LGT in Lugano: Boutique-Ansatz mit rotem Teppich

Wenn besonders wohlhabende Kundinnen und Kunden im Tessin ankommen, empfängt sie die LGT mit einem besonderen Programm. Für Vermögen ab 20 Millionen Franken organisiert Andrea Bergamini einen «roten Teppich»-Service: persönlicher Austausch mit Finanz- und Investmentspezialisten des Hauses, Gespräche über das Kulturverständnis der Bank – und nicht selten eine Begegnung mit einem Mitglied der Fürstenfamilie.

Der krönende Höhepunkt: Ein Apéro riche auf dem Balkon des prächtigen gelben Palazzos direkt am Luganersee, den die Bank 2014 von der HSBC Schweiz übernahm, und der auch vielen Touristinnen und Touristen als willkommene Fotokulisse dient. «Das Setting ist einzigartig und hinterlässt bleibenden Eindruck bei unserer Klientel», erklärt Andrea Bergamini im Gespräch mit finews.ch.

Wohlhabende Familien aus ganz Europa

Andrea Bergamini, Managerin Partner und Tessin-Chef der LGT (Bild: LGT)

Seit der Covid-Pandemie zieht es wieder vermehrt Familien aus ganz Europa ins Tessin. Rund 800 Personen oder Haushalte profitieren dort aktuell von Pauschalbesteuerungen – weniger als in Steueroasen wie Zug oder Schwyz, da die Sätze höher sind, aber die enorme Attraktivität ist eindeutig gegeben. Das milde Klima, die Sicherheit und Zuverlässigkeit der Schweiz und deren Infrastruktur verbunden mit der unmittelbaren Nähe zur boomenden Metropole Mailand sind einige Gründe, weshalb es so viele Vermögende in die Sonnenstube der Schweiz zieht.

Auch italienische Unternehmer nutzen die Nähe zur Grenze, um Vermögen und Familieninteressen zu strukturieren, sprich zu diversifizieren – im Gegensatz zu früher völlig transparent und «compliant», wie es im Bankenjargon heisst, also gänzlich versteuert.

Warten auf den Marktzugang nach Italien

Bei der LGT in Lugano haben rund 80 Prozent der Kundinnen und Kunden einen internationalen Pass, gleichzeitig wächst die Zahl derer stetig, die hier in irgendeiner Form steuerlich ansässig sind, erklärt Bergamini weiter. Insgesamt verwaltet die Bank in der Südschweiz Kundengelder in der Höhe von knapp 4 Milliarden Franken.

Mit 37 Banken sowie rund 150 unabhängigen Vermögensverwaltern (EAMs) ist der lokale Markt stark fragmentiert und von einer anhaltenden Konsolidierung geprägt. Viele kleinere EAMs verschwinden, grössere Player – setzen auf Skaleneffekte und warten auf den Tag, an dem die Schweiz den Marktzugang nach Italien erhält. Seit gut zwei Jahren besteht eine Absichtserklärung zwischen der Schweiz und Italien – aber mehr nicht, vorläufig.

Fürstenfamilie selbst investiert

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LGT in Lugano: Piazza Alessandro Manzoni 2 (Bild: finewsticino.ch)

Für Bergamini ist klar: «Der Wettbewerb wird hart bleiben, die Wachstumsraten tendenziell bescheiden sein.» Gleichwohl ist der LGT-Kadermann, der seit seinem Universitätsabschluss, also seit gut 13 Jahren, für die Fürstenbank tätig ist, zuversichtlich. Denn in diesem Umfeld vermag sich die LGT durch mehrere Kompetenzen klar zu differenzieren.

Einerseits ist da die Eigentümerstruktur: Die Fürstenfamilie von Liechtenstein führt die Bank seit Generationen und investiert selbst in deren Produkte. «Das schafft enorme Glaubwürdigkeit, die in der Branche selten ist», stellt Bergamini fest. Zudem hat die LGT früh auf alternative Anlagen (Private Equity, Hedgefonds) sowie auf Immobilien und gewisse Rohstoffe) gesetzt, lange bevor diese im Mainstream angekommen sind. Über ihre Partnerfirma LGT Capital Partners ist die Bank heute eine der führenden Adressen für alternative Anlagen.

Technologische Expertise aufgebaut

Kundenveranstaltungen zu Finanzthemen, aber auch zu Kunst und Kultur, runden das Angebot für die Klientel ab. Das Ziel: Nähe zur Klientel und eine Atmosphäre, in der sich Vertrauen aufbauen lässt. «Gute Kundenberaterinnen und -berater sind mehr als Finanzexperten – es sind Vertraute», unterstreicht Bergamini.

Neben klassischem Private Banking hat die LGT in Lugano auch eine bemerkenswerte technologische Expertise aufgebaut. Seit 18 Monaten arbeitet dort ein Team von zehn IT-Spezialisten an konzernweiten Digitalisierungsprojekten.

Direkter Zugang zu Talenten

Dank der Nähe zur Università della Svizzera italiana (USI) und zur Fachhochschule SUPSI sowie zum Swiss National Supercomputing Centre, dem nationalen Hochleistungsrechenzentrum der Schweiz, hat die Bank vor Ort über einen direkten Zugang zu Talenten.

«Digitalisierung und Künstliche Intelligenz sollen Prozesse beschleunigen und Mitarbeitende entlasten», erklärt Bergamini, aber gleichzeitig ist er auch überzeugt: «Digitale Tools werden den Beruf des Kundenberaters nicht ersetzen, sondern eher stärker befähigen. Gerade im Private Banking bleibt der persönliche Kontakt entscheidend.»

Schon mit einer Million Franken gut aufgehoben

Weltweit verwaltet die LGT fast 400 Milliarden Franken an Vermögen und ist damit eine bedeutende Privatbank. Doch in Lugano positioniert sie sich bewusst als Boutique. Rund 40 Mitarbeitende arbeiten in den drei Einheiten Private Banking, Dienstleistungen für EAMs/Family Offices sowie Financial Services/Administration.

Es ist eine überschaubare Grösse für eine erlesene Klientel, die im Zusammenspiel von individueller Beratung, technologischem Fortschritt und kompetenten Ressourcen noch beträchtlich wachsen kann.

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Luganersee und San Salvatore (Bild: finewsticino.ch)

Darum auch soll das Team in Lugano noch ausgebaut werden, aber nicht um jeden Preis. Qualität vor Quantität lautet die Devise, wie Bergamini unterstreicht und dabei auch betont: «Wir freuen uns, mehr und mehr Kundinnen und Kunden aus dem Schweizer Onshore-Markt willkommen zu heissen. Schon mit einer Million Franken ist man bei uns gut aufgehoben, sagt der Tessiner.

Das «Offering» bleibt dasselbe: massgeschneiderte Lösungen, glaubwürdige Beratung – und ein «Setting», das nur das Tessin bieten kann. Wer den «roten Teppich» an den Gestaden des Luganersees erleben will, muss allerdings etwas mehr als eine Million mitbringen.