Der seit seinem Abgang bei der Credit Suisse höchst umtriebige Tidjane Thiam folgt nun dem jüngsten Trend an der Wall Street. Dafür spannt er mit einem Milliardenkonzern zusammen und verbündet sich mit seinem Einflüsterer aus CS-Tagen.

Der frühere Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam kooperiert mit dem amerikanischen Investmenthaus Pimco, um eine sogenannte Special Purpose Acquisition Company (SPAC) zu gründen, wie die Nachrichtenagentur «Bloomberg» am Donnerstag meldete.

Dabei handelt es sich um eine Mantelgesellschaft, die zunächst Kapital über einen Börsengang einsammelt, um dieses dann in die Übernahme eines (vorher nicht fest bestimmten) Unternehmens zu investieren.

Wie finews.ch schon früher berichtete, ist dies mittlerweile der letzte Schrei an der Wall Street; auch zahlreiche Top-Manager sind entsprechende Engagements bereits eingegangen, wie Ex-UBS-Chef Sergio Ermotti, Ex-Commerzbank-CEO Martin Blessing oder der frühere Credit-Suisse-Chef Brady Dougan.

Alte Weggefährten

Da will Thiam nicht aussen vor bleiben. Bei dem geplanten SPAC namens Freedom Acquisition wird Thiam als Executive Chairman amten. Bemerkenswert ist indessen auch, dass sich der 58-jährige französisch-ivorische Banker einen alten Weggefährten holt, der die künftige SPAC operativ leiten soll: Adam Gishen. Er soll zusammen mit Abhishek Bhatia, der zuvor für die FWD Group in Asien arbeitete, diese Verantwortung übernehmen.

Während Thiams Amtszeit bei der CS war Gishen zuständig für die Investor Relations, das Marketing und Branding sowie für die Kommunikation der Schweizer Grossbank; etwas profaner ausgedrückt: Er war einer der allerwichtigsten Einflüsterer Thiams. Gishen war immer fest im Sattel. Selbst der ganze «Spygate»-Skandal rund um die Beschattung von Top-Managern der CS konnte ihm nichts anhaben. Von allen engen Thiam-Verbündeten verliess er die CS als Letzter.

Nicht untätig geblieben

Thiam und Gishen kennen sich schon einige Zeit. Als Thiam noch CEO des britischen Versicherers Prudential war, beriet ihn Gishen in seiner Funktion als Investmentbanker der Finanzboutique Ondra Partners.

Seit seinem Ausscheiden bei der CS im Februar 2020 war Thiam nicht untätig. Er nahm Einsitz im Verwaltungsrat des französischen Luxusgüterkonzerns Kering, engagierte sich im Kampf der Afrikanischen Union gegen das Coronavirus, und wurde Vorsitzender der Rwanda Finance, einer Organisation, die sich für die Entwicklung und Förderung des Finanzplatzes Kigali einsetzt.

CEO-Posten in Italien ausgeschlagen

Unlängst stand er auch in der engsten Auswahl für den vakanten CEO-Posten beim italienischen Bankkonzern Unicredit. Thiam schlug diesen Job jedoch aus, worauf der Italiener Andrea Orcel zum Handkuss kam, der früher die Investmentbank der UBS leitete – dies alles unter Vorbehalt der Zustimmung durch die Unicredit-Aktionäre im kommenden April.

 

 

 

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