Mit der Ernennung von Ralph Hamers zum nächsten CEO ist der UBS ein Coup gelungen. Auf den Holländer warten allerdings einige Aufgaben, an denen sich Sergio Ermotti seit Jahren erfolglos abgemüht hat.

Die Ernennung des ING-Chefs Ralph Hamers zum Nachfolger von UBS-CEO Sergio Ermotti zeigt, dass Verwaltungsratspräsident Axel Weber erkannt hat, wo die Probleme der Bank liegen. Die Ausgangslage bei der UBS ist allerdings nahezu ideal für einen grossen Vordenker wie Hamers.

Dessen grösster Makel, dass er nämlich in der Vermögensverwaltung und im Investmentbanking über keine Erfahrung verfügt und noch nie ausserhalb von Europa tätig war, wird durch die Geschäftsleitung der Schweizer Bank aufgefangen. Dort baut Iqbal Khan derzeit das Wealth Management um, Suni Harford führt seit Oktober das Asset Management, während Piero Novelli und Rob Karofsky in der Investmentbank bereits zur Kostenschere gegriffen haben.

Vor diesem Hintergrund kann und muss sich Hamers auf die grösseren, strategischen Herausforderungen der Bank konzentrieren. Dies sind die sechs dringendsten Problemfelder, derer sich der Holländer ab November annehmen muss.

1. Mangelnde Motivation

Selbst langjährige Fahnenträger von Ermotti geben es zu: Dem Tessiner fehlten jüngst die Dynamik und das Charisma, um bei den mehr als 60'000 UBS-Bankern für Aufbruchsstimmung zu sorgen.

Hamers, der offenbar über ein grosses Sendungsbewusstsein verfügt, muss das ändern. Nur indem er alle Anspruchsgruppen von seiner Vision begeistert, kann er die Unterstützung der Angestellten für die harten Massnahmen gewinnen, welche der Bank zwangsläufig bevorstehen.

2. Überwältigende Altlasten

Auch mehr als zehn Jahre nach der Finanzkrise ist die UBS immer noch mit Altlasten aus der Zeit von Ermottis Vorgängern beschäftigt. Zusammen mit seinem Chefjuristen Markus Diethelm hat sich dieser aufs Risiko eingelassen, den Strafverfolgern Frankreichs und in den USA die Stirn zu bieten. Die entsprechenden Verfahren werden den Rest von Ermottis Zeit als UBS-Chef dominieren.

Als Konsequenz davon wird sich voraussichtlich auch der neue Chef der Bank damit beschäftigen müssen. Schlimmstenfalls übernimmt er im November eine Bank, die durch eine 4,5-Milliarden-Euro-Busse aus Frankreich geschwächt ist und sich inmitten eines Gerichtsverfahrens in Amerika befindet. Er sollte versuchen, diese Probleme möglichst schnell aus der Welt zu schaffen, sodass er sich auf seine eigentliche Aufgabe konzentrieren kann.

3. Ausufernde Bürokratie

Während in der Investmentbank und in der Vermögensverwaltung bereits Kostenprogramme laufen, hat die UBS einen Wasserkopf, den Hamers dringend angehen sollte. Als Aussenseiter dürfte er einen weniger sentimentalen Blick auf gewisse langjährige Mitarbeiter haben als sein Vorgänger.

So unterhält die UBS eine Kaste von sogenannten Group Managing Directors und Vice Chairmen, die fürstlich entlöhnt werden. Nicht in allen Fällen ist klar, weshalb der Sonderstatus gerechtfertigt ist.

Dazu kommt ein riesiges Corporate Center, dem unter Ermotti die Rosskur erspart bliebt, welche die Mitarbeiter der Credit Suisse unter dem ebenfalls kürzlich zurückgetretenen Tidjane Thiam durchmachen mussten. Auf UBS-COO Sabine Keller-Busse, welche bis heute ebenfalls als mögliche Ermotti-Nachfolgerin gehandelt wurde, dürften unter Hamers entsprechend grosse Herausforderungen zukommen.

4. Radikale Digitalisierung

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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