Thomas Gottstein hatte als CEO der Credit Suisse wahrlich keinen einfachen Start. Während die Bank performte, folgte eine Negativnachricht der anderen. Den Bankchef bringt dies bezüglich der Bonuszahlungen in die Zwickmühle.

Negativschlagzeilen zur Credit Suisse (CS) haben zuletzt dominiert. Da war vergangene Woche die Anklage der Bundesanwaltschaft wegen Geldwäscherei. In der ersten Dezemberwoche musste die CS einen Abschreiber von 450 Millionen Franken auf Beteiligung im Asset Management bekannt geben.

Zugleich meldete sie eine mögliche Schadenersatz-Forderung von 680 Millionen Dollar im Zusammenhang mit Zivilklagen wegen US-Hypotheken-Papieren. In der ersten Jahreshälfte musste die zweitgrösste Schweizer Bank einräumen, dass ihr Hongkonger Kunde Lu Zhengyao wohl ein Betrüger ist und Krediten an ihn vom Ausfall bedroht sind. Im Asset Management irritierte die CS mit wilden Verflechtungen in sogenannten Supply-Chain-Fonds.

Thomas Gottstein stieg indessen im Februar zum CEO auf, nachdem die CS durch den Spionageskandal tief erschüttert war und sich von Chef Tidjane Thiam getrennt hatte.

Neubeginn 2021

Dessen ungeachtet lieferte die CS im von der Corona-Pandemie geprägten Geschäftsjahr 2020 solide bis gute Ergebnisse, sie schüttete ihre Dividende in zwei Tranchen aus und kündigte die Wiederaufnahme von Aktienrückkäufen an. CEO Thomas Gottstein sieht eine gute Basis, dass 2021 ein Jahr des Wachstums wird.

Diese Aussage vom Investorentag vergangene Woche wiederholte Gottstein gegenüber der «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig), die am Montag schrieb, der CS-CEO wolle 2021 zu einer Art Neubeginn machen.

Bonusreigen käme schlecht an

Doch zuvor muss sich Gottstein um eine zentrale Frage kümmern: Wie voll soll der Bonustopf in diesem Jahr für die CS-Mitarbeiter sein? Die «FT» schreibt dazu, Gottstein werde schwierige Entscheidungen treffen müssen. Die Bank hat teils sehr gute Resultate geliefert – aber insgesamt ist die Konjunktur durch die Folgen der Pandemie stark beeinträchtigt. Ein Bonusreigen für die Investmentbanker, die vom Handelsboom profitieren konnten, käme in der sensibilisierten Öffentlichkeit schlecht an. 

Auf der Höhe der ersten Corona-Welle vergangenen März hatte Gottstein angekündigt, die Boni seien bei der CS nicht mehr sakrosankt.

Gottstein ist sich bewusst, dass er hier eine Balance finden muss zwischen seinen Angestellten, die ihre Leistungen gebracht haben und einer Gesellschaft, die von der Pandemie teils existenziell getroffen worden ist. «Es ist zu früh, um dazu eine Aussage zu machen», so Gottstein gegenüber der Zeitung. «Aber ganz allgemein muss man wohl mit im Vergleich zum Vorjahr tieferen Boni rechnen, dies aus Solidarität und sozialer Verantwortung.» Das sei eine Herausforderung, so der CS-CEO, aber diese betreffe die ganze Finanzindustrie.

Regulatoren schauen hin

Während es in den Schweizer Banken um die Bonusfrage bislang noch still geblieben ist, haben in Grossbritannien führende Häuser ihre Politik bereits kundgetan. Lloyds Bank beispielsweise hat die Boni für 2020 gestrichen, weil der Gewinn des vor allem im Retail- und Kreditgeschäft tätigen Instituts stark eingebrochen ist. Auch CEO Antonio Horta-Osorio, der designierte Verwaltungsratspräsident der CS, verzichtet dieses Jahr auf den Bonus.

Barclays hingegen kündigte an, die Boni für ihre Händler in der Investmentbank dieses Jahr zu erhöhen. Die Bonusfrage ist auch ein Diskussionspunkt bei den Regulatoren: Die EZB und auch die britische Finanzmarktaufsicht wiederholten erst kürzlich, dass Banken kommendes Jahr wieder Dividenden zahlen dürften, sofern sie für 2020 extrem bescheidene Boni auszahlen würden.

Das betrifft die CS zwar nicht direkt, doch die Stimmung auch in der Schweizer Öffentlichkeit könnte auch gegenüber den heimischen Banken, die dank des Corona-Hilfsprogramms Pluspunkte sammeln konnten, angesichts wohl gefüllter Bonustöpfe kippen. Offenbar hat die CS die Frage mit der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) bereits diskutiert.

Ende Bonus

Unter den Inlandbanken hat ohnehin der Abschied von den alten Bonussystemen begonnen. Die Migros Bank hatte als erste schweizweit tätige Bank die individuelle Bonusbemessung begraben, diesen Sommer kündigte auch die Raiffeisen Gruppe an, künftig nur noch Teams besonders zu belohnen. Man wolle eine Kultur fördern, in der die Mitarbeitenden Sinn stiftende, übergeordnete Ziele verfolgten, hatte Raiffeisen den Schritt begründet.

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