Im Swiss Banking gibt es derzeit ein ganz grosses Thema: Der sehr vermögenden Klientel den Zugang zu Privatmarkt-Anlagen zu bieten. Wegen der Corona-Pandemie könnten die Banken damit allerdings zu spät kommen.

Der Wechsel Giuseppe De Filippos von der UBS zu Julius Bär gibt auf dem Zürcher Finanzplatz einiges zu reden. Denn die UBS hatte De Filippo erst kürzlich befördert. Er hätte in den Plänen von Wealth-Management-Co-Chef Iqbal Khan als Experte für Private-Market-Angebote eine Schlüsselrolle gespielt. 

Doch De Filippo zieht mit einem Team von drei Leuten zu Julius Bär, um dort den Bereich Direct Private Investments aufzubauen. Dabei geht es vereinfacht gesagt um Anlagen in nicht-kotierte Firmen.

Julius Bär kommt mit dieser Initiative reichlich spät: Der Privatmarkt-Anlagen-Boom, bei dem vor allem institutionelle Investoren sowie sehr reiche Privatkunden mitmischen, ist bereits seit einigen Jahren im Gang.

Deals ohne Banken

Auch die UBS hat erst vor wenigen Monaten die Strukturen aufgebaut, um ihrer Klientel solche Investments anzubieten. Für Banken, die in erster Linie für ihre Kunden an den Börsen kotierte Produkte handeln, sind Privatmarkt-Anlagen mehrheitlich Neuland. Es fehlt in der Regel an der erforderlichen Expertise, am Netzwerk sowie an flexiblen Entscheidungsmechanismen.

Superreiche Privatkunden, Unternehmer und Family Offices organisieren ihre Private-Equity-Investments darum vielfach – an den Banken vorbei – in eigenen Investoren-Netzwerken oder über so genannten Club Deals.

Sinkende Renditen

Die Banken haben aber aufgeholt: Gemäss dem jüngsten UBS Global Family Office Report spannen Superreiche nun in einem Drittel ihrer Private-Equity-Investments mit Banken zusammen, die als Quelle für neue Deals dienen. Über 40 Prozent der Family Offices nutzen Banken zur Prüfung von Deals.

Die mit sehr viel Aufwand betriebene Aufholjagd der Banken im Bereich der Direktanlagen könnte aber zu spät erfolgen: Denn die führenden Family Offices der Welt erwarten sinkende Renditen mit Private-Equity-Investments. Das geht aus dem UBS-Report ebenfalls hervor, für den die Grossbank mehr als 120 Family Offices befragt hat.

Corona-Pandemie schafft Probleme

Nachdem diese Anlagen in den vergangenen Jahren der klare Renditetreiber für Superreiche waren, ist die Überzeugung dafür nicht mehr so klar: Nur noch die Hälfte der Family Offices erwartet, dass der Gewinn aus Investitionen in Private Equity öffentliche Investitionen übertreffen werde.

Die zunehmende Skepsis hat einen Grund: Corona. Vor der Pandemie waren drei Viertel der Family Offices noch vom Renditetreiber Private Equity überzeugt gewesen.

Nimmt man die UBS-Umfrage als Grundlage für ein repräsentatives Bild der Anlagegewohnheiten der Family Offices und Superreichen muss der Private-Equity-Boom relativiert, und die erheblichen Anstrengungen der Banken, ihre Kunden an diesem Boom teilhaben zu lassen, müssen in Frage gestellt werden.

Traditionelle Anlageklassen weitaus beliebter

Denn Private Equity macht in den Portfolios der von der UBS befragten Family Offices nur einen Anteil von 16 Prozent aus; davon sind 9 Prozent Direktanlagen, 7 Prozent sind Fonds. Mit knapp 60 Prozent sind es nach wie vor die traditionellen Anlageklassen Aktien, Bonds und Cash, die die Depots selbst der smartesten Anleger dominieren.

Und smart sind sie – gemäss der Einschätzung von Josef Stadler, dem Head Global Family Office bei der UBS. «Family Offices bewerten und verwalten Risiken anders als andere Investoren. Ihnen bereitet das Verpassen einer Chance mehr Kopfzerbrechen, als der Verlust. Sie versuchen, mit dem Einsatz von Geld Vorteile aus den Marktverschiebungen zu ziehen», kommentiert Stadler den Report aus seinem Hause.

Verlängerung einer Unternehmerkarriere

Was angesichts des Runs auf Privatmarkt-Anlagen vergessen geht: Dass superreiche Unternehmerkunden oder Family Offices hier die Vorreiter gespielt haben, liegt an ihrer Expertise und an ihrem eigenen unternehmerischen Hintergrund. Oder wie die UBS schreibt: «Viele von ihnen haben ihr Leben damit zugebracht, Unternehmen aufzubauen.» Nun in Private Equity zu investieren, sei eine Erweiterung ihrer Karriere.

Die andere Eigenschaft, die diese Kunden auszeichnet, hat Stadler bereits angesprochen: Eine emotionslose Diszipliniertheit, strikte Investmentprozesse und das präzise Beibehalten einer einmal definierten Strategie. Und diese sieht gemäss UBS wieder eine Veränderung der Vermögensstruktur an: Und zwar unter anderem hin zu normalen Aktien in hoch entwickelten Märkten.

Die Banken könnten tatsächlich zu spät im Private-Equity-Boom mitmischen wollen.

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