Die Folgen der Corona-Krise sind noch nicht gegessen, während 2021 neue Gefahren für Banken und Versicherer lauern. finews.ch zählt elf Hotspots auf.

1. Die Boni geraten ins Wanken

Die Schweizer Banken haben sich im Corona-Jahr 2020 gut geschlagen. Doch der Bonus ist den Angestellten deswegen nicht sicher, denn: Angesichts einer weltweiten Rezession wäre ein Geldregen für Banker schwierig zu rechtfertigen. «Ganz allgemein muss man wohl mit im Vergleich zum Vorjahr tieferen Boni rechnen, dies aus Solidarität und sozialer Verantwortung», sagte Thomas Gottstein, Chef der Grossbank Credit Suisse (CS), zum Thema.

Derweil macht die drittgrösste Schweizer Bank Raiffeisen gleich ganz tabula rasa. Ab Januar werden bei der Bankengruppe keine individuellen Boni mehr ausbezahlt, sondern nur noch kollektive Erfolgsbeteiligungen für die Leistung als Team.

2. Coronakrise – da war noch was

Milliarden vom Staat und die Geldschwemme der Notenbanken haben den Schweizer Finanzsektor bisher von den Folgen der Krise weitgehend abgeschirmt – die Banken profitierten gar von den hohen Volumen im Börsenhandel. Dennoch meldeten einzelne Institute bereits happige Wertberichtigungen auf Kreditpositionen an. Diese könnten 2021 nochmals deutlich ansteigen, wenn die Staatshilfe für Unternehmen versiegen sollte.

«Wenn, dann kommen die Konkurse zeitverzögert, in zwölf, 24, 36 Monaten», gab kürzlich Heinz Huber, CEO von Raiffeisen Schweiz, gegenüber der Tageszeitung «Blick» zu bedenken. Seitens der Versicherer sind Prämienausfälle zu befürchten, wenn Firmen in Schwierigkeiten geraten. «Wirtschaftlich haben wir noch nicht alles gesehen», warnte auch Baloise-Chef Gert De Winter auf finews.ch.

3. Die digitalen Kannibalen sind losgelassen

CSX 500

Nach der Lancierung der CS-App CSX (Bild oben) im Oktober kündigte die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) im Dezember eine eigene Banking-Applikation an. Dabei dürfte es in den kommenden Monaten nicht bleiben: Es ist besser, wenn ein hauseigenes Digitalprojekt in die Erträge der Stammbank frisst, als wenn es eine Neobank wie Revolut oder N26 tut, dürften sich viele angestammte Institute sagen.

Da der kleine Schweizer Markt schon heute «overbanked» ist, können Neukunden nur jemandem anderen weggenommen werden. Der Konkurrenzkampf im Retailgeschäft wird sich daher nochmals massiv verschärfen – und die grosse Frage ist, ob und wie die Marktführerin UBS reagiert.

4. Eine Flut von Kryptoaktien

Der Höhenflug der Kryptowährungen – der Bitcoin notierte zum Jahresende um die 30’000 Dollar – ist Wasser unter den Kiel für die Schweizer Szene. Die Anbieter wollen die Hausse für den Ausbau nutzen, und stehen nun Schlange für die Ausgabe von Kryptoaktien.

Den Anfang will die Zuger Brokerin Bitcoin Suisse mit einem eigenen Token (Security Token Offering STO) bereits zu Jahresanfang machen. Das Startup strebt für 2021 auch eine Banklizenz und recht forsch eine Milliardenbewertung an. Die Zuger Seba Bank verfügt bereits über eine Lizenz – und hat dieser Tage ebenfalls die Ausgabe von Token angekündigt.

Mit dem Gedränge kündet sich eine erneute Überhitzung an, und böse Erinnerungen an die oftmals wenig fundierten ICO (Initial Coin Offering) der Vergangenheit werden wach.

5. Geldwäscherei: Hartnäckige dunkle Flecken

Der Siegeslauf von Token und Coins steigert auch die Angriffsfläche für die Geldwäscherei: Je einfacher der Transfer von Fiat- zu Digitalwährungen wird, desto mehr Türchen öffnen sich auch für Kriminelle, warnte der Zahlungsübermittlungs-Dienst Swift bereits im vergangenen Herbst in einer Studie.

Dennoch ist das Papiergeld nach wie vor das Hauptproblem: Bis zu 2’000 Milliarden Dollar oder 5 Prozent des weltweiten BIP werden gemäss der Uno jährlich via Cash gewaschen. Wie sich letztes Jahr zeigte, ist der Schweizer Finanzplatz mittendrin: Von den riesigen Korruption-Skandalen um die lateinamerikanischen Staatsfirmen Petrobras und PDVSA sind diverse hiesige Banken betroffen.

Wegen Mängeln in der Geldwäscherei-Bekämpfung verbot die Eidgenössische Finanzmarkt-Aufsicht im vergangenen Februar der Privatbank Julius Bär grössere Übernahmen; diesen September reichte die Bundesanwaltschaft eine Strafklage ein gegen die Grossbank CS wegen Geldwäsche-Verdacht. Währenddessen streitet Bundesbern über das neue Geldwäscherei-Gesetzes (GWG): Anwälte, Treuhänder und Berater wehren sich via Politik vehement gegen eine Ausweitung auf ihren Berufsstand.

6. Ralph Hamers: Ein CEO auf Zeit?

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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