Während Verkaufsgespräche bei GAM vom Tisch sind, versucht sich das Management verzweifelt am Turnaround. Dieser kann jedoch nur gelingen, wenn der Geldabfluss stoppt. Die Abhängigkeit von einem Star-Fondsmanager erweist sich als Damoklesschwert.

Die Zukunft des Asset Managers GAM hängt derzeit an einem dünnen Faden. Sprich: An einer Person. Das ist der Investmentmanager Paul McNamara (Bild unten). Der Fixed-Income- und Schwellenland-Experte leitet seit über zehn Jahren festverzinsliche Strategien bei GAM und ist der letzte verbliebene Star unter den Investmentmanagern des Hauses.

Die Abhängigkeit GAMs von McNamara lässt sich an den verwalteten Vermögen ablesen: Rund die Hälfte aller aktiv gemanagten Kundengelder liegen in Fixed-Income-Strategien – und dort betreut McNamara, ursprünglich ein Ökonomie-Professor, mit gut 4,5 Milliarden Franken ein Drittel.

Geldabflüsse sind das Hauptproblem

GAM würde diese Abhängigkeit nie zugeben. Nach den zahlreichen Abgängen unter den Investment Managern gelang dem Schweizer Vermögensverwalter auch eine Reihe von Neueinstellungen, zuletzt im Credit-Bereich mit Anthony Giret oder Jill Barber, die neu das institutionelle Geschäft leitet. Ausserdem würden Manager wie Mark Hawtin, Thomas Funk oder Nial Gallagher sehr erfolgreich arbeiten und Gelder anziehen.

Im aktiven Asset Management zählen tatsächlich die Namen: Kunden investieren vielfach ihr Geld nach wie vor in die Vehikel bestimmter Fondsmanager.

Paul McNamara copy

Würde McNamara zu einem anderen Asset Manager wechseln – dafür gibt es bislang allerdings keine Anzeichen – verlöre GAM weitere Milliarden Franken an Kundenvermögen.

Geldabflüsse sind nach wie vor das Hauptproblem von GAM: Gestoppt wurden sie auch im dritten Quartal 2020 nicht. Der Bereich Investment Management verlor erneut 2,4 Milliarden Franken, womit die Kundenvermögen dort noch knapp 34 Milliarden Franken betragen. Bevor der Skandal um Star-Fondsmanager Tim Haywood den Absturz einleitete, sass GAM auf mehr als 84 Milliarden Franken an Kundenvermögen.

Stabiles Geschäft, aber dünne Margen

Gesamthaft verwaltet GAM noch rund 120 Milliarden Franken, doch es wächst nur der Bereich Private Labelling, in dem die Margen extrem dünn sind. Im Investment Management sind sie mit über 50 Basispunkten mehr als zehnmal höher. Private Labelling erzielt somit etwas über 30 Millionen Franken an Erlösen, während das Investment Management rund 90 Millionen Franken generiert.

Die Risiken lauern somit weiterhin dort. Eines davon ist: GAM stützt sich stark auf langjährige Partnerschaften. Beispielsweise auf Atlanticomnium. Dabei handelt es sich um einen Genfer Credit-Spezialisten. Ein weiterer Partner ist Fermat Capital, ein US-Unternehmen, das auf alternative Anlagen fokussiert. Diese Partner verwalten zweistellige Milliardenvermögen für GAM – oder knapp die Hälfte der aktiv betreuten Assets.

Nicht ewig Kosten senken

Unter CEO Peter Sanderson (Bild unten) hat GAM vor allem auf der Kostenseite Fortschritte gemacht. Doch auch dem früheren Blackrock-Manager ist es bislang nicht gelungen, das «Ausbluten» von GAM zu stoppen. Dies hält nun bald zehn Quartale an.

Peter Sanderson copy

Sanderson wird angesichts sinkender Erträge nicht ewig die Kosten drücken können. Und GAM wirkt mit weiterhin mehr als 700 Angestellten angesichts der 33 Milliarden Franken an Kundendepots im Investment Management weiterhin wie ein aufgeblasener Riese.

Zum Vergleich: Der Zürcher Asset Manager Fisch verwaltet gut 10 Milliarden Franken mit weniger als 100 Angestellten.

Assets an Invesco verkauft

Wie kritisch der Kampf um die Kosten ist, zeigt, dass GAM kürzlich seine Real-Estate-Debt-Fonds an Invesco abstiess. Das siebenköpfige Team unter Andrew Gordon hatte 300 Millionen Dollar verwaltet – ein luxuriöses Setup. Als GAM, damals noch unter CEO Alex Friedman, das Geschäft 2015 gekauft hatte, waren es noch 1,2 Milliarden Dollar gewesen.

GAM-Investoren scheinen kaum mehr an einen Turnaround zu glauben, sofern man die Aktienkursentwicklung anschaut. Der bisherige Wertverlust in diesem Jahr beläuft sich auf knapp 50 Prozent – und der Kurs sinkt weiter.

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