Die auch in der Schweiz höchst aktive deutsche Neobank N26 verbrennt weiter Geld. Hierzulande will sie an ihrem Kurs festhalten, wie finews.ch erfahren hat.

Valentin Stalf, Gründer und Co-Chef von N26, schaut nach vorne. Beim aktuell wertvollsten deutschen Fintech sieht er den Gewinn bis zum Jahresende in Griffweite, wie er dem deutschen «Handelsblatt» (Artikel bezahlpflichtig) jüngst erklärte. Bis anhin hat die Neobank, die auch in der Schweiz höchst aktiv ist, aber weiter Geld verbrannt.

Nach einem krachenden Nettoverlust von 217 Millionen Euro 2019 verlor das vor allem im Payment- und Kartengeschäft aktive Startup letztes Jahr nach eigenen Angaben nochmals 110 Millionen Euro.

«Sehr zufrieden» in der Schweiz

Das hat der Neobank reichlich Kritik eingetragen. Die Daten- und Analysefirma Global Data etwa kam in einem Kommentar zum Schluss, N26 laufe die Zeit davon beim Versuch, sich gewinnbringend auszurichten. Beim Fintech sieht man das naturgemäss anders. N26 verweist auf 2019 als «Investitionsjahr», den halbierten Verlust von 2020 – und auf die 7 Millionen Kunden, die nun nach eigenen Angaben erreicht werden.

Georg Hauer, bei der Neobank zuständig für die deutschsprachigen Märkte und damit die Schweiz, will hierzulande am eingeschlagenen Kurs festhalten. Wie er auf Anfrage erklärte, ist das Jungunternehmen mit der Geschäftsentwicklung in der Schweiz bisher sehr zufrieden. Neben dem bestehenden Eurokonto lancierte das Fintech vergangenen November mit N26 Smart das erste Premium-Konto in der Schweiz. «Der Start», sagt Hauer, «verlief sehr erfolgreich». Der Anteil an N26-Smart-Nutzern unter den Neukunden sei in der Schweiz höher als in allen anderen Märkten von N26.

Angreifer vor einer Wende

An der Strategie, vor allem Expats und Vielreisenden neue Produkte anzubieten, habe sich denn auch nichts geändert. «2021 wollen wir einige wichtige und erfolgreiche Produkte sowie Funktionen, die wir bereits in anderen Ländern haben, auch in die Schweiz zu bringen», so der Neobank-Manager.

Tatsächlich scheinen die bis dato voll auf Angriff ausgerichteten Neobanken in Europa vor einer Wende zu stehen. Sie kriegen es mit zunehmender Konkurrenz von anderen Fintechs und neu auch vonseiten der etablierten Banken zu tun. Seit dem vergangenen Herbst lancierte in der Schweiz etwa die Grossbank Credit Suisse ihre Banking-App CSX; die Basellandschaftliche Kantonalbank kündete eine nachhaltige Digitalbank an, und das hiesige Fintech Yapeal verbreiterte auf den Jahresanfang das Angebot.

Rückzug aus Grossbritannien...

In Grossbritannien, wo sich in Europa die meisten Neobanken tummeln und das deshalb als Pioniermarkt zu betrachten ist, ist diese Entwicklung bereits in Gang geraten. So bemüht sich die Nummer eins der europäischen Neobanken, Revolut, dort sehr aktiv um eine Bankenlizenz. Dies mit der offensichtlichen Absicht, ins höhermargige Geschäft mit Krediten einzutreten.

Bei der britischen Konkurrentin Starling will derweil mit Fidelity International ein etabliertes Fondshaus einsteigen – und bei Monzo nahm kürzlich Gründer Tom Blomfield den Hut. Dies, während neben der amerikanischen Bank Goldman Sachs und nun auch das US-Institut J.P. Morgan den Briten digitale Bankdienste anbieten möchten.

N26 hat sich seinerseits letztes Jahr aus Grossbritannien zurückgezogen – das Vorpreschen im Königreich kostete die Neobank 27 Millionen Euro, wie erst jetzt bekannt wurde. Für die Analysten von Global Data ist das ein Lehrstück dafür, wie risikoreich es sein kann, in bereits gesättigte Bankenmärkte mit vielen alten und neuen Gegenspielern vorzudringen.

...Ausbau in den USA

Dennoch setzt N26 auch 2021 weiter aufs Wachstum und neue Märkte. Im Fokus steht der Ausbau in den USA, während die Deutschen in Brasilien eine Banklizenz erwerben konnten. Ebenfalls soll die Produktpalette verbreitert werden. Mit hohen Kundenzahlen alleine, das zeichnet sich also auch hier ab, ist das Rennen kaum zu gewinnen.

Zudem: mit dem hohen Wachstum machen die Neobanken zunehmend auch beim Regulator auf sich aufmerksam. Medienberichten zufolge will etwa die deutsche Bundesanstalt für Finanzdiensleistungsaufsicht (Bafin) vermehrt Fintechs und Neobanken unter die Lupe nehmen. Damit zeichnet sich auch auf der regulatorischen Ebene eine Wende ab.

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