Der Credit Suisse droht eine heftige Auseinandersetzung um die künftige Zusammensetzung des Verwaltungsrats. Nach den Skandalen im vergangenen Jahr haben Grossaktionäre offenbar Vizepräsident Severin Schwan ins Visier genommen.

Sollte sich Severin Schwan, Roche-CEO und seit 2014 Mitglied im Verwaltungsrat der Credit Suisse (CS), an der Generalversammlung Ende April zur Wiederwahl stellen, könnte ihm ein eisiger Gegenwind ins Gesicht blasen.

Zwei Grossinvestoren der Bank wollen sich gegen seine Wahl stellen, wie die «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) am Mittwoch schreibt. Die nicht näher bezeichneten Investoren würden versuchen, jede Verlängerung der Amtszeit des Vizepräsidenten zu blockieren, heisst es weiter.

Widerstand an der Generalversammlung angekündigt

Schwan war in den Fokus gerückt, nachdem der Verwaltungsratspräsident António Horta-Osório im vergangenen Monat wegen wiederholter Verstöse gegen die Corona-Quarantänevorschriften abrupt zurückgetreten war.

Zwei der zehn grössten CS-Aktionäre sollen demnach erklärt haben, dass sie gegen Schwan stimmen würden, falls er zur Wiederwahl vorgeschlagen wird. Laut anderen Quellen der Zeitung habe Schwan die Absicht gehabt, die Bank noch vor der Generalversammlung im kommenden April zu verlassen.

Er sei jedoch von anderen Verwaltungsratsmitgliedern gebeten worden, sein Ausscheiden zu überdenken, um die Stabilität unter dem neuen Vorsitzenden Axel Lehmann zu wahren.

Ernsthafte Bedenken

Zudem hätten mehrere andere Investoren ernsthafte Bedenken geäussert, ob Schwan in Anbetracht seines Roche-Chefpostens in der Lage sei, die Vertretung des CS-Präsidenten und dessen Beratung zu erfüllen.

«Wenn er sich zur Wahl stellt, wird es einen Kampf geben», sagte ein Grossaktionär gegenüber der britischen Zeitung. «Seine Rolle als CEO von Roche ist für die Credit Suisse nicht von Vorteil. Er sollte die Credit Suisse verlassen und in einen anderen Verwaltungsrat wechseln», erklärte ein weiterer Aktionär.

Schwankender Schwan

Schwan hatte im vergangenen Monat in einem Interview gesagt, er habe sich noch nicht entschieden, ob er an der Generalversammlung kandidieren werde. «Auf jeden Fall geht es jetzt darum, die Bank zu stabilisieren, und ich bin gerne bereit, den neuen Präsidenten dabei zu unterstützen», fügte er hinzu.

Im vergangenen Jahr hatte Andreas Gottschling, der den Vorsitz des Risikoausschusses innehatte, den Verwaltungsrat verlassen, nachdem mehrere Grossaktionäre angedeutet hatten, sie würden gegen seine Wiederwahl stimmen.

Für und gegen den Präsidenten

Schwan sei massgeblich daran beteiligt gewesen, Horta-Osório in den Verwaltungsrat zu bringen, so der Bericht weiter. Weniger als ein Jahr später sei er aber auch eine der Hauptkräfte gewesen, die auf seine Absetzung gedrängt hätten.

Die Schweizer Grossbank, die am Donnerstag ihr Jahresergebnis 2021 vorlegt, hat ihre Vorschläge für die Verwaltungsratsmitglieder für die GV am 29. April noch nicht veröffentlicht.

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