Ex-Credit-Suisse-Trader und amtierender Bankenschreck Nikolay Storonsky möchte eine Vollbanken-Lizenz für Revolut. Auf dem Weg dorthin könnte er sich selber als grösstes Hindernis erweisen.

Revolut zieht es ins Finanz-Establishment. Wie auch finews.ch berichtete, strebt das 2015 gegründete Fintech in Grossbritannien eine Vollbanken-Lizenz an. Dies würde es der britischen Neobank erlauben, dort aufs eigene Buch Kredite zu vergeben.

Bis anhin operiert das Unternehmen in Grossbritannien mit einer E-Geld-Lizenz. Zudem verfügt Revolut über eine Banklizenz in Litauen, die das Jungunternehmen für die Expansion in Kontinentaleuropa nutzt. In der Schweiz bedient das Fintech nach eigenen Angaben rund 300’000 Nutzer und agiert mit der Credit Suisse (CS) als Korrespondenz-Bank.

Raues Vorgehen

Doch der Weg zur honorigen britischen Bank wartet mit Hindernissen auf. Das grösste davon, ist dem Fintech-Portal «Sifted» zu glauben, ist Revolut-Gründer Nikolay Storonsky selber. Der Mitdreissiger hat recht wenig mit dem Bild des distinguierten Bankiers gemein. Vielmehr weiss er der Konkurrenz und zuweilen auch den eigenen Mitarbeitenden mit kernigen Worten und rauem Vorgehen einzuheizen.

Die Banken – zu denen Revolut ja neuerdings gehören will – liess er jüngst wissen: «Fintechs werden immer besser und besser, aber die Banken bleiben einfach stehen. In der Zukunft, also in fünf bis zehn Jahren, wird die Mehrheit der kleineren Banken im Retail-Bereich nicht mithalten können.»

Bei der Aufsicht Geschirr zerschlagen

Bei der britischen Finanzaufsicht FCA zerschlug der in Moskau geborene Neobanker ebenfalls schon Geschirr, so der Bericht. Als Storonsky dort vor drei Jahren antraben musste und zur Qualität der Geldwäscherei-Abwehr bei Revolut befragt wurde, soll er nur geantwortet haben: «Sie ist besser als der Durchschnitt.» Laut «Sifted» hallen die Worte seither beim Regulator nach. «Nik» Storonsky, so werden diverse Quellen zitiert, könnte der Banklizenz im Heimmarkt selber am meisten im Wege stehen.

Dabei kann Revolut die Einnahmen aus dem Kreditgeschäft gut gebrauchen. Das mit 5,5 Milliarden Dollar bewertete «Einhorn» erzielt mit Konti und Karten im Zahlungsgeschäft noch immer keinen Gewinn; er wird erwartet, dass aus Krediten rasch ein Drittel mehr Einkünfte zu erzielen wären.

Altgediente Finanzer befördert

Das ist auch ein Eingeständnis, dass mit halsbrecherischem Wachstum und Skalen allein das Geschäftsmodell der Neobanken nicht aufgeht.

Doch Storonsky ist einer, der sich veränderten Verhältnissen rasch anzupassen vermag, wie Wegbegleiter berichten. Für den Weg hin zur Banklizenz opferte der Revolut-Gründer gar eigene Macht.

So kürte er Martin Gilbert, den früheren CEO des britischen Fondshauses Standard Life Aberdeen, zum Präsidenten und holte auch Ex-Goldman-Sachs-Banker Michael Sherwood in den Verwaltungsrat. Der Bankenschreck vergangener Tage hat zumindest vordergründig entschieden, mit offenen Armen auf die Gegner von einst zuzugehen.

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