wie eine Quelle sagte.

Bitte recht freundlich

Falls ein GMD einer Restrukturierung zum Opfer fällt, gibt ihnen die Bank allerdings mehr Zeit, nach einer Alternative zu suchen. Der Prozess ist etwas kollaborativer als bei «normalen» Angestellten. «Die GMD werden sehr aktiv gemanagt, aber es ist ein viel freundlicherer Prozess als anderswo», wie eine gut informierte Person sagte. 

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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