Die Tessiner Kantonalbank blickt ehrgeizig in die Zukunft, ohne dabei die Region aus den Augen zu verlieren. finews.ch sprach mit Fabrizio Cieslakiewicz, Präsident der Geschäftsleitung der BancaStato.


Fabrizio Cieslakiewicz, in welchen Segmenten will sich die BancaStato weiterentwickeln?

Wir wollen in allen Segmenten wachsen. Dazu werden wir gezielte Massnahmen ergreifen, um unsere Marktanteile nicht nur bei Privatkunden, sondern auch bei lokalen Unternehmen sowie im Private Banking und Wealth Management zu erhöhen.

In diesem Zusammenhang erinnere ich daran, dass wir eine Gruppe sind: Dank der Axion Swiss Bank in Lugano, einer echten «Finanz-Boutique», können wir uns angesichts einer klaren Aufteilung der Länder und Zielmärkte auf vielfältige Weise bewegen und ergänzen.

«Dieser Ansatz unterstützt das Bestreben, unsere Einnahmequellen zu diversifizieren»

Kurzum, wir wollen weiter wachsen, und das werden wir auch tun. Dieser Ansatz unterstützt das Bestreben, unsere Einnahmequellen zu diversifizieren.

Planen Sie die Eröffnung oder Schliessung von Bankfilialen im Kanton?

Derzeit besteht unser Vertriebsnetz aus vier Filialen, 16 Agenturen und 25 Geldautomaten: Zahlen, die im Laufe der Jahre im Gegensatz zur Branche gewachsen sind. In den vergangenen zehn Jahren haben wir neue Agenturen in Giubiasco, Gordola und Manno eröffnet.

Insbesondere in Manno wurde die Agentur nach einem neuen Konzept eröffnet, das später auch in anderen Agenturen übernommen wurde: «Routine»-Bankdienstleistungen werden der neuesten Generation von Geldautomaten anvertraut, was es den Mitarbeitenden ermöglicht, sich auf ihre Tätigkeit mit dem höchsten Mehrwert zu konzentrieren, nämlich die Beratung.

«Grundsätzlich sind wir eine Bank, die sozusagen genetisch mit der Region verbunden ist»

Diese Vorgehensweise entspricht den veränderten Kundengewohnheiten, aufgrund derer die manuellen Bargeld-Transaktionen stark zurückgegangen sind. Das hat es uns wiederum ermöglicht, unser Marktgebiet flächendeckend zu erschliessen.

Grundsätzlich sind wir eine Bank, die sozusagen genetisch mit der Region verbunden ist. In den kommenden Monaten wollen wir weitere Geldautomaten installieren, um neue, wichtige Standorte in der Region zu erreichen. All dies geschieht zur gleichen Zeit, in da wir unsere digitalen Kanäle entwickeln und verbessern.

Ist Ihr Wachstum nur organisch oder ziehen Sie auch Übernahmen in Betracht?

Abgesehen von der Übernahme der EFG-Retail- und Corporate-Aktivitäten im Tessin, die Ende März 2021 abgeschlossen wurde, ist unser Wachstum organisch und vor allem das Ergebnis der grossen Anstrengungen, die wir in den vergangenen Jahren auf Projektebene unternommen haben.

Wir planen derzeit keine Akquisitionen, aber wir sind offen für alle guten Gelegenheiten, die sich auf dem Markt ergeben, und die es wert sind, bewertet zu werden.

Welche Vorteile bringt die erwähnte Übernahme des Retail-Segments von EFG International Bank?

Die Vereinbarung mit EFG hat es uns ermöglicht, mehr als 5'400 Kunden zu empfangen und mehr als 500 Millionen Franken an Vermögenswerten und 420 Millionen Franken an Krediten, hauptsächlich Hypotheken, unter unser Dach zu bringen.

«Es gibt auch Vorteile, die mit unserem öffentlichen Auftrag zusammenhängen»

Das hat es uns ermöglicht, die Geschäftsvolumina, aus denen wir unsere Einnahmequellen beziehen, effektiv zu erhöhen: Der Anstieg bei den Hypothekarkrediten entspricht ungefähr dem, was wir normalerweise in einem Jahr erreichen.

Es gibt auch Vorteile, die mit unserem öffentlichen Auftrag zusammenhängen: Indem wir die Kontinuität der Bankgeschäfte der früheren EFG-Kunden gewährleisten, stärken wir den Tessiner Finanzplatz und zwar in einer Weise, die unserem Profil als Kantonalbank vollumfänglich entspricht.

Wie sieht Ihre Private-Banking-Strategie aus?

Dank unserer Gruppenstruktur sind wir in der Lage, unseren Kunden ein komplettes Angebot an Dienstleistungen zu bieten. So haben wir zum Beispiel Axion als Kompetenzzentrum für die Entwicklung und Verwaltung von «Hausfonds» identifiziert.

«Der Tessiner Markt hat gezeigt, dass er für seine hohen Qualitäten geschätzt wird»

Im Jahr 2020 haben wir zwei neue Fonds für die Privatkunden der Muttergesellschaft aufgelegt, die sehr erfolgreich sind.

Einige Kantonalbanken haben ins Ausland expandiert. Haben Sie diese Möglichkeit jemals in Betracht gezogen?

Nein, wir haben nicht die Absicht, ins Ausland zu expandieren.

Welches ist das Wachstumspotenzial des Private Banking im Tessin?

Generell lässt sich der Tessiner Markt nicht vom benachbarten Italien trennen, und die Entwicklungen beim Zugang zum italienischen Markt, die derzeit ins Stocken geraten sind, werden in dieser Hinsicht entscheidend sein.

Trotz dieser Tatsache und trotz der objektiven Verkleinerung des Tessiner Marktes sowie der Verlagerung einiger Entscheidungszentren über die Alpen hinaus, hat das Tessin gezeigt, dass es für seine grossen Qualitäten und die hohe Professionalität, die es seinen Kunden bieten kann, geschätzt wird.

«Die Zahl der italienischen Kunden hat in den letzten Jahren leicht zugenommen»

Ich glaube, dass es immer Möglichkeiten für weiteres Wachstum gibt. In dieser Hinsicht liegt es an uns, proaktiv zu handeln.

Wie wichtig sind die italienischen Kunden für die BancaStato?

Die meisten unserer Kunden sind im Tessin ansässig. Sie machen etwa 80 Prozent unserer Klientel aus. Dahinter folgen die italienischen Kunden, die 14 Prozent ausmachen.

In den letzten Jahren hat die Zahl der italienischen Kunden leicht zugenommen, was vor allem darauf zurückzuführen ist, dass die BancaStato auf eine Erhöhung der Kontoführungsgebühren für Kunden ohne Wohnsitz in der Schweiz verzichtet hat.


Fabrizio Cieslakiewicz arbeitet seit mehr als 21 Jahren für die BancaStato und ist seit Juni 2017 deren CEO.

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