Ihr Antritt bei der UBS war von höchst ambitionierten Tönen begleitet. Doch ist die Chef-Digitalisiererin bereits wieder weg, wie Recherchen von finews.ch zeigen. Hat die UBS ein Problem mit Innovationen?

Ellie Hardwick startete bei der UBS mit Vorschusslorbeeren und grossen Hoffnungen ihres Chef Mike Dorgan. Der Technologie-Chef der UBS hatte Hardwick Anfang 2019 von der Deutschen Bank zur grössten Schweizer Bank gelotst, um die ins Stocken geratene Innovation im digitalen Bereich wieder in Schwung zu bringen. Hardwick wurde der Titel der Chief Digital Officer verliehen.

Damit waren die Erwartungen klar gesetzt: Die Britin sollte sich auf Projekte konzentrieren, welche die Grossbank auf zwei Gebieten voran bringen sollte: Blockchain-Technologie und Künstliche Intelligenz (KI).

Uber-Moment ohne Hardwick

Die grossen Vorhaben skizzierte Hardwick vergangenes Jahr vor Journalisten: Sie solle die UBS in Richtung des Uber-Moments führen, jener disruptiven Transformation, welche die gesamte Finanzindustrie auf den Kopf stellen würde.

Der Uber-Moment findet nun bei der UBS – wenn überhaupt – ohne Hardwick statt. Sie verliess die Grossbank bereits im vergangenen Februar, wie die UBS auf Anfrage von finews.ch bestätigte.

Stattdessen ist sie nun als Verwaltungsrätin aktiv, bei der Alpha Bank in Griechenland beispielsweise oder beim skandinavischen Fintech Itiviti. Ihre Erfahrung werde für Itiviti unbezahlbar sein, teilte das zum Private-Equity-Haus Nordic Capital gehörende Fintech am Montag mit.

Problem mit Leuten, die etwas bewegen?

Hardwick kam zur UBS, als den Bankern dort der Smartwealth-Flop noch in den Knochen steckte: Der digitale Wealth Manager war während Jahren für teures Geld entwickelt worden. Aber als es an das Vermarkten ging, zog die UBS im Sommer 2018 den Stecker. 

Dargan, der 2016 als Technologie-Chef der UBS in die Fussstapfen von Oliver Bussman trat, brachte Struktur in die verästelten Technologie-, Innovations- und Digitalisierungsbereiche der UBS. Die Entwicklungen sollten einerseits bei der Infrastruktur vorantgetrieben werden, der Plattform- und der Cloud-Technologie. Dafür hatte Dargan Rick Carey geholt.

Ankündigungen – und dann nichts mehr

Hardwicks war für die Rolle der Tech-Vordenkerin vorgesehen und sollte die UBS vor allem mit KI-Anwendungen vertraut machen, wie auch die Blockchain-Projekte im Londoner «Level 39» vorantreiben. Dort hatte die UBS innert kurzer Zeit Alex Batlin und seinen Nachfolger Peter Stephens verloren.

Bezüglich Blockchain hatte die UBS nach längerer Zeit im vergangenen Herbst wieder eine Ankündigung: Man steige in die Tokenisierung von Assets ein. Nun, knapp neun Monate nach der Ankündigung, wartet man immer noch auf erste konkrete Anwendungen.

Hardwicks Rolle hat zwischenzeitlich Dargan übernommen. Ihr Abgang – die Gründe dafür sind nicht bekannt – wirft kein besonders gutes Licht auf die UBS und ihre immer wieder kolportierten Innovationsbestrebungen. Hardwick verfügte zwar über jahrelange Erfahrung bei Grossbanken. Doch bei der UBS scheint sie an den Ansprüchen und an der Wirklichkeit eines Grossapparates gescheitert zu sein, der Freiräume, wie sie digitale Vordenker brauchen, kaum zulässt.

 

 

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